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Mamakind Spannender Liebesroman (German Edition)

Mamakind Spannender Liebesroman (German Edition)

Titel: Mamakind Spannender Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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Mamakind

Den genauen Grund für unseren Streit kann ich gar nicht mehr benennen. Eigentlich haben wir schon immer gestritten. Solange ich denken kann. Meine Mutter hasste Widerreden, folglich hasste sie auch mich. In meinem Elternhaus galt nur eine Meinung. Die des selbsternannten Familienoberhauptes Hannelore Scherz.  Leider war unser Name nicht Programm. Viel zu lachen gab es bei uns nicht. Vater, meine kleine Schwester Tati und Oma Käthe erduldeten Mutters Launen mit einer Engelsgeduld und unterwarfen sich. Ich beugte mich nicht. Das Gesetz zur Ächtung von Gewalt gegen Kinder kam für mich leider zu spät. Ob der Paragraph 1631 sie davon abgehalten hätte, meine Proteste und Weigerungen regelmäßig mit Schlägen auf die Finger und Ohren zu ahnden, ist zweifelhaft. Mein selbstbestimmtes Leben begann an meinem siebzehnten Geburtstag. Ein doppelter Freudentag, denn Lore zog aus. Halleluja! In einer bühnenreifen Vorstellung eröffnete sie uns, dass sie sich in Reinhold verliebt hat und nun zu ihm ziehen will. Obwohl ich den Neuen nicht kannte, galt ihm mein ganzes Mitgefühl. Allerdings nur kurz, denn die Freude über mein Backpfeifen freies Zuhause überwog.

Nachbarn, Lehrer und Mitschüler überschütteten mich mit Mitleid. Die übertriebene Anteilnahme war völlig überflüssig, denn mein Leben ohne Mutter war geradezu paradiesisch. Schließlich lebte ich bei der liebsten Oma der Welt und dem besten Papa, den sich ein Kind nur wünschen kann. Einziger Wermutstropfen war die Tatsache, dass meine kleine Schwester Tati nicht mehr bei uns wohnte. Aber dafür hatte ich das Zimmer, das wir uns zwölf Jahre lang teilten nun ganz für mich allein. Mein Vater, ein gelernter Tischler, überraschte mich mit einem neuen Schreibtisch. Er baute mir das schöne Möbel, damit ich endlich in Klausur gehen konnte. »Ein Meisterstück«, lobte ich seine Handwerkskunst. Vor drei Jahren machte er seinen offiziellen Meister. Nur Lore zu Liebe. Ein einfacher Tischler war in ihren Augen nicht gut genug. Selbstständig sollte er sich danach machen. Ob ein eigener Betrieb sie daran gehindert hätte, sich in einen anderen Mann zu verlieben, lasse ich mal dahin gestellt. Gegen Reinholds Im- und Export Firma hätte eine kleine Tischlerei sowieso keine Chancen gehabt. Trotz eigenem Sekretär aus massiver Mooreiche, verrichtete ich meine Aufgaben wie üblich auch weiterhin am runden Resopaltisch in der Küche. So konnte ich Omi beim Kochen und Backen zusehen oder zusammen mit ihr einfach nur einen Kaffee trinken und mich an ihren komischen Anekdoten erfreuen. Von ihren Erlebnissen mit den Zeugen Jehovas, die vormittags mit ihrem Wachturm in Hand an unserer Tür läuteten und auf der Suche nach Gott waren.
   »Tut mir leid. Sie sind fünf Minuten zu spät. Er ist gerade weg. Aber wenn Sie sich beeilen, dann erwischen sie ihn noch an der Bushaltestelle. Also hopp hopp!« Unsere gemeinsamen Mahlzeiten waren ständig von lustigen Geschichten dieser Art geprägt. Wir lachten uns immer schlapp und genossen die leckeren Gerichte, die Käthe täglich mit ganz viel Liebe für ihren Sohn und ihre große Enkelin zubereitete.

Vor Lore hatte ich mehr als zwei Jahre Ruhe. Solange dauerte es, bis sie von meinem Vater geschieden wurde und Reinhold ihr einen Ring ansteckte. »Was für ein Trottel«, sagte ich zu Papa am Morgen ihrer Hochzeit. »Wenn er es bis jetzt nicht geschnallt hat, wen er sich da angelacht hat, dann ist ihm auch nicht mehr zu helfen.« Mein Vater grinste, obwohl ich wusste, wie traurig er war. Insgeheim hatte er gehofft, das Biest würde irgendwann wieder zu ihm zurück kommen.

»Blamiere mich hier nicht und halte dich mit deiner vorlauten Klappe zurück«, zischelte sie mir noch in der Tür zu. Danach folgte die obligatorische Musterung. Ihr abfälliger Blick zeigte mir deutlich, dass sie mit meinem Outfit nicht einverstanden war. »Du hättest dich dem Anlass entsprechend ein wenig netter zurechtmachen können. Sieh dir nur deine Haare an. Soll das etwa eine Frisur sein?« Ich ließ sie wortlos stehen und begrüßte meine Schwester Tatjana. Im Flüsterton stellte sie mir die Anwesenden vor. Reinholds Eltern, seine Söhne Kilian und Maik, die Nachbarn, die Kollegen und... und...und. Tati fühlte sich wohl im Kreise ihrer neuen Familie. Ich hatte keine Lust auf die Fremden. Ständig schaute ich auf die Uhr und hoffte, der Tag möge recht schnell vorbeigehen. Aber er zog sich. Sektempfang. Fahrt zum Standesamt.

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