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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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Privatleben.«
    Ich wandte kurz den Kopf und fing mir einen herausfordernden Blick ein.
    Was Gina wohl davon hielt, als abendlicher Ausgleich bezeichnet zu werden? Falls Slibulsky so was in ihrer Gegenwart sagte. Und falls sie hinhörte. Gina hörte selten hin, wenn Slibulsky redete. Irgendeinen Grund, daß zwei so verschiedene Alltage es über zehn Jahre miteinander ausgehalten hatten und dabei nach wie vor relativ glücklich zu sein schienen, mußte es ja geben. Gina war Archäologin, und alles, was nichts mit uralten Scherben zu tun hatte, blieb von ihr mehr oder weniger unbeachtet. Ob Slibulsky im Knast saß oder Speiseeismillionär wurde, sie flog in irgendwelche Wüstenländer, buddelte im Sand und diskutierte die Ergebnisse auf Kongressen in der ganzen Welt. Zu Hause saß sie über Mikroskopen und Staubproben, und wenn Slibulsky Besuch von Schlägern bekam, deren Chefs der Meinung waren, alte Drogenrechnungen stünden noch offen, schloß Gina ihre Tür. Vielleicht war es ihr sogar recht, nur abendlicher Ausgleich zu sein. Vielleicht war Slibulsky für sie das gleiche. Vielleicht wären Romeo und Julia, hätten sie überlebt, auch auf diese Formel gekommen.
    »Falls es dich wirklich beschäftigt: Ich hab immer noch Deborah.«
    »Deborah? Du meinst Helga?«
    »Sie nennt sich Deborah, also nenn ich sie auch so.«
    »Aber das ist doch ‘ne Nutte?«
    »Na und?«
    »Ich mein was anderes.«
    »Du hast >vögeln< gesagt.«
    »Trotzdem, da gibt’s ‘n Unterschied.«
    »Zwischen ’ner Nutte und ‘nem abendlichen Ausgleich? Keinen enormen, finde ich.«
    »Jetzt komm mir bloß nicht mit großer Liebe.«
    »Ich bin mit gar nichts gekommen.«
    »Sag ich ja.«
    Wenig später erreichten wir den Fichtenwald, wo wir die Leichen verschwinden lassen wollten. Ich versicherte mich im Rückspiegel, daß hinter uns kein Auto fuhr und niemand uns beobachten konnte, bog von der geteerten Straße in einen unbefestigten Weg ein und schaltete das Standlicht an. Nach etwa hundert Metern hörte der Weg auf, und Äste schlugen gegen die Frontscheibe. Als wir ausstiegen, umhüllte uns der Geruch von Harz und Erde. Der Boden war mit einer dicken Schicht Nadeln bedeckt. Keine Spuren von Waldarbeitern oder Spaziergängern.
    Während Slibulsky die Spaten von der Rückbank nahm, fragte er: »Was hast du mit dem Wagen vor?«
    Ich duckte mich unter Äste und suchte mit einer Taschenlampe nach einem geeigneten Platz zum Graben. »Irgendwo am Bahnhof als Köder hinstellen. Das Ding ist soviel wert, selbst ‘ne erfolgreiche Mafia müßte froh sein, es wiederzuhaben. Und vielleicht setzt sich einer hinters Steuer und ist so blöd, mich zu seinem Chef zu führen.«
    »Na, falls du’s dir anders überlegst: Für die Karre würden wir ‘n Jahresgehalt kriegen.«
    »Dein oder mein Jahresgehalt?«
    »Meins natürlich. Mit deinem kannst du dir gerade mal die Anlage kaufen …« Er klappte den Kofferraum auf. »… Im Jetztzustand.«
    »Lustig«, murmelte ich. Dann hatte ich eine Stelle gefunden. Eine dicke Wurzel wuchs über der Erde, und man konnte sie zur Seite drücken.
    Die nächsten vierzig Minuten gruben wir. Schweiß tropfte von unseren Gesichtern, und an den Händen wuchsen und platzten Blasen. Als das Loch tief und breit genug war, schleiften wir die Leichen hinein. Wir schoben die Erde zurück, traten sie fest, verstreuten Kiefernnadeln, und am Ende legte ich die Wurzel wieder an ihren Platz.
    Während Slibulsky den Wagen rückwärts aus dem Wald fuhr, versuchte ich, so gut es ging, die Reifenspuren zu verwischen. Zurück auf der Teerstraße, fragte Slibulsky: »Wie hast du dir das mit dem Wagen als Köder vorgestellt? Willst du die ganze Zeit danebenstehen?«
    »Max soll mir einen Sender einbauen, den ich über Funk verfolgen kann.«
    »Und dann?«
    »Was dann?«
    »Was du dann machst? Marschierst rein, sagst: He, ich hab zwei Typen von euch erschossen, aber wenn ihr meinen Kumpel seine Kneipe weitermachen laßt, dann Schwamm drüber?«
    »Was soll der Quatsch? Sagst du irgendwem: He, kauft mir mein Eis ab, besteht zwar nur aus Zucker und Milchpulver und manchmal ‘n paar Salmonellen, aber wenn ihr mir zehn Mark für die Tüte gebt, drück ich ’n Auge zu?«
    Slibulsky machte eine Grimasse, als sei ich schwer von Begriff. Ich steckte mir eine Zigarette an.
    »Okay«, sagte er, »wirst dich schon geschickter anstellen, aber wie geschickt du auch immer bist, das is ‘ne Mannschaft, die bmw fährt, italienische Anzüge trägt und von dem

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