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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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wenigstens bis zur Tür. Dort blieb sie stehen.
    “Severn?”
    Er nickte.
    “Danke.” Und dann, weil sie nicht wollte, dass er es falsch verstand, sagte sie mit leiser Stimme noch etwas. “Für die Kinder.”
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, und das war ein Zeichen. Er wartete jetzt vorsichtig ab. Doch er überraschte sie nach einem Augenblick. “Welche?”
    Das tat weh.
    Er zuckte zusammen, wahrscheinlich, weil sie es auch getan hatte. In ein paar Jahren würde sie das vielleicht unter Kontrolle haben.
    Steffi, Jade. Sie wollte weinen. Tat es nicht.
    “Du hast die Welt gerettet”, sagte sie und versuchte, ihre Stimme unbewegt klingen zu lassen. “Damals. Das hat Tiamaris gesagt.” Sie kämpfte mit dem Rest der Worte, weil sie nicht geglaubt hatte, sie jemals zu benutzen. “Das hätte ich nicht gekonnt. Ich hätte die Welt in schwarzem Feuer verglühen lassen. Ich wäre lieber selbst gestorben.” Ihre Augen waren ein wenig zu weit, aber das mussten sie sein. Sie waren von Wasser überzogen, und Tränen
hasste
sie.
    Er war vorsichtig. Schweigen folgte.
    “Warum hast du nicht mich umgebracht?” Sie musste flüstern. Sie konnte nicht sprechen. “Wenn ich gestorben wäre – das sagt niemand, aber ich
weiß
es – wäre alles vorbei gewesen.”
    “Es wäre vielleicht vorbei gewesen”, antwortete er, mit langsamen, lang gezogenen Worten, als wollte er sie nicht loslassen. “Aber Tiamaris hält das für unwahrscheinlich; er hat gesagt, es wäre wahrscheinlicher, dass ein anderes Kind stattdessen die Zeichen bekommen hätte, und alles hätte von vorne angefangen.”
    Aber sie schüttelte den Kopf. “Das hättest du damals noch nicht wissen können. Warum? Warum sie? Warum nicht
ich
?” Der Kern der einzigen Frage, die ihr noch blieb. Sie hatte nie geglaubt, dass sie sie stellen würde; konnte fast glauben, dass sie noch schlief und in den Fängen ihrer schlimmsten Albträume gefangen war. “Sie waren
Kinder
.”
    “Wir waren alle Kinder”, entgegnete er. Und dann noch etwas, weil das Gespräch nach mehr verlangte. “Weißt du es wirklich nicht?”
    Sie wusste es. Doch sie konnte nicht anders. Sie wollte, dass er sie belog. Als ihr das klar wurde, hasste sie sich für ihre Schwäche. “Du hast die Welt gerettet”, sagte sie wieder, aber schwach. Es klang für sie wie ein Flehen.
    Weil es das war.
    “Ich habe dich nur ein einziges Mal belogen, und ich kann dich jetzt nicht noch einmal belügen. Es tut mir leid.” Er begann fortzugehen.
    “Severn!”
    Zwischen ihnen lag die offene Tür; er stand auf der anderen Seite des Rahmens, ein Drittel ihres Lebens entfernt.
    “Nicht. Sag mir nicht, dass du es für
mich
getan hast.”
    “Wenn es geholfen hätte, mich selbst umzubringen, hätte ich das getan”, sagte er mit leiser Stimme und schmalen Augen. “Ich habe es fast getan. Aber ich war
zu alt
, um ein Opfer zu werden. Es musste Steffi oder Jade sein, und jede von ihnen hätte dir das angetan, was Cattis Tod dir angetan hätte. Sie haben nicht gelitten”, fügte er noch hinzu, aber als er es sagte, schloss er die Augen und wendete sich ab. Es war mehr ein Gebet als eine Aussage; so sehr Flehen, wie sie je von ihm gehört hatte.
    “Es tut mir leid”, sagte er in einer bitteren, bitteren Stimme, die ihn älter machte. Die sie beide älter machte. “Aber die Wahrheit, Kaylin? Ich bin in derselben Kolonie aufgewachsen wie du. Ich habe mich einen Dreck um den Rest der gottverfluchten Stadt gekümmert, genau wie die sich einen Dreck um uns gekümmert haben.
    Ich habe es für
mich
getan. Weil ich dich auch damals nicht verlieren wollte.”
    Er trat einen Schritt zurück, trat auf die Treppe zu. Drehte sich noch einmal um, damit er ihr kurz in die Augen sehen konnte. Kurz reichte aus. Er hatte neben ihr gesessen, während sie geschlafen hatte; hatte sie beobachtet, sie bewacht, dafür gesorgt, dass sie aß und trank und schlief.
    Als er ging, wusste sie, dass diese Zeit vorüber war.
    Sie stand wie betäubt in der Tür und legte eine Hand an den Rahmen. Sie hielt sich daran fest. Ohne ihn würde sie fallen, der Boden würde sie verschlingen, die Schwärze sie zerstören.
    Das hätte ihr gefallen, und weil es ihr gefallen hätte, geschah es nicht.
    Clint und Tanner hatten am Eingangstor Dienst. Sie fragte sich, wann die Schwerter wieder dran waren; sie mochte sie nicht so gerne, aber das war normal, weil sie ja ein Falke war.
    “Kaylin”, sagte Clint. Aber mehr sagte er nicht. Ihr

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