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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wenige kurze Minuten fühlte er sich völlig losgelöst. In diesem Gefühl von Freiheit hatte er den Nervenkitzel genossen, hoch über dem Jahrmarkt zu hängen, und dazu ein unbeschwertes Gefühl, das er schon kaum mehr kannte. Er genoss die Gesellschaft einer Frau, der er erst vor kaum zwei Stunden begegnet war.
    Spontan wandte er sich nun zu ihr um und fragte: »Sind Sie verheiratet?«
    Sie lachte und duckte sich kopfschüttelnd. »So viel zum Thema Zartgefühl.«
    »Mit Zartgefühl bin ich nicht weitergekommen.«
    »Nein, ich bin nicht verheiratet. Und Sie?«
    »Nein.« Und dann: »Wow! Bin ich froh, dass wir das geklärt haben.«
    Sie hob den Kopf und schaute lächelnd zu ihm hinüber. »Ich auch.«
    Dann hörten beide zu lächeln auf und schauten sich nur noch an. Der Blick dehnte sich zu Sekunden und dann zu Minuten, von außen betrachtet zu langen stillen, ruhigen Minuten, die sich nur
dort, wo die Emotionen regieren, lautstark bemerkbar machen. Für Hammond war das einer jener Momente, die man mit viel Glück nur einmal im Leben erfährt. Einer von der Art, die selbst die begabtesten Regisseure und Schauspieler nur mühsam auf Zelluloid bannen können. Einer jener verbindenden Momente, die alle Dichter und Liedermacher in ihren Werken zu beschreiben suchen und doch nie ganz dingfest machen können. Bis zu diesem Moment hatte Hammond mit der Fehleinschätzung gelebt, sie hätten ihre Sache gut gemacht. Erst jetzt ging ihm auf, wie kläglich sie gescheitert waren.
    Wie konnte ein Mensch, egal wer, diesen winzigen Augenblick beschreiben, in dem sich alles zusammenfügt? Wie jene explosive Einsicht beschreiben, wenn man weiß, dass das eigene Leben eben erst begonnen hat, dass alles, was vorher geschah, im Vergleich dazu null und nichtig ist und nichts jemals wieder so sein wird wie früher? Aber die schwer zu fassenden Antworten auf diese Fragen wurden immer unwichtiger, während er begriff, dass die einzige Wahrheit, die er wirklich brauchte, hier war, hier und jetzt. Dieser Augenblick.
    So hatte er sich noch nie in seinem Leben gefühlt. Niemand hatte das je so empfunden.
    Noch immer schaukelte er im obersten Wagen des Riesenrads und wollte nie wieder hinunter.
    Gerade als er sagte: »Möchten Sie noch mal mit mir tanzen?«, sagte sie: »Ich muss wirklich gehen.«
    »Gehen?« – »Tanzen?«
    Wieder sprachen beide zur selben Zeit, aber Hammond war schneller. »Tanzen Sie noch mal mit mir. Beim letzten Mal war ich nicht in Hochform, kein Wunder, wenn das gesamte Marine Corps jeden meiner Schritte beäugt.«
    Sie drehte den Kopf weg und schaute von der Plattform zum Parkplatz auf der anderen Seite hinüber.
    Er wollte sie nicht bedrängen. Wahrscheinlich würde sie das nur in die Flucht schlagen. Trotzdem konnte er sie nicht gehen lassen, noch nicht. »Bitte?«
    Mit einem Ausdruck tiefer Unsicherheit schaute sie zu ihm zurück,
dann schenkte sie ihm ein winziges Lächeln. »Gut, einen Tanz.«
    Sie standen auf. Sie wollte schon auf die Stufen zugehen, da ergriff er ihre Hand und drehte sie herum. »Was ist falsch mit dieser Tanzfläche?«
    Sie hielt den Atem an, ehe sie langsam und bebend wieder ausatmete. »Nichts, schätze ich.«
    Seit ihrem letzten Tanz hatte er sie nicht mehr berührt. Nur einmal hatte er ihr ganz kurz und leicht die Hand auf den Rücken gelegt, um sie im Gewühl um einen Engpass herumzugeleiten. Beim Betreten und Verlassen des Riesenrads hatte er ihr seine Hand angeboten. Während der Fahrt hatten sie nebeneinander gesessen, Ellbogen an Ellbogen, Hüfte an Hüfte. Aber bis auf diese wenigen Ausnahmen hatte er strikt jeder Versuchung widerstanden, sie zu berühren. Er wollte sie weder verscheuchen noch mit aufdringlichem Benehmen beleidigen.
    Jetzt zog er sie mit sachtem Druck zu sich, bis sie Zehen an Zehen standen, dann legte er ihr den Arm um die Taille und drückte sie an sich. Näher als vorher. Direkt gegen sich. Sie ließ es nur zögernd geschehen, sperrte sich aber nicht. Sie hob den Arm auf Schulterhöhe, und er spürte am Nackenende den Druck ihrer Hand.
    Die Band hatte bereits Schluss gemacht. Inzwischen sorgte ein Discjockey für die Musik und spielte die ganze Bandbreite von Credence Clearwater bis Streisand. Weil es allmählich spät wurde und die Tänzer besinnlicher gestimmt waren, spielte er langsamere Songs.
    Hammond erkannte die Melodie wieder, konnte aber weder den Sänger noch das Lied identifizieren, das gerade vom Pavillon herüberdrang. Es war auch nicht wichtig. Es

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