Katzen, Killer und Kakteen
standen schüchtern im Hintergrund.
»O mein Gott«, sagte Penelope.
»Seht Ihr, Mylady…«
Andy schob Penelope das Paket entgegen. Es war in Weihnachtspapier eingewickelt.
»Was ist das?« fragte sie.
»Mach’s auf, Penelope. Ich hatte nur noch Weihnachtspapier, aber ich weiß ja, wie gerne du das Fest magst, also habe ich mir gedacht, daß es dir nichts ausmachen würde.«
Typisch Andy – Weihnachtspapier im März.
Die Gäste bildeten einen Kreis, während Penelope sich den Weihnachtsmannanhänger ansah: FÜR PENELOPE UND BIG MIKE. Sie riß das Papier auf und packte die Titelseite des Empty Creek News Journal aus, auf der ein Bericht über Penelopes und Mycrofts Beitrag zur Verhaftung von Herbert Fletcher stand. Sie war wunderschön gerahmt, aber die Überschrift war Penelope peinlich. Bei Mycroft war sie sich da nicht so sicher. Er hatte eine unbegrenzte Fähigkeit, Lob zu verarbeiten, und ihm schien sein Bild in der Zeitung zu gefallen.
ORTSANSÄSSIGE HELDIN FÄNGT KILLER:
KATER BEHILFLICH BEI AUFLÖSUNG
DES VERBRECHENS
»Danke, Andy.« Sie küßte ihn direkt vor allen Leuten.
Penelope und Mycroft wurden zu Ehrenmitgliedern der Polizei von Empty Creek ernannt und bekamen Marken und Ausweise in Lederetuis, obwohl Big Mike gar keine Taschen besaß.
Nachdem Dutch die Verleihung durchgeführt hatte, sagte Penelope: »Eigentlich hat Mycroft den Fall aufgeklärt.«
Alle applaudierten lautstark.’ Von Mycrofts Standpunkt aus gesehen, fing die Party jedoch etwas trübselig an. Penelope hatte ihm verboten, die Hors-d’oeuvres zu probieren, ihn daran gehindert, mit den Eiswürfeln zu spielen, die verführerisch in der Bowle herumschwammen, und ihm glattweg damit gedroht, ihn rauszuwerfen, wenn er nicht damit aufhörte, Alexander dazu zu provozieren, ihn durch das Wohnzimmer zu jagen.
Wie sollte erMurphy Brown beeindrucken, wenn ihm so viele Regeln einen Strich durch die Rechnung machten? So konnte man doch nicht mit einem Helden umgehen.
»Mikey, du bist mein Bester«, sagte Alyce. Sie kratzte ihn unter dem Kinn.
Na, wenigstens hatte sie die richtige Einstellung!
Nachdem sich Alyce in einer Ecke des Wohnzimmers niedergelassen hatte – sie hatte versprochen, für alle die Zukunft vorherzusagen –, kletterte Big Mike auf ihren Schoß. Er war wahrscheinlich der Meinung, daß sie einen Vertrauten brauchte, um ihre verschiedenen Künste richtig auszuüben. Außerdem konnte man von dort aus gut die Leute beobachten, und Alyce hatte immer so interessante Dinge zu sagen.
Sie hatte regen Zulauf unter den Gästen. Obwohl die Atmosphäre nicht gerade ideal für das Ausüben ihres Handwerks war, nahm sie von jedem einen Gegenstand – einen Schal, einen Ring, etwas Persönliches –, hielt ihn in der Hand und konzentrierte sich auf die Aura, die von der jeweiligen Person ausging. Die Situation unterschied sich nicht viel von der bei dem elisabethanischen Frühlingsfest, wo sie als Jungfer Alyce Smith eine Bude unterhielt und zwischen all den Menschenmassen, die an der Feier teilnahmen, ihre Künste ausübte.
»Hi, Laney«, sagte Alyce. »Ich sehe, Sie haben gerade einen neuen Roman beendet.«
»Unglaublich. Ich habe ihn erst heute nachmittag fertiggeschrieben und noch niemandem davon erzählt, nicht einmal Wally.«
Alyce lächelte, schloß die Augen, runzelte ihre hübschen Augenbrauen und konzentrierte sich auf das goldene Armband, das Laney vom Handgelenk genommen hatte.
»Wally hat es mir zum Geburtstag geschenkt.«
»Er wird Ihnen noch viele andere Geschenke machen. Ich sehe einen Ring. Einen Diamantring.«
»O Gott, wird dieser Typ etwa ewig seine Stiefel unter meinem Bett parken?«
Alyce öffnete die Augen und lächelte. »Das ist möglich.«
Heiraten schien in der Luft zu liegen, da Alyce Cassie sagte, daß sie Kirchenglocken hörte. Dutch sah sie in einem Frack. »Wahrscheinlich als Bräutigam.«
Cassie führte Dutch lächelnd in eine Ecke, um dort ein bißchen zu knutschen.
Für Sam und Debbie galt das gleiche.
Wenn das so weiterging, würde Empty Creek Brautmoden ein Bombengeschäft machen.
Penelope füllte Bowle in ein Glas und ließ sich auf den Stuhl gegenüber Alyce gleiten. »Ich habe mir gedacht, Sie möchten vielleicht etwas zu trinken.«
»Danke. Und danke auch für… na, Sie wissen schon.«
Penelope nickte. »Ich weiß.«
Mycroft hatte Penelope scheinbar vergeben, denn er sprang auf ihren Schoß und schaute mit seinen großen, seltsamen Augen zu ihr hoch. Er
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