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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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nicht einfach weggelaufen, sondern entführt worden ist.«
    Maria Lappé hakte sich wieder aus und ihr Busen suchte das Weite. Schade. Dann lachte sie plötzlich auf.
    »Und so einen Unsinn glauben Sie?«
    Ihr Lachen kam mir eigentümlich vor. Wenn es amüsiert, ungläubig oder verächtlich geklungen hätte, hätte ich das verstanden, wenn auch nicht gut gefunden. Aber dieses Lachen klang eindeutig gekünstelt und nervös.
    »Es geht eigentlich nicht so sehr darum, was ich glaube, sondern darum, was Vanessa glaubt. Und irgendeinen Grund muss es schließlich dafür geben, dass sie ...«
    »Überhaupt keinen! Vanessa hat einfach zu viel Fantasie, das ist alles. Seien Sie mir nicht böse, Herr Katz, aber haben Sie wirklich nichts Wichtigeres zu tun, als den Hirngespinsten einer Zwölfjährigen nachzujagen?«
    »Das schon«, log ich. »Aber als Detektiv versuche ich grundsätzlich, den Dingen auf den Grund zu gehen. Berufskrankheit, wenn Sie so wollen. Und dabei erweisen sich unbedeutende Kleinigkeiten sehr oft als wichtig. Und Hirngespinste als Realität.«
    Was ich da sagte, war gar nicht mal so unclever. Außerdem: Was hätte ich in dieser Situation sonst auch sagen sollen? Dass ein entführter Dobermann immer noch besser war, als Däumchen zu drehen? Dass ich, ohne es begründen zu können, Vanessas Anliegen nicht einfach so als Quatsch abtun wollte, auch wenn ich die Entführung eines Hundes selbst als Quatsch empfand? Oder dass ich im Moment von einem, nämlich Aufträge, zu wenig und vom anderen, nämlich Zeit, zu viel hatte?
    Wir erreichten den Teich. Unter der grünlich schimmernden Wasseroberfläche schwammen grellbunte Muster träge umher.
    »Koi-Karpfen«, seufzte Maria Lappé unvermittelt, »ein Hobby meines Mannes. Ich weiß nicht, was er an diesen glitschigen, stummen Dingern findet. Und dann sind die auch noch so grotesk teuer! Wissen Sie, was so ein Koi-Karpfen kostet?«
    Als ob mich das interessiert hätte! Trotzdem wollte ich nicht unhöflich sein und war außerdem froh, unserem Gespräch vielleicht eine etwas angenehmere Wendung geben zu können.
    »Ehrlich gesagt: nein! Ich weiß noch nicht mal, was Goldfische kosten.«
    »Für besonders schöne Exemplare zahlen Liebhaber 15.000 Euro, wahrscheinlich sogar noch viel mehr. Verrückt! Und wofür? Damit die Vögel ab und zu mal eine leckere Abwechslung in ihrem Speiseplan haben! Deshalb habe ich meinem Mann auch ausdrücklich verboten, mehr als zweieinhalbtausend Euro pro Stück auszugeben.«
    Zweieinhalbtausend, mehr nicht! Ich sah den Tümpel unter einem ganz neuen Blickwinkel – ein Griff ins trübe Nass und die ärgsten Nöte wären fürs Erste aus der Welt!
    Der Kater saß rechts neben mir und tat betont unbeteiligt. Jede Wette, dass nicht die Vögel das Problem waren, sondern dieses fette Bürschchen, dessen Lieblingsspeise mit »K« anfing und mit »oi-Karpfen« aufhörte, dachte ich. Aber er fraß ja jedes Mal höchsten für zweieinhalbtausend Euro, mehr nicht – immerhin ein Trost.
    »Kommen Sie, Herr Katz, ich lade Sie zu einem Drink auf der Terrasse ein, und dabei möchte ich Ihnen ein Angebot machen. Einverstanden?«
    Ich nickte nur. Ein Abschiedsdrink, warum nicht: Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten, Herr Detektiv, trotzdem sehr schön, dass wir uns kennengelernt haben, lassen Sie mich bitte wissen, wenn Sie irgendwelche Auslagen hatten ...
    Wir machten uns auf den Rückweg. Wieder hakte Maria Lappé sich bei mir ein, mein Arm und ihre Brüste begrüßten sich wie alte Bekannte.
    »Ich hatte noch nie mit einem Detektiv zu tun. Das muss doch ein irrsinnig aufregender Beruf sein!« schmeichelte sie in die Stille hinein.
    »Eigentlich wie jeder andere auch. Zumindest meistens«, antwortete ich vieldeutig, weil ich mangels Erfahrung nichts Eindeutigeres zu sagen hatte. »Auf jeden Fall lernt man sehr interessante Menschen kennen.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Was war denn bislang so ihr interessantester Fall?«
    Angesichts dieser Wendung entschied ich, meinen Gesichtsausdruck zu wechseln: Von der freundlich-unverbindlichen Plaudermiene schaltete ich für eine Zehntelsekunde in den Leerlauf und dann, ohne das leiseste Knirschen im Getriebe, in die Übersetzung für widriges Gelände – der undurchschaubare, mit allen Wassern gewaschene Profi, der keinen Blick in seine Karten erlaubte.
    »Tut mir leid, aber darüber kann ich leider nicht sprechen. Alles praktisch noch schwebende Fälle, wissen Sie.«
    Heilige Nebelgranate –

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