Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches
Schallplattenarchiv, um eine passende Hintergrundmusik auszusuchen. Ein nervöser junger Mensch, offenbar fremd in dieser Abteilung, empfing mich. Die eigentlichen Schallplatten-Experten, zwei an der Zahl, waren für die erkrankten Nachrichtensprecher eingesprungen. Der Fremdling erkundigte sich nervös nach meinen Wünschen. Kaum hatte ich »Mendele« gesagt, als er mich jubelnd unterbrach:
»Hab ich, hab ich! Die Ouvertüre zu >Hochzeit im Schnee< von Amadeo Pizzicati. Pam-pam-papam-pam...«
Ich teilte ihm mit, daß ich außerdem noch das Geräusch einer Schreibmaschine sowie etwas Vogelgezwitscher brauchte, und erhielt die feste Zusage, daß er mir auch das verschaffen würde.
Die folgenden drei Tage verbrachte ich mit dem Warten auf das Manuskript (der Direktor konnte nur mit einem Finger tippen).
Am Mittwoch eilte ich mit dem fertigen Manuskript ins Cafe Noga und engagierte die drei Schauspieler, die für die drei Rollen am besten geeignet und außerdem als einzige im Cafe Noga anwesend waren, nämlich Jarden Podmanitzki (Mechaniker), Mitzi Ben-Ziegler (Stubenmädchen) und einen unter dem Namen »Trask« bekannten Chargenschauspieler (taubstummer Großvater). Alle drei freuten sich sehr über das Engagement und ließen keinen Zweifel daran, daß sie es nicht der erbärmlichen Gage wegen annahmen, sondern um mir einen persönlichen Gefallen zu tun, sonst könnte ich vielleicht einmal schlecht über sie schreiben.
Wir legten den Probenplan fest. Jarden Podmanitzki war am Donnerstag bereits ab 6 Uhr früh beschäftigt, Mitzi Ben-Ziegler war immer nur am Morgen frei. Einzig Trask konnte beliebig disponieren, verlangte jedoch 20 Shekel Vorschuß. Wir einigten uns schließlich auf Donnerstag 5.25 Uhr im Studio 5, wo wir die erste der insgesamt vier Proben abhalten wollten.
Am nächsten Morgen um 4.30 Uhr besuchte ich auf dem Weg ins Studio den Gedenktag-Direktor. Er stellte gerade die Sportsendung zusammen, weil der Sportredakteur den politischen Kommentator ersetzen mußte, der für den Kapellmeister des Blasorchesters eingesprungen war. Der Direktor zeigte sich von meinem Bericht über den bisherigen Ablauf der Dinge vollauf befriedigt, bis auf die 20 Shekel Vorschuß, die er wörtlich als »hellen Wahnsinn« bezeichnete. Möglicherweise würde ich nur 8,50 Shekel ersetzt bekommen und den Rest aus meiner eigenen Tasche draufzahlen müssen. Das möge ich mir eine Lehre sein lassen, sagte er.
Ich ließ sie es mir sein und ging ins Studio 5, wo die Probe stattfinden sollte, aber es war niemand dort, und es kam niemand. Um 11 rief ich im Theater an. Der Portier hob den Hörer ab, brummte: »Sie ist nicht hier!« und legte auf. Zu Mittag ging ich in die Kantine, um eine Kleinigkeit zu essen, und fand dort meine drei Schauspieler versammelt.
Warum sie nicht gekommen wären, fragte ich.
Weil ich ihnen kein Taxi geschickt hätte, antworteten sie.
Das traf zu. Ich hatte vergessen, daß zu den Gewohnheitsrechten der vom Rundfunk engagierten Schauspieler die Abholung durch ein Taxi gehörte. Auf meine inständigen Bitten erklärten sich die drei schließlich bereit, heute abend nach der Vorstellung im Studio 6 mit mir zu proben. Da jeder von ihnen in einem anderen Theater auftrat, mußte ich drei Taxis organisieren, was mir mit einiger Mühe gelang.
Pünktlich um Mitternacht führen die drei Taxis im Studio vor, aber nur eines war besetzt, und zwar von Trask. Die Fahrer der beiden anderen gaben an, daß sie vergebens auf ihre Passagiere gewartet hätten und daß über deren Aufenthalt nichts in Erfahrung zu bringen war. In meiner Not- die Sendung sollte ja schon am nächsten Tag stattfinden - gab ich Trask die Hauptrolle und probte mit ihm den Mechaniker. Er küßte mir dankbar die Hand, fiel mir mehrmals um den Hals und konnte vor Erregung kaum sprechen, was sich auf die Probenarbeit äußerst nachteilig auswirkte.
Am nächsten Tag verstreute ich in allen drei Theatern und im Cafe Noga bunte Zettel mit gleichlautendem Text, der den drei Schauspielern dringlich nahelegte, sich um 5 Uhr im Studio 4 zur Aufnahme einzufinden. Da mir das nicht sicher genug schien, nahm ich eine Stunde vorher ein Taxi, um sie persönlich einzusammeln.
Podmanitzki war nicht zu Hause. Seine Nachbarn glaubten zu wissen, daß er seinen kleinen Neffen in den Zoo geführt hatte.
Nach einigem Suchen entdeckte ich ihn vor dem Affenkäfig und stellte ihn zur Rede.
»Ich wäre ganz bestimmt gekommen«, versicherte er mir. »Ich wollte dem
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