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Katzentisch - Ondaatje, M: Katzentisch

Katzentisch - Ondaatje, M: Katzentisch

Titel: Katzentisch - Ondaatje, M: Katzentisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ondaatje
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Ehemann in seine Kabine gestürmt war.
    Trotz der darauffolgenden Ausgangssperre stahlen Ramadhin, Cassius und ich uns nachts aus unseren Kabinen, schlichen die gefährlichen, schwachbeleuchteten Treppen hinauf und warteten auf das Erscheinen des Gefangenen. Es war fast Mitternacht, und wir rauchten abgebrochene Stückchen von einem Rohrstuhl, indem wir sie anzündeten und daran leckten. Wegen seines Asthmas war Ramadhin nicht sehr begeistert bei der Sache, aber Cassius hatte sich in den Kopf gesetzt, dass wir uns vornehmen sollten, bis zum Ende der Reise den ganzen Stuhl aufzurauchen. Nach einer Stunde begriffen wir, dass der nächtliche Ausgang des Gefangenen diesmal gestrichen war. Um uns herum tiefste Finsternis, aber wir wussten, wie wir uns bewegen mussten. Wir glitten lautlos in das Schwimmbecken, zündeten unsere Zweiglein wieder an und ließen uns auf dem Rücken treiben. Stumm wie Leichname sahen wir zu den Sternen hinauf. Uns war, als schwömmen wir im Meer und nicht in einem ummauerten Schwimmbecken mitten auf dem Ozean.

 
     
     
    DER STEWARD HATTE MIR GESAGT , dass ich die Kabine mit einem Mitbewohner teilen würde, doch bislang hatte noch niemand die zweite Koje in Anspruch genommen. Und dann, am dritten Abend, als wir uns noch im Indischen Ozean befanden, wurde es plötzlich blendend hell, weil das Licht in der Kabine eingeschaltet wurde, und ein Mann, der sich als Mr. Hastie vorstellte, kam mit einem zusammengelegten Kartentisch unter dem Arm herein. Er weckte mich und hob mich in die obere Koje. »Ein paar Freunde kommen auf ein Spiel vorbei«, sagte er. »Schlaf einfach weiter.« Ich wartete ab, um zu sehen, wer kommen würde. Innerhalb einer halben Stunde saßen vier Männer da und spielten ruhig und ernsthaft Bridge. Sie hatten kaum genug Platz um den Tisch herum. Sie sprachen leise aus Rücksicht auf mich, und der Flüsterton, in dem sie boten, wiegte mich bald in den Schlaf.
    Am nächsten Morgen war ich wieder allein. Der Kartentisch lehnte zusammengelegt an der Wand. Hatte Hastie sich überhaupt hingelegt? War er ein echter Passagier oder ein Mitglied der Besatzung? Es stellte sich heraus, dass er für den Hundezwinger auf der Oronsay zuständig war, allem Anschein nach keine anstrengende Aufgabe, denn die meiste Zeit las er oder gab den Hunden auf einem kleinen Teil des Decks Auslauf. Folglich hatte er am Ende des Tages noch jede Menge Energie. Also kamen kurz nach Mitternacht seine Freunde. Einer von ihnen, Mr. Invernio, assistierte ihm bei den Hunden. Die zwei anderen arbeiteten im Telegraphenbüro des Schiffs. Sie spielten jede Nacht ein paar Stunden lang und verschwanden dann leise.
    Ich war fast nie mit Mr. Hastie allein. Wenn er gegen Mitternacht aufkreuzte, dachte er wahrscheinlich, ich brauchte meinen Schlaf, und deshalb unterhielt er sich nur selten mit mir, höchstens ein paar Minuten, bis seine Mitspieler eintrafen. Irgendwann im Verlauf seiner Reisen im Orient hatte er sich angewöhnt, einen Sarong zu tragen, und meistens war er so gekleidet, auch wenn seine Freunde kamen. Er förderte vier Schnapsgläser und eine Flasche Arrak zutage. Gläser und Flasche stellte er auf den Boden, denn der Tisch war für die Karten reserviert. Ich blickte von der bescheidenen Höhe der oberen Koje hinunter und sah die offen ausgebreiteten Karten des Strohmanns. Ich sah zu, wie die Karten ausgegeben wurden, lauschte dem Mischen und dem Bieten. Pass … Ein Pik … Pass … Zwei Treff … Pass … Zwei Sans Atout … Pass … Drei Karo … Pass … Drei Pik … Pass … Vier Karo … Pass … Fünf Karo … Kontra … Re … Pass … Pass … Pass … Gespräche führten sie selten. Ich weiß noch, dass sie sich mit dem Nachnamen ansprachen – »Mr. Tolroy«, »Mr. Invernio«, »Mr. Hastie«, »Mr. Bastock« –, als wären sie Leutnants zur See an einer Marineakademie des neunzehnten Jahrhunderts.
    Wenn ich im späteren Verlauf der Reise mit meinen Freunden Mr. Hastie über den Weg lief, betrug er sich völlig anders. Außerhalb unserer Kabine vertrat er eigenwillige Ansichten und redete wie ein Wasserfall. Er erzählte uns von seinen guten und schlechten Zeiten bei der Handelsmarine, von seinen abenteuerlichen Erlebnissen mit seiner ehemaligen Ehefrau, die eine große Reiterin war, und von seiner ausgeprägten Vorliebe für Jagdhunde. Im Halbdämmer unserer mitternächtlichen Kabine hingegen sprach Mr. Hastie im Flüsterton; nach dem dritten Kartenabend hatte er entgegenkommenderweise das

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