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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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arbeitet so sauber in der Küche. Das hat er bei der Army gelernt. Weil er für den Dienst an der Waffe untauglich war. Zum Glück.«
    Sie lacht. Wahrscheinlich über mein dummes Gesicht. Da zerbreche ich mir den Kopf über Davids geheimnisvolle Aktivitäten und habe ihm die ganze Zeit bei seiner erlernten Arbeit zugesehen! Geschockt knalle ich die halb geöffnete Sektflasche auf den Tisch.
    »Er hat sich immer ein bisschen dafür geschämt«, fährt Mathilde fort. »Dass er nicht so ein toller Offizier wie sein Vater geworden ist. Aber ich war froh. Dass er etwas macht, was Leben erhält, und nicht was, das Leben wegnimmt. Vor allem nicht seins.«
    Der Sektkorken schießt aus der Flasche. Ein großer Teil des Inhalts hinterher. Ich bin immer noch zu platt, um schnell zu reagieren.
    »Champagner!«, höre ich vom Eingang. »Genau das Richtige!«
    Der Koch ist mit seiner Entourage eingetroffen. Alle schäumen vor ausgelassener Fröhlichkeit. Wie der Sekt auf dem Tisch. Bis auf Hein, der vor Kummer kaum gerade gehen kann und wie ein kaputter Schuh im Schlepptau mitgezogen wird. Er lässt sich auch gleich auf einen Stuhl weitab fallen und verbirgt das Gesicht in den Händen. Und es ist kein Jupp da, der ihn stützen kann.
    Jupp. Reinhold Wirzig. Steffen Meier. Pia und Patti. Lauter Tragödien. Die sich zum großen Teil in meiner unmittelbaren Nachbarschaft abgespielt haben. Von denen ich erst erfahren habe, als ich niemandem mehr helfen konnte. Nur für einen dieser Menschen kann ich noch etwas tun. Auch wenn es nur eine unbedeutende Kleinigkeit ist. Ich werde Pia im Krankenhaus besuchen.
    »Ich muss jetzt weg«, entschuldige ich mich bei Mathilde Quirk.
    »Wegen Patti?«, fragt sie besorgt.
    Gudrun steht vor Erwartung bebend neben mir. Ungeduldig stößt sie mich an. Sie will endlich ihrer künftigen Schwiegermutter vorgestellt werden. Die soll sich ihr zuwenden. Und nicht über irgendwelche Fremden reden, die mit ihrem Leben nichts zu tun haben.
    »Wer ist Patti?«, macht sie sich bemerkbar. »Ich bin die Gudrun.«
    Ich warte vor dem Aufzug im Prümer Krankenhaus. Die Tür öffnet sich, und Petra Prönsfeldt tritt heraus. Ich schaue schnell weg, will mit der Frau nichts zu tun haben und ihr schon gar keinen guten Tag wünschen.
    Aber sie packt mich an den Schultern.
    »Frau Klein«, sagt sie schwer atmend. »Gut, dass Sie hier sind. Rufen Sie sofort Ihren Freund an, den Polizeiinspektor.«
    Ich befreie mich aus ihrem Griff.
    »Warum?«, frage ich kalt.
    »Ich muss mit ihm reden. Bitte.«
    »Er hat genug Lügen gehört.«
    »Es ist wegen Patrizia«, fleht sie mich an. »Sie war es nicht. Sie hat diesen Meier nicht umgebracht. Das war ich!«

26_ARGUMENTE
Donnerstagmittag
    Auf der Fahrt nach Sankt Vith ist Petra Prönsfeldt sehr schweigsam. Eigentlich ist mir das recht. Der Klang ihrer Stimme ist mir zuwider. Und doch würde ich so gern so vieles von ihr wissen.
    Ich fahre sehr langsam am Ortsschild Eiterbach vorbei, sehe sie von der Seite her an und frage leise: »Wo genau haben Sie hier angehalten?«
    Sie schaut stur geradeaus und antwortet nicht.
    »Die Polizei wird das wissen wollen«, sage ich drängend.
    Sie schnauft.
    »Ihnen muss ich gar nichts sagen, Frau Klein. Nur der Polizei.«
    »Stimmt«, erwidere ich friedfertig.
    In Krimis kehrt der Mörder immer gern an den Tatort zurück. Die Mörderin neben mir würdigt ihn nicht einmal eines Blickes.
    Marcel wartet schon vor der Tür des steinernen Gebäudes an der Aachener Straße in Sankt Vith auf uns.
    »Gut, dass Sie sich endlich zu einem Geständnis durchgerungen haben«, sagt er freundlich zu Frau Pee und nickt einem hinter ihm stehenden Kollegen zu. Der lässt ihr den Vortritt in die Welt der Justiz, die sie so schnell wohl nicht mehr verlassen wird.
    Ich rücke Marcels Krawattenknoten gerade und streiche ihm die Haare glatt.
    »Wie siehst du nur aus!«, klage ich.
    »Keine Zeit für ordentliche Toilette«, entschuldigt er sich. »Nach deinem Anruf bin ich noch einmal alles durchgegangen. Es gibt da ein paar Widersprüche, aber es könnte passen. Komm rein, es regnet gleich wieder.«
    Er führt mich in die Verhörzelle und bietet mir einen Platz an.
    »Sollte hier nicht Frau Pee sitzen?«, frage ich verwundert.
    »Später«, sagt er, »wir lassen sie noch ein bisschen strampeln.«
    »Nicht, dass sie sich anders entscheidet«, sage ich alarmiert.
    »Besser jetzt als später«, gibt er zurück, und dann legt er die Fakten auf den Tisch.
    Alles sprach für Pattis

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