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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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treffen wir uns dort in der Nähe so gegen sechs.«
    »Warum sollte ich Sie treffen?«
    »Weil ich Sie um zwei Sachen bitte: erstens, daß ich Ahrens kurz sprechen kann, und zweitens, daß einer Frau nichts passiert, die mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun hat. Sie hält sich in Ahrens’ Nähe auf, weil sie von ihm dazu erpreßt wird.«
    »Ist sie der Grund Ihres Interesses an der Armee?«
    »Sie ist es geworden.«
    »Aha. Das war dann also die erste, die es nicht überlebt, wenn Sie Scheiß bauen.«
    »Schon klar.«
    »Also, kommen Sie …« Er winkte mit der Pistole zum Auto, wir stiegen ein und verließen den Acker. Als wir nach Frankfurt hineinfuhren und die vertrauten Hochhäuser an uns vorbeiglitten, hatte ich das Gefühl, von einer längeren Reise zurückzukommen.
     
    Am späten Nachmittag trafen die ersten bmws ein. Ich saß mit einem Fernglas auf dem Dach des Schrotthändlers und hatte von dort Einblick sowohl in Ahrens’ Firmenhof wie in den Konferenzsaal im ersten Stock. Die Tische im Saal waren zu einem Rechteck zusammengestellt. Weiße Tischdecken, Blumen, drei verschiedene Gläser für jedes Gedeck. An der Wand hing eine blauweißrote Flagge. Durch den offenen Durchgang zur Küche sah ich Zvonkos Onkel in weißer Schürze mit Töpfen und Messern hantieren. Neben dem Durchgang auf einer Kühltruhe hockten zwei Kerle in schwarzweißen Kellneruniformen, tranken Bier und schauten Zvonkos Onkel bei der Arbeit zu. Hin und wieder kam Ahrens in den Saal und schien sich zu erkundigen, ob alles klappte. Von Leilas Mutter bisher keine Spur.
    Mit den bmws erschienen auch Ahrens’ Schränke und der fette Hesse im Hof. Alle drei in blauen Hosen, roten Sakkos und mit irgendwelchen albernen Käppis auf. Sie öffneten die Wagentüren und geleiteten die Gäste in den Konferenzsaal. Die Kellner begannen mit Tabletts herumzugehen.
    Insgesamt kamen zwölf Wagen. Soweit ich erkennen und beurteilen konnte, waren keine Flüchtlinge unter den Gästen. Jedenfalls wirkte keiner so, als würde er sich einen Besucherraum mit festgeschraubten Schrottsesseln gefallen lassen. Einer schien besonders wichtig. Ein kleiner, strammer Kerl, bei dem die Umstehenden, wenn er was sagte, immer herzlich lachten, dabei aber auch fast immer einen halben Schritt zurücktraten.
    Kurz nach halb sieben fuhr der Hesse den letzten Wagen hinter das Backsteingebäude. Er kam zurück, setzte sich zu den Schränken auf eine Bank neben der Einfahrt, und alle drei steckten sich Zigaretten an. Da das offenbar die einzige Bewachung war, mußte sich Ahrens ziemlich sicher fühlen. Und eigentlich hätte er das ja auch gekonnt: Im Laufe des Nachmittags hatten Fernsehen und Radio immer wieder darüber berichtet, daß im Bahnhofsviertel Häuser und Clubs von zwei der wichtigsten ansässigen Geschäftsmänner in die Luft geflogen seien und man mit großer Sicherheit davon ausgehe, daß sich beide unter den zahlreichen bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Opfern befänden. Den dritten >wichtigen< Geschäftsmann des Viertels, den Türken, hatte man am Nachmittag erschossen in seiner Villa in Oberursel gefunden. Und wäre Slibulsky und mir nicht der bmw mit echtem Nummernschild in die Hände gefallen, hätte heute sicher niemand die Urheber ausgerechnet in Doktor Ahrens’ Tütensuppenfabrik gesucht. Vermutlich trug der Hesse die Verantwortung für das Wechseln der Nummernschilder. Vielleicht hatte er an jenem Abend geschlampt. Vielleicht war er in Eile gewesen, um rechtzeitig zum Fernseher zu kommen.
    Und dann entdeckte ich Leilas Mutter. Sie war eine der wenigen Frauen im Konferenzsaal und stand in einer Runde von Gästen mit dem Rücken zum Fenster. Manchmal meinte ich, einen kurzen Blick auf ihr Profil zu erhaschen, aber die meiste Zeit blieb sie fast reglos ihrem Gegenüber zugewandt. Sie hatte die Haare hochgesteckt, trug eine helle Bluse und die Perlenkette, die ich vom Hochzeitsvideo kannte. Während ich mit dem Fernglas ihren Nacken fixierte und hoffte, sie würde sich irgendwann umdrehen, begann die Luft ganz leise zu brummen. Als näherte sich ein riesiger, tief tönender Insektenschwarm. Ich sah mit dem Fernglas in die Runde aus Gewerbehöfen, Blechhallen, Containern, Bürogebäuden und in den klaren blauen Himmel darüber, konnte aber nichts finden, was das Geräusch erklärt hätte. Erst beim zweiten Hingucken erkannte ich die Autoschlange, die Stoßstange an Stoßstange wie in Zeitlupe an der Lücke zwischen einer Waschmittelfirma und einer

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