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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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Seite vier wurde es dann interessanter. Vor knapp einem Jahr hatte es einigen Rummel um die Beauty-Spezialisten des »Privatsanatoriums Lappé« gegeben. Zu wenig Beauty, dafür anscheinend ein paar peinliche Kunstfehler. Die Ergebnisse der Schönheitsoperationen hatten in mindestens zwei Fällen nicht so ganz den Erwartungen entsprochen. Was genau passiert war, stand nicht da. Vielleicht war während einer schicken Vernissage eine aufgespritzte Lippe explodiert wie eine überhitzte Bockwurst? Oder ein sprödes Gesicht wegen einer spröden Naht wieder in sich zusammengefallen? Wer weiß, der Möglichkeiten gab es viele.
    Dann wurde es noch interessanter! Von etwas dubiosen Geschäftsbeziehungen war die Rede. Von Geldgebern, die tief im Süden oder weit im Osten saßen, mit weitverzweigten Geschäften, die kaum einer durchblickte, und mit Profiten, die sich angeblich umgekehrt proportional zur investierten Moral verhielten. Da wurde dann und wann halt auch mal ein neues Gesicht gebraucht, weil das alte zu unansehnlich oder zu bekannt geworden war. So wie bei diesem Einfaltspinsel von Mafioso, der sich in Lappés Sanatorium verschönern und verändern lassen wollte. Leider wurde er aber schon seit Längerem mit internationalem Haftbefehl gesucht und deshalb praktisch von der Fettabsaugepumpe weg in Lappés Sanatorium verhaftet. Das war der Beweis: Nicht nur Schönheit hat ihren Preis. Dummheit auch.
    Diese Geschichte mit dem entfetteten Mafioso war vor einem knappen Jahr passiert und hatte reichlich Wellen geschlagen. Umso erstaunlicher, dass kurz danach plötzlich wieder absolute Ruhe im Nachrichten-Karton herrschte. So abrupt, wie alles aufgeflogen war, so abrupt war es wieder in der Versenkung verschwunden. Letztlich ließ sich nichts wirklich wasserdicht verifizieren – eine Gegendarstellung jagte die andere und am Ende verlief alles im Sande. Selbst die »Süddeutsche Zeitung« nahm kleinlaut das Meiste mit dem »Ausdruck des Bedauerns« zurück. Wer auch immer das gedeichselt hatte, eines stand fest: Hans-Jürgen Lappé schien wirklich Einfluss zu haben. Und ihn auch einzusetzen.
    »Ich bin mit meinen Anrufen durch, Chef. Und was ich dabei erfahren habe, ist ganz interessant, denke ich.«
    Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Sonia hereingekommen war. Lag wahrscheinlich daran, dass sie nicht auf Füßen, sondern auf Samtpfötchen ging. Jedenfalls schreckte ich merklich zusammen und meinen aufgeblähten Backen entfuhr ein tiefer Zug Havanna-Seligkeit. Allerdings bekam ich einen Teil dieser Seligkeit dabei in die Luftröhre.
    »Entschuldigung!«, sagte sie. »Habe ich Sie etwa erschreckt?«
    »Macht nichts. Setzen Sie sich, ich bin ganz Ohr«, röchelte ich.
    Sie setzte sich. In der rechten Hand hielt sie einen Schreibblock mit Notizen, die sie mit Bleistift geschrieben hatte. Sie schrieb also mit Bleistift. War zwar ganz und gar unwichtig, aber ich fand es trotzdem bemerkenswert. Irgendwie.
    »Womit soll ich anfangen, mit ihm oder mit ihr?«, fragte sie.
    »Mit ihm.«
    »Hans-Jürgen Lappé gilt als begnadeter Chirurg und hat eine ziemlich prominente Klientel. Er selber hat sich aber in den ganzen Jahren in der Münchner Szene eher rargemacht. Ab und zu mal eine Vernissage oder einen der üblichen Faschingsbälle. Kontaktpflege eben, aber das war es auch schon. Bis vor ungefähr zweieinhalb Jahren, als er mit seiner neuen Flamme auftauchte. Von da an wurde er plötzlich zum Selbstdarsteller und hat kein Event mehr ausgelassen. Partys, Modenschauen, Präsentationen von neuen Autos, Promi-Golfturniere, das ganze Programm halt. Letztes Jahr kamen dann ziemlich hässliche Gerüchte auf: Von verpfuschten Operationen war die Rede oder, wie man in diesen Kreisen wohl eher sagt: von Kunstfehlern. Außerdem wurde hier und da von Drogengeschichten gemunkelt. Konnte aber nie etwas nachgewiesen werden. Auf jeden Fall sind zu dieser Zeit in seiner Privatklinik plötzlich Leute ein- und ausgegangen sein, die ... na ja, wie soll ich sagen ...«
    »... von recht zweifelhafter Herkunft waren, stimmt’s? ...«
    »... ja, genau!«
    Sonia zog anerkennend die rechte Augenbraue hoch. Ich winkte lässig ab. Daraufhin knipste sie ihr zauberhaftes Lächeln an und rechtzeitig wieder aus, bevor ich zu sieden begann. Ihr Timing war grandios.
    »Aber eins wissen Sie noch nicht, Chef: Es gibt Gerüchte, dass Lappé finanzielle Probleme haben soll. Man sagt, er hätte sich ziemlich böse verkalkuliert.«
    «Inwiefern?«
    »Also, die Sache ist

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