KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
die: Nach dem Tod seiner ersten Frau vor nicht ganz drei Jahren hat Lappé eine Stange Geld in die Klinik investiert. Zusätzliche OP-Räume, sämtliche Zimmer luxuriös renoviert, teure Spezialisten eingestellt und so weiter. Das Problem ist anscheinend nur, dass ...«
»Moment, nicht so schnell! Sie sagten, Lappés erste Frau sei gestorben. Woran?«
»An einer Fischgräte! Haben Sie denn davon gar nichts mitbekommen, Chef? Stand doch in allen Münchner Zeitungen: Die beiden waren so richtig schick Essen bei ihrem Lieblingsitaliener in Schwabing, plötzlich läuft sie blau an, kippt vom Stuhl und erstickt jämmerlich.«
Stimmte. Jetzt, wo Sonia die Geschichte erwähnte, dämmerte es mir wieder. Hatte ich tatsächlich gelesen. Oder besser: Überflogen, denn die Tratschgeschichten über die Münchner Schnickischnacki-Gesellschaft haben mich noch nie so interessiert. Für mich war damals eher die entscheidende Botschaft gewesen, dass man eben nichts essen soll, was keine Knochen, sondern Gräten hat. Oder, wenn es schon sein musste, eben besser aufpassen. Allerdings musste ich jetzt daran denken, dass es Vanessas Mutter gewesen war, die damals starb. Und das war natürlich kein Schnickischnacki, sondern sehr traurig.
»Und Vanessa?«, fragte ich deshalb. »War die etwa dabei?«
»Zum großen Glück nicht! Aber der Schock war so auch schon gewaltig genug, kann man sich ja vorstellen: Die Eltern verlassen gemeinsam das Haus und dann kommt der Vater alleine zurück und muss seiner Tochter erklären, dass die Mutter im Restaurant erstickt ist. An einer Fischgräte! Mein Gott, wie gruselig, was?«
»Kann man wohl sagen!«
Ich machte eine kurze Denkpause, Schweigeminute quasi, bevor ich fortfuhr: »Und wie war das mit Lappés finanziellen Schwierigkeiten, die Sie eben erwähnten?«
Sonias schlanker Zeigefinger fuhr über die Bleistiftnotizen auf ihrem Schoß, bis er die gesuchte Information gefunden hatte, und legte sich an exakt dieser Stelle nieder wie ein zufriedenes Hündchen.
»Lappés Frau stammte aus einem sehr wohlhabenden Elternhaus in Norditalien, irgendwo in der Nähe von Mailand. Sie soll damals viel Geld in die Ehe gebracht haben. Aber sie soll auch die Hand drauf gehalten haben, wenn es ums Geldausgeben ging. Dieses Vermögen hat Lappé natürlich geerbt. Böse Zungen behaupteten damals übrigens: keine Sekunde zu früh! Jedenfalls hat er ordentlich in sein Sanatorium investiert. Das Problem ist dabei nur, wie gesagt, dass ein beträchtlicher Teil der potenziellen Kundschaft mittlerweile immer öfter nach Polen, Ex-Jugoslawien oder Ungarn fährt, wegen der Schnäppchenpreise dort, nehme ich an.«
»Geiz ist eben geil! Bei so manchen sogar die einzige Geilheit, die ihnen noch geblieben ist.«
Sonia schmunzelte.
»Tja, wer weiß. Aber apropos Geiz: Die Einzige, die sich überhaupt nicht durch übertriebenen Geiz auszeichnet, ist Jüjüs Neue.«
»Jüjü?«
»Lappés Spitzname. So nennen ihn die guten Freunde und die besten Feinde. Die Grenzen sind da recht fließend, wie man sich so erzählt.«
»Und was erzählt man sich so über Jüjüs neue Gattin? Außer, dass sie kostspielig ist, meine ich.«
»Maria Lappé galt lange Zeit als richtige Schickeria-Tante. Hieß ursprünglich Maria Bunzenbichler und kommt aus einem winzigen Kaff in der Nähe von Traunstein.«
»Wie alt?«
»Neununddreißig. Ist vor ungefähr fünfzehn Jahren nach München gekommen, hat bei einem privaten Lokalsender volontiert, der mittlerweile aber pleite ist, und da ein paar Jahre lang verschiedene Sendungen moderiert. Aber nicht als Maria Bunzenbichler, sondern unter dem Namen Maria Fröhlich.«
»Und bei einer dieser Sendungen hat sie dann Jüjü kennengelernt, nehme ich an.«
»Genau! Und zwar anlässlich einer Reportage über ›Die Macher von München‹, für die sie den erfolgreichen Chirurgen Hans-Jürgen Lappé und seine Privatklinik vorgestellt hat. Ist schon ein paar Jahre her. Jedenfalls soll es da wohl zwischen den beiden ziemlich gefunkt haben. War aber, wenn überhaupt, nicht mehr als eine kurze Affäre. Na ja, Lappé war schließlich verheiratet. Ungefähr ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Frau, also vor etwa zweieinhalb Jahren, ist Maria Fröhlich plötzlich wieder in seinem Dunstkreis aufgetaucht. Und die gegenseitige Zuneigung war anscheinend noch nicht erkaltet. Ein knappes halbes Jahr später war sie dann die neue Frau Lappé. Das ist alles, was ich bisher herausbekommen habe.«
»Und das ist jede
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