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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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könnte was dran sein, vereinfachte unsere Situation nicht gerade. Kein gutes Thema.
    »Also, komm schon«, ließ Slibulsky nicht locker.
    »Und wenn ich einfach nur einen zweiten Frühling mit Deborah erlebe? Du solltest froh sein, daß ich nach deinen Ankündigungen nicht mein gesamtes Gefühlsleben auf diese Party hier ausgerichtet habe.«
    »Kannte die Weiber ja nicht.«
    »>Schicke Damen<, hieß es.«
    »Na, was man sich halt so unter Museumswächterinnen vorstellt. Bißchen was Gebildetes war für dich ja nun auch nicht grad ‘ne Katastrophe. Außerdem ging’s eben um was ganz anderes. Sag mir wenigstens den Filmtitel.«
    »Weiß nicht mehr. Irgend so ‘n Erotikthriller. Deborah hatte ’ne Nebenrolle.«
    »Du willst mich verscheißern, oder?«
    »Ach, halt den Mund.« Ich stand auf. »Was gibt’s eigentlich zu essen? Knoblauch-Baguette?«
    Slibulsky seufzte. »Mach so ‘ne Witze doch da draußen. Manche sind erst seit kurzem von der Universität weg, da lacht vielleicht noch einer drüber.«
    »Warum lachen? Die würden sich über französische Küche freuen.«
    Auf dem Weg zum Wohnzimmer lief mir Gina in die Arme. Wie schon beim letzten Mal hatte sie sich prächtig in Schale geworfen, und ihre Augen leuchteten, als wollte sie heute noch eine Menge anstellen.
    »Tut mir leid, ich hatte bisher gar keine Zeit, dich richtig zu begrüßen.« Sie küßte mich auf die Wange, trat einen Schritt zurück und musterte mein Gesicht. »… Ist ja schon wieder alles in Ordnung.«
    »Immer schön viel Flüssigkeit zu sich nehmen, meinte der Arzt, und daran hab ich mich gehalten. Siehst blendend aus. Wie immer in letzter Zeit. Was ist los? Verliebt?«
    Es war nur neckisch gemeint, doch als Gina plötzlich erstarrte und ihre Wangen rot anliefen, gewann die Frage sekündlich an unangenehmem Gewicht.
    »… Ahm, das sollte keine Anspielung sein. Worauf auch.«
    »Ja, worauf«, erwiderte sie mit leicht belegter Stimme. »Bin wohl ein bißchen nervös wegen dem Essen. Kenn die ganzen Leute schließlich erst seit kurzem.«
    »Hm. Und wie läuft’s so im Museum?«
    »Oh, ganz toll. Macht wirklich Spaß. Darum wirke ich in letzter Zeit vielleicht auch so… na ja.«
    »Mit dem Chef kommst du klar?«
    »Ach, ehrlich gesagt, mit dem hab ich gar nicht soviel zu tun. Ich mach meine Abteilung, und hin und wieder besprechen wir, was so anliegt. Manchmal trinken wir einen Kaffee zusammen, oder wir…«
    »Schon gut«, fiel ich ihr in den Satz. »So genau wollte ich gar nicht wissen, wie wenig ihr miteinander zu tun habt.«
    Sie starrte mich an, und Zorn sickerte in ihren Blick.
    »Ein Sympath ist er nicht gerade - ach, was soll’s, unter uns: ein Weltklasse-Arschloch. Sicher besser, sich so weit wie möglich von ihm fernzuhalten.«
    Sie hielt einen Moment reglos inne, bis sich ihr Mund zu einem verbissenen Lächeln verzog. »Danke für den Rat, aber zum Glück bin ich schon volljährig und darf selber entscheiden, von wem ich mich fernzuhalten habe und von wem nicht.« Daraufhin ließ sie mich stehen.
    Komischerweise betonen manche Frauen ihre Selbständigkeit immer dann ganz besonders, wenn sie Mist bauen. Oder das, was ich für Mist halte.
    Mir blieb wenig anderes übrig, als eine weitere Runde durchs Wohnzimmer zu drehen. Dabei nahm ich schön viel Flüssigkeit zu mir und ließ mir von einer kleinen, knackigen Brillenschlange einen Vortrag über Sexualstimulanzien in der Antike halten. Interessant, wie sie dabei einen Ton anschlug, als lese sie eine Bügeleisengebrauchsanweisung runter. Dann gab es Abendessen, und ich fand mich am Ende des Tischs zwischen der Brillenschlange und einem Mann wieder, der andauernd »lecker, lecker« sagte. Hin und wieder warf ich heimlich einen Blick Richtung Gina. Sie saß am anderen Ende neben ihrem Chef und plauderte ausgelassen. Nur manchmal verstummte sie für einen Moment, und ich meinte zu spüren, wie sie zu mir rübersah. Slibulsky steckte zwischen einem jungen Mann mit Ringen an den Fingern und ausrasiertem, pickligem Nacken und einer Frau, die den Kopf beim Zuhören immer schief legte und dabei lächelte, als seien ihre Gegenüber rosa Plüschtiere. Über Slibulsky hinweg besprachen sie die Neubesetzung einer frei werdenden Stelle. Stoisch schob sich Slibulsky Gabel für Gabel in den Mund und gab sich nicht den geringsten Anschein, als würde er an diesem Abend auch nur zwei Sätze lang irgendeinem Gespräch folgen. Sicher beneidete er Leila, die sich ins Schlafzimmer vor den Fernseher

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