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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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muskulösen Beinen, die anerkennenden Seitenblicke mehrerer männlicher Passanten auf sich zogen, war sie sich dessen nicht einmal bewusst. Sie dirigierte Smilow zu ihrem Wagen, der gesetzeswidrig im absoluten Halteverbot parkte.
    Er drückte auf die Fernbedienung, ging aber nicht herum, um für sie die Beifahrertür zu öffnen. Für diese Geste hätte er von ihr nur eine Abfuhr bekommen. Sie kletterte auf den Rücksitz. Smilow setzte sich hinters Lenkrad. Während er den Wagen anließ und auf eine Möglichkeit zum Ausparken wartete, fragte Steffi: »Stimmte das? Was du beim Gehen zu den Polizisten gesagt hast?«
    »Welcher Teil?«
    »Aha, also war einiges davon Käse?«
    »Nicht der Teil, dass wir momentan weder ein eindeutiges Motiv noch eine Waffe oder einen Verdächtigen haben.« Er hatte ihnen erklärt, sie sollten den Mund halten, wenn hier Reporter aufkreuzten und Fragen stellten. Für elf Uhr hatte er bereits eine Pressekonferenz einberufen. Durch diesen Zeitpunkt stellte er sicher, dass die Regionalsender während ihrer Spätnachrichten live zuschalteten, was seinem Fernsehauftritt eine maximale Reichweite sicherte.
    Voller Ungeduld über die endlose Autoschlange, die die Durchgangsstraße verstopfte, drückte er die Schnauze von Steffis Wagen in die schmale Spur, was ihm ein lautes Hupkonzert von einem herannahenden Fahrzeug eintrug.
    Mit der gleichen Ungeduld, die Smilows Fahrstil kennzeichnete, zerrte sich Steffi das Oberteil über den Kopf. »Okay, Smilow, jetzt kann dich keiner mehr belauschen. Rede. Ich bin’s.«
    »Das sehe ich«, bemerkte er mit einem verstohlenen Blick in den Rückspiegel.
    Unbeeindruckt wischte sie sich die Achseln mit einem Handtuch ab, das sie aus ihrer Sporttasche zerrte. »Eltern, neun Kinder, ein Bad. Wer bei uns daheim schüchtern oder zimperlich war, blieb schmutzig und hatte Verstopfung.«
    Für jemanden, der seine Herkunft aus Arbeiterkreisen abstritt,
berief sich Steffi ziemlich häufig darauf. Meistens, um ihr derbes Benehmen zu rechtfertigen.
    »Na denn, zieh dich an, zack, zack. In ein paar Minuten sind wir da. Obwohl du eigentlich nicht dabei sein müsstest. Ich kann das auch allein«, sagte Smilow.
    »Ich will aber dabei sein.«
    »Gut, gut, allerdings möchte ich nicht unterwegs verhaftet werden, also bleib unten, wo dich keiner in dem Zustand sehen kann.«
    »Also, Rory, bist du aber ein prüder Kerl«, sagte sie und mimte die Kokette.
    »Und du bist blutrünstig. Wie hast du einen frischen Mord so schnell gerochen?«
    »War gerade joggen. Als ich am Hotel vorbeilief und die ganzen Polizeiautos sah, bin ich stehen geblieben und hab einen der Polizisten gefragt, was los war.«
    »So viel zu meinen Anweisungen, den Mund zu halten.«
    »Ich bin eine Überredungskünstlerin. Außerdem hat er mich wiedererkannt. Als er mir’s gesagt hat, wollte ich meinen Ohren nicht trauen.«
    »Ging mir auch so.«
    Steffi zog einen normalen BH an, dann streifte sie ihre Shorts ab und schnappte sich aus ihrer Tasche ein Höschen. »Hör auf, das Thema zu wechseln. Was hast du herausgefunden?«
    »Ist so ziemlich mein sauberster Schauplatz seit langem. Vielleicht der sauberste, den ich je gesehen habe.«
    »Ehrlich?«, fragte sie offensichtlich enttäuscht. »Egal, wer ihn umgebracht hat, er wusste, was er tat.«
    »Ein Schuss von hinten, während er mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegt.«
    »So war’s.«
    »Hmm.«
    Wieder warf er ihr rasch einen Blick zu. Sie knöpfte gerade ein ärmelloses Kleid zu, ohne mit den Gedanken bei der Sache zu sein. Sie starrte Löcher in die Luft. Er konnte förmlich sehen, wie es in ihrem schlauen Köpfchen rotierte.
    Obwohl Stefanie Mundell erst gut zwei Jahre im Büro des Bezirksstaatsanwaltes arbeitete, hatte ihre Tätigkeit nachhaltige Eindrücke hinterlassen – nicht immer die besten. Einige hielten sie für ein Oberbiest, was sie auch sein konnte. Sie hatte eine scharfe Zunge, die sie nicht ungern einsetzte. Es gab keine Beweisführung, bei der sie je klein beigegeben hätte. Das machte sie zur exzellenten Anklägerin und zu einer Geißel für alle Verteidiger  – aber nicht bei ihren Mitarbeitern beliebt.
    Trotzdem waren die Hälfte der Männer und vielleicht auch ein paar von den Frauen, die im engeren oder weiteren Umkreis von Polizei und Gericht arbeiteten, scharf auf sie. Oft wurde nach der Arbeit in Kneipen in derbsten Details über Phantasiebeziehungen zu ihr spekuliert. Selbstverständlich nicht in ihrer Hörweite. Keiner

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