Kavaliersdelikt-Liebe ist universell
Badezimmer kam.Unter der Dusche hatte er ihn sich immerhin schon oft genug dazugeträumt. Wenn Leandro ahnen würde, was er sich vorgestellt hatte ...
„Prima.“ Leandro nickte ihm zufrieden zu, winkte eine Bedienung heran und gab die Bestellung auf. Hendrik fühlte sich immer unwohler in seiner Haut. Es war eine gefährliche Situation und er fürchtete die Stolpersteine, die es in der ungewohnten Rolle eines Mädchens reichlich geben musste.
„Kommt gleich“, versprach ihnen die Bedienung augenzwinkernd und verschwand auch schon wieder. Hendrik sah ihr misstrauisch nach, fragte sich unwillkürlich, ob sie ihn durchschaut hatte.
Hatte sie ihn nicht gerade länger angesehen? Was hatte ihr Ausdruck wohl zu bedeuten gehabt?
Als er sich umdrehte, fand er sich augenblicklich in Leandros Blick gefangen.
Wie kann ein Typ nur derart schöne, tiefbraune Augen haben? Darin kann man total versinken.
Oh Mann, verboten gehört so etwas. Zumindest wenn er nur Mädchen damit anschaut.
Hendriks Knie fühlten sich ganz weich an.
„Wo kommst du denn eigentlich her?“, begann Leandro ihr, doch recht einseitiges Gespräch. Hendrik musterte ihn unsicher.
Wie viel durfte er verraten? Auf gar keinen Fall konnte er Leandro seine Adresse geben. Nachher kam der noch vorbei oder er fand heraus, wer er wirklich war.
„Maschen“, gab er knapp an und fügte hinzu: „Ich komme nur für den Kurs einmal in der Woche hierher.“
„Ah“, sagte Leandro und meinte nickend: „In Maschen habe ich vor zwei Monaten mal einen Auftritt mit meiner Band gehabt.“
„Ja. Ich habe dich gesehen“, entkam es Hendrik ungewollt und er biss sich gleich darauf auf die Lippen. Mist, so viel sollte er besser nicht sagen.
„Echt?“, antwortete Leandro sichtlich erfreut. „Du hast mich gesehen?“
„Naja, den Bandauftritt halt“, wiegelte Hendrik sogleich ab und fügte zaghaft hinzu: „Ihr seid wirklich gut. Tolle Musik.“
„Danke“, freute sich Leandro. „Schade, dass ich dich da noch nicht entdeckt habe.“
„Ich stand ganz weit hinten“, schwindelte Hendrik. „Du konntest mich gar nicht sehen, da waren ja viel zu viele andere … Mädchen.“
„An dich hätte ich mich ganz bestimmt erinnert“, meinte Leandro versonnen und lächelte erneut ein wenig unsicher. Ganz so selbstsicher, wie Hendrik im ersten Moment gedacht hatte, schien Leandro doch nicht zu sein. Vielleicht war er auch noch nicht oft mit einem Mädchen unterwegs gewesen? Quatsch, die liefen ihm doch scharenweise hinterher. Hendrik hatte es ja gesehen. Nach jedem Auftritt stürzten sie sich auf ihn und den Sänger Nils. Ihre Band war in und um Hamburg eine echte Berühmtheit.
Leandro hatte ihn bei dem Konzert natürlich nicht wirklich angesehen. Oder zumindest hatte er nur einen Jungen bemerkt, der dumm herumgestanden und ihn angehimmelt hatte. Hendrik lief dennoch mädchenhaft rot an. Shit, wie peinlich.
Es war daher recht beruhigend, dass auch Leandro sich nicht ganz so sicher war, wie er sich weiter verhalten sollte. Wie viele solcher Dates er wohl schon gehabt hatte? Ganz bestimmt einige. Er konnte schließlich jedes Mädchen haben. Und trotzdem hatte er ihn, Henny, eingeladen.
Sie schwiegen weitere Minuten.
Unruhig rutschte Hendrik auf seinem Sitz hin und her und zum Glück erlöste ihn die Bedienung, die ihnen den Kakao und zwei Stück Erdbeertorte brachte.
„Guten Appetit ihr beiden“, wünschte sie ihnen freundlich lächelnd und abermals fühlte Hendrik seine Ohren brennen.
Hielt sie ihn wirklich auch für ein Mädchen? Sie ließ sich zumindest nichts anmerken. Oder dachte sie, hier saßen zwei schwule Jungs bei ihrem ersten Date?
Wenn es nur so wäre! Vielleicht wäre ich dann nicht derart schrecklich nervös.
„Lass es dir schmecken, Henny“, forderte ihn Leandro auf, machte sich auch schon selbst mit sichtlichem Appetit über seine Torte her, nicht ohne Hendrik immer wieder zufriedene, offenkundig verliebte Blicke zuzuwerfen.
Es war gar nicht so einfach, die Torte durch den engen Hals hinunterzuwürgen. Seine zittrigen Finger wollten kaum die Gabel halten und noch schwerer war es, dieses Beben auch noch zu verbergen. Hendrik spülte die Bissen einfach mit kleinen Schlucken des heißen Kakaos hinunter, vermied es tunlichst, Leandros braune Augen anzustarren. Dennoch wanderte sein Blick wie magisch angezogen immer wieder zu ihm.
„Wie alt bist du eigentlich?“, eröffnete Leandro irgendwann erneut ihr Gespräch, als sie nur noch
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