Katzenjammer
natürlich fühle ich mich geschmeichelt, dass mich Luisa hier verewigt hat. Der Sinn der Rolle ist mir allerdings immer noch nicht ganz klar. Und warum sich Marc darüber so freut, auch nicht.
»So«, verkündet dieser, »dann wollen wir das Begrüßungsplakat mal an geeigneter Stelle aufhängen. Wo hättest du es denn gerne?«
Luisa überlegt kurz.
»Vielleicht gleich unten? Wenn man von der Praxis ins Treppenhaus kommt? Dann sieht es Carolin sofort, wenn sie reinkommt. Das wäre doch schön.«
Aha. Eine Begrüßung. Das ist natürlich nett. Wenn auch ein bisschen albern, schließlich sind Carolin und ich mittlerweile doch fast jeden Tag hier. Warum nun gerade jetzt dieses Plakat aufgehängt werden muss, verstehe ich nicht ganz.
»Gut. Ich glaube, ich habe noch irgendwo Teppichklebeband, damit müsste es gut halten.«
Gesagt, getan. Kurz darauf stehen wir zusammen mit Frau Warnke vor dem Aufgang zur Wohnung und bewundern Luisas Werk. Und keine Sekunde zu früh, denn in diesem Moment ertönt eine Hupe, die offensichtlich zu Carolins Möbelwagen gehört. Jedenfalls verschwinden Marc und Luisa sofort nach draußen, ich schließe mich den beiden an.
Tatsächlich. Der gelbe Lastwagen hält vor der Tür, und neben dem Fahrer, der sich als der Blödmann von heute Mittag herausstellt, springt auch Carolin heraus.
»So! Endlich fertig!«
»Dann mal Welcome Home , meine Liebe. Ich würde dich jetzt gerne über die Schwelle tragen, aber ich fürchte, ich habe mich heute Morgen an deinem Klavier verhoben.«
Carolin tätschelt Marcs Wange.
»Du Armer, man wird eben nicht jünger. Aber ich weiß den Gedanken zu schätzen.«
Jetzt zupft Luisa sie ungeduldig am Ärmel.
»Komm mal mit rein!«
Carolin lächelt und nickt, dann gehen die drei ins Haus. Bevor ich noch hinterherlaufen kann, höre ich schon Carolins Stimme.
»Oh, Luisa, wie schön! Das ist ja ein toller Empfang, vielen Dank!«
Ich biege um die Ecke und sehe, wie Marc Luisa und Carolin umarmt. Was er sagt, kann ich nicht hören, aber ich bin mir sicher, dass es irgendetwas ist, was Herrn Beck überhaupt nicht gefallen würde. Etwas Nettes eben. Hat einfach keine Ahnung, der blöde Kater. Natürlich ist das hier ein Happy End. Wir sind endlich eine richtige Familie. Ein Mann, eine Frau und ein Kind. Und ich. Ein kleiner Dackel.
ZWEI
W irklich, Marc. Entweder du trennst dich endlich mal von ein paar dieser Uralt-Klamotten, oder wir brauchen einen neuen Kleiderschrank. Du hast selbst gesagt, du wolltest mal ausmisten.«
Carolin und Marc stehen vor dem großen Schrank im Schlafzimmer der neuen Wohnung. Vor Carolin liegt ein großer blauer Plastiksack, in den sie gerade ein paar von Marcs Sachen aus dem Schrank gelegt hat. Oder besser gesagt: legen wollte. Denn schon das erste Teil hat Marc umgehend wieder aus dem Sack gefischt.
»Dieses Hemd ist noch so gut wie neu. Guck mal, da ist sogar noch das Preisschild dran.«
»Marc, es sieht aus wie ein Küchenhandtuch. Blau-grün karierter Flanell, gekauft bei Tchibo. Das ist jetzt nicht dein Ernst.«
Das Teil wandert wieder in den Müllsack. Carolin greift erneut in den Schrank und holt etwas hervor, was mich von der Form entfernt an einen der Kittel erinnert, die Marc bei der Arbeit trägt. Es hat allerdings eine Art Blümchenmuster. Sehr ungewöhnlich.
»So. Was spricht für dieses Teil?«
Marc schnappt empört nach Luft.
»Hallo? Das ist ein echtes Designerstück. Habe ich mal von einem Kurztrip nach London mitgebracht.«
»Und? Schon mal getragen?«
»Äh, na ja …«
Der Blümchenkittel wandert in den Sack. Der nächste Kandidat ist eine Hose. Marc sieht sie und richtet sich spontan zu voller Größe auf.
»Also echt jetzt! Das ist meine absolute Lieblingshose! Und die sieht doch noch super aus!«
»Marc, wenn es deine absolute Lieblingshose ist, wieso habe ich sie dann noch nie an dir gesehen? Wir kennen uns jetzt ein Jahr, ich würde sagen, du hattest sie noch nie an. Und offen gestanden glaube ich, sie passt dir auch gar nicht mehr.«
»Entschuldige mal! Natürlich passt die mir noch!«
»Ja? Das will ich sehen.«
Carolin hält ihm die Hose unter die Nase. Marc seufzt und zieht seine aktuelle Hose aus. Er schlüpft in die andere, zieht sie hoch und lächelt triumphierend.
»Da siehst du’s. Passt!«
Carolin verzieht keine Miene.
»Zumachen.«
»Bitte?«
»Du musst sie zumachen. Sonst zählt es nicht.«
Marc schüttelt unwillig den Kopf und macht sich daran, die vielen Knöpfe zu
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