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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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hatten er und Jürgen ihm aber auch einen schmucken Laden im Viertel besorgt.
    Die Heftpistole hing fest. Frank unterbrach seinen inneren Monolog, um vorsichtig an ihr zu ziehen. Nichts. Er zog etwas energischer. Beim dritten Versuch riss er mit der verhakten Klammer die Bastmatte vom Gestänge. Damit ging auch der Rest seines Gleichmuts flöten. Er fluchte wie ein Kutscher über den Wind, den September und, als er sich noch immer nicht besser fühlte, über Jürgen, dem die Jahreszeiten in seiner hippen Bar egal waren. Während er die Klammer aus der Pistole fummelte, überlegte Frank zum ersten Mal, ob er seinen Strand mit den liebevoll angepinselten Liegestühlen nicht aufgeben und in eines der Boote ziehen sollte, die etwa hundert Meter links von ihm vertäut lagen. Es gab da einen alten Kutter, der seit einer Weile leer zu stehen schien, ein bisschen rostig zwar, aber sonst noch gut in Schuss. Und groß genug für ein Lokal, das auch im Winter Frucht abwarf.
    »Machst du zu?«
    Widerwillig beendete Frank seinen Traum von einem Tresen aus antiken Planken und sah auf. Nico, die Hebamme. Seit einer Weile war sie regelmäßig auf einem der Hausboote zugange. Wenn sie fertig war, kam sie meist auf einen Schwatz und einenMilchkaffee bei ihm vorbei. Summa summarum fünfundzwanzig Euro für die letzten beiden Wochen, überschlug Franks Krämerhirn. Manchmal kam sie auch abends, mit ihrem Freund. Man mochte kaum glauben, dass er Bulle war, wie er da neben ihr stand und nebulös auf die flatternde Bastmatte starrte.
    Frank wies erst auf Timmi und dann auf die beiden Gestalten, die in Decken gewickelt in ihren Liegestühlen hingen. »Sieht das zu aus?«
    »Ich frage nur, weil du abbaust.«
    »Ich bau nicht ab, ich bau an. Wollt ihr was trinken?«
    »Zwei Ginger Ale.«
    Schnaubend wälzte Frank sich auf die richtige Seite der Bar. Als er Nico die Flaschen zuschob, bemerkte sie mit einem Seitenblick auf Timmi: »Hast du die Zeitung gelesen?«
    »Hab keine Zeitungen«, murrte Frank. »Die da sind mitgebracht.«
    Sie lächelte. »Im Katinka gibt es welche.«
    »Ja und? Hier gibt es Sand und Wasser.«
    Nicht, dass er Jürgen seinen Erfolg nicht gönnte, aber alles hatte seine Grenzen.
    »Es stand etwas über das Haus drin.«
    Frank begriff nicht gleich. »Welches Haus?«
    Nico runzelte die Stirn. »Erzähl mir nicht, dass die Gerüchte zu dir nicht vorgedrungen sind! Die ›Aphrodite‹!«
    Mit lautem Klimpern fiel bei Frank der Groschen. Die Gerüchte! Klar waren die zu ihm vorgedrungen. Er ging jede Wette ein, dass sie sogar bis unter die Bürzel der Havelenten vorgedrungen waren, die Hohlräume seiner Bastmatten waren jedenfalls voll davon, vielleicht waren sie deshalb so brüchig. »Okay. Und was stand drin?«
    »Dass es eine Art Seminarhaus ist.«
    »Nicht schlecht!«, brummte Frank. »Ein Seminarhaus für schnucklige Mädchen.«
    »Na und. Es gibt bestimmt auch welche für hässliche Jungs. Die Leiterin ist gebürtige Potsdamerin. Interessant, nicht?«
    »Name?«
    »Elsa noch was … Lorenz, glaube ich.«
    Frank schüttelte den Kopf. »Was stand noch drin?«
    »Der Rest war ein bisschen schwammig. Rückbesinnung auf die Potentiale der Weiblichkeit und irgendwas gegen den Verfall der Liebeskultur seit der Renaissance.«
    Frank seufzte. Mit Verfall kannte er sich aus. Er sah, dass Timmi zu lesen aufgehört hatte und die Ohren spitzte.
    »Ein Foto war auch dabei«, fügte Nico hinzu.
    Timmi stand auf und kam zu ihnen herüber. Er pfefferte seine Zeitung auf den Tresen. »Das hier?«
    »Genau.«
    Frank beugte sich über die Seite und stieß einen Pfiff aus. »Holla! Bei der würde ich auch gern lernen.«
    »Sie ist mindestens vierzig«, bemerkte Nico.
    »Aber sie hat Klasse, das sieht man auf den ersten Blick. Außerdem sind Vierzigerinnen so ziemlich das Beste, was einem Mann passieren kann.«
    Nico kräuselte die Lippen. »So. Und was machst du mit ihnen, wenn sie fünfzig sind?«
    »Ich rede nicht von Zeitspannen, sondern vom Reifegrad«, verteidigte sich Frank und drehte die Zeitung zu Timmi. »Was sagst du?«
    Timmi verzog den Mund. »Nicht mein Geschmack.«
    »Na ja«, lenkte Frank ein. »Die Haare könnten länger sein. Und der Schal verdeckt das Dekolleté, ein Jammer. Aber sonst ist nichts dran auszusetzen. Und wenn sie sich auf Liebe versteht …«
    »Liebeskunst«, korrigierte Nico.
    »Umso besser. Wir lassen uns gern mal von bewanderten Damen einwickeln, was, Alter?«
    Timmi reagierte nicht. Er starrte wie gebannt

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