Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches
die Leitung des Sharon-Hotels dem Impresario Sulzbaum mit, daß es die Löwen mitsamt ihren Bändigern delogieren würde, wenn die aufgelaufenen Rechnungen nicht innerhalb 48 Stunden bezahlt wären. Sulzbaum, nicht faul, lehnte es ab, sich erpressen zu lassen. Am nächsten Tag wurden die Löwen delogiert, teilten sich in kleinere Gruppen und erschienen immer dort, wo man sie am wenigsten erwartete. Als Senator Alfonso Goldstein, der Vorsitzende des United Jewish Appeal für Uruguay, ihrer Freßlust zum Opfer fiel, bemächtigte sich der Bevölkerung größtes Entsetzen, und die Presse forderte ein sofortiges Einschreiten der Polizei. Die Polizei erklärte, daß sie mit dieser ganzen Angelegenheit - die ja auf finanzielle Unstimmigkeiten zurückginge - nichts zu tun hätte und außerdem über kein Budget für Löwenjagden verfügte. Das Fremdenverkehrsamt erwog daraufhin die Veranstaltung von Großwildjagden, kam jedoch zu keinem praktischen Ergebnis.
Nach dem Verschwinden des Impresarios Sulzbaum legten die Behörden der Schweizer Gesandtschaft nahe, für die Evakuierung der Löwen zu sorgen, da diese eine Gefahr für das
Leben der in Israel befindlichen Schweizer Bürger darstellten. Unter Berufung auf die geringe Zahl der möglicherweise Betroffenen lehnte der Schweizer Gesandte den Vorschlag ab. Ebenso erfolglos blieb ein an die Regierung der Vereinigten Staaten gerichteter Appell um technischen Beistand unter Punkt 4 des Hilfsprogramms für Entwicklungsländer.
Mittlerweile setzten die Löwen ihr unverantwortliches Treiben fort. In Herzliah verschlangen sie innerhalb eines einzigen Tages 32 Personen und fügten damit dem Ruf dieser Ortschaft als Kur- und Erholungszentrum schweren Schaden zu. Die Löwenbändiger ihrerseits verlegten sich auf Banküberfälle und Straßenraub.
Etwa drei Wochen später wurden im ganzen Land verwahrloste Löwen gesichtet. Einer von ihnen nistete sich im Gebäude der Gewerkschaftszentrale ein und riß dort einen Beamten pro Tag, ohne daß man den Verlust bemerkt hätte. Erst als der Mann, dem die Teeversorgung oblag, nicht mehr kam, wurde man sich darüber klar, daß man einen Löwen im Hause hatte. Die Armee wurde beauftragt, Regierungsgebäude und Parteihäuser mit Drahtverhauen zu sichern.
Sulzbaum befand sich um diese Zeit an der Riviera und empfahl dem Finanzministerium telephonisch, die Kosten für den Abtransport der Löwen durch eine Zigaretten-Sondersteuer aufzubringen.
Schließlich gelang es der Regierung, die UNESCO zu überzeugen, daß es im Sinne der internationalen Konvention über die Verhinderung von Massenmord ihre Sache wäre, sich der Löwen anzunehmen. Daraufhin besorgte ein von der UNESCO gechartertes Schiff unter schwedischer Flagge den Abtransport der noch verbliebenen 21 Löwen. Die übrigen waren verhungert oder hatten sich in der Wüste Negev niedergelassen. Von den Löwenbändigern überlebten insgesamt fünf die verschiedenen Schußwechsel mit der Polizei. Sie protestierten gegen die feindselige Haltung der Behörden, erklärten jedoch andererseits, daß ihre Löwen vom Geschmack des israelischen Publikums begeistert wären.
Ein Fest für Auge und Ohr
»Haben Sie die Göttliche gehört?«
»Ja. Vor Jahren in einem Konzert. Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage: Es war ein Fest für Auge und Ohr. Eine größere Sängerin als Maria Callas gibt es heute nicht. Ich ziehe meinen Hut vor Jehuda Sulzbaum. Sein in Athen lebender Schwager kennt die Mutter von Maria Callas, und so ist die Sache zustande gekommen. Kein schlechter Coup für einen kleinen israelischen Impresario, was? Auch daß er unser größtes Theater gemietet und die Spitzen des öffentlichen Lebens zu diesem Galaabend eingeladen hat, war sehr geschickt. Die ganze Veranstaltung hatte Klasse. Sie werden mich vielleicht für einen Snob halten - aber ich war schon tief beeindruckt, als Frau Callas hinter dem Vorhang erschien.«
»Hinter? Wieso hinter?«
»Ein kleines Mißverständnis. Der Beginn des Konzerts war auf halb neun festgesetzt und verzögerte sich ein wenig. Das Publikum wurde ungeduldig und applaudierte.«
»Was für schlechte Manieren unsere Leute haben!«
»Wie wahr. Ich muß Ihnen allerdings gestehen, daß auch ich so gegen zehn Uhr zu klatschen begann. Man kann ja nicht anderthalb Stunden im Dunkeln sitzen und warten.«
»Sagten Sie nicht, daß sie dann doch noch erschienen ist?«
»Gewiß. Jemand hob irrtümlich den Vorhang, und man sah die Diva, wie sie den
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