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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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mehr verdient als ein großer Schauspieler, erklärt er mir das mit der Wechselbeziehung zwischen Angebot und Nachfrage: Jeder will ein großer Schauspieler sein und niemand ein kleiner Arbeiter. Mundek weiß das natürlich. Er ist ein absoluter Diktator. Alle Macht konzentriert sich in seiner Hand. Wenn der Vorhangzieher auf Urlaub geht - wer vertritt ihn? Mundek. Und was geschieht? Kaum beginne ich meinen berühmten Monolog im fünften Akt - kaum spreche ich Shakespeares unsterbliche Verse, wie nur ich sie sprechen kann - kaum beende ich die Zeile: >Ich habe nachgedacht, wie ich der Welt< - da fällt der Vorhang. Aus. Nachdem mir der Theaterarzt erste Hilfe geleistet hat, stürze ich mich auf Mundek: >Was war das, Sie Abschaum?! Wie können Sie es wagen, mich um meinen Monolog zu brin-gen?!< Und ich hebe die Faust. >Nur keine Aufregung<, sagt Mundek. >Das Stück ist sowieso zu lang, außerdem hatten wir mit Verspätung angefangen, und Sie, Herr Podmanitzki, waren so miserabel, daß man es nicht länger anhören konnte. Glauben Sie mir: Es war höchste Zeit für den Vorhang!< Ich konnte nur noch wimmern. >Kerl, dieses Stück ist von Shakespeares wimmerte ich. Mundek zuckt die Achseln. >Meinet-wegen soll es von Ben Gurion sein. Ich bin seit siebenunddreißig Jahren beim Theater, und wenn Mundek sagt, daß ein Stück zu lang ist, dann ist es zu lang.< Das waren die Tage, in denen ich mich mit ernsten Selbstmordabsichten trug. Wissen Sie, was ich gemacht habe?«
    »Veronal?«
    »Nein. Ich ging zu Schoßberger in die Direktionskanzlei. >Schoßberger<, sagte ich ruhig. >Sie wissen, daß ich nicht überempfindlich bin, aber wenn das so weitergeht, wird Ihre Bühne auf Jarden Podmanitzki verzichten müssen .< Und ich erzählte ihm alles. Alles. Auch daß Mundek in den Pausen immer auf meinem Thron sitzt und manchmal mit Absicht seine jiddische Zeitung dort vergißt. Einmal hat er sogar seinen Zigarrenstummel in meinen Kronreif gesteckt, und das Publikum kam aus dem Lachen nicht heraus, weil es noch nie einen König mit rauchender Krone gesehen hat. Nachher versuchte ich es mit Mundek in Güte: >Sie müssen doch wissen, was ein König ist<, sagte ich ihm. >Wie können Sie mir als König so etwas antun? Ich bin ein König, und meine Krone raucht!< - >Was sind Sie? Ein König sind Sie?< bekam ich zur Antwort. >Sie sind ein alter Schmierist und heißen Jarden Podmanitzki. Ein König spielt nicht Theater.< Seit siebenunddreißig Jahren ist dieser Idiot beim Geschäft und hat noch immer keine Ahnung, was auf der Bühne vorgeht. Das alles sage ich Schoßberger. Das und noch mehr. Und zum Schluß sage ich ihm: >Schoßberger - entweder ich oder Mundek. Entscheiden Sie sich.< Schoß-berger versucht mich zu beruhigen, es ist nicht so schlimm, es wird vorübergehen, auch ein Mundek lebt nicht ewig - aber ich bleibe hart. Ich bleibe so hart, daß Schoßberger schließlich nichts anderes tun kann, als mich entlassen. Er hat mich entlassen. Was sagen Sie jetzt? Er hat Jarden Podmanitzki entlassen. Verstehen Sie?«
    »Ich verstehe. Er hat Sie entlassen.«
    »Sie scheinen sich nicht klar darüber zu sein, was das bedeutet! Ich sage noch zu Schoßberger: >Also Mundek ist Ihnen lieber als Podmanitzki?< Und Schoßberger antwortet: >Keine Spur, aber ihn kann ich nicht entlassen, sonst streiken die Bühnenarbeiter, und wir haben keine Vorstellung. Und laut Gewerkschaftsvertrag müßte ich ihm eine Abfindung von 35000 Shekel zahlen. Woher nehme ich die?< Ich mußte zugeben, daß an diesem Argument etwas dran war. Schoßberger hat irgendwie recht. Wir Schauspieler bleiben auf dem Posten, ob wir bezahlt werden oder nicht. Aber versuchen Sie, einen Mundek länger als zehn Minuten auf seine Überstundengebühr warten zu lassen! Mundek ist alles. Podmanitzki ist nichts... «
    Der bedeutende Charakterdarsteller war in sich zusammengesunken und starrte mit leeren Augen vor sich hin, ein völlig gebrochener Mann. Er dauerte mich.
    »Jarden Podmanitzki«, tröstete ich ihn. »Sie sind ein Titan des zeitgenössischen Theaters. Sie sind viel zu groß, als daß ein Zwerg wie Mundek Ihnen etwas anhaben könnte. Löschen Sie ihn aus Ihrem Gedächtnis. Denken Sie nicht an ihn...«
    »Ja, wenn das so einfach wäre!« seufzte Podmanitzki. »Aber was, glauben Sie, ist gestern abend geschehen? Mundek hatte sich krank gemeldet, zum erstenmal in seinem Leben. Mundek war nicht da. Kein Trampeln, kein Schneuzen, kein Rettich, nichts. Es war so beängstigend ruhig

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