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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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im geeigneten Moment macht das Sensorium der Zuschauer für eine ganze Szene unempfänglich.
    Erfahrene Routiniers betreiben mit Vorliebe das sogenannte »Drehscheibenspiel«. Es beruht auf dem optischen Gesetz, demzufolge ein näher zum Hintergrund der Bühne stehender Schauspieler, der seinen Partner anredet, dies mit dem Gesicht zum Publikum tut, während der Angeredete dem Publikum nur seinen Rücken und vielleicht die beginnende Glatze zeigen kann. Das ist der wahre Grund, warum sich die Schauspieler auf der Bühne immerzu nach hinten bewegen, so lange, bis sie an die Kulisse anstoßen oder beim nächsten Schritt den Blicken der Zuschauer entschwinden würden.
    Im allgemeinen gelten derlei Kniffe als durchaus zulässig. Und sie sind nicht die einzigen. Kaum ein Abend vergeht, ohne daß die auf ihren Auftritt wartenden Akteure sich fragen, ob Schaul Finkelstein, während Lydia Kischinowskaja ihr großes Geständnis ablegt, auch heute seine Brillengläser putzen wird oder nicht.
    Zu den erprobten Ablenkungsmanövern gehört ferner das Zu-rechtstreichen der Frisur oder der Schlag nach einer unvermutet störenden Fliege. Ebenso beliebt ist das »Abdecken« des Partners, für das sich Rollen wie Falstaff oder Gargantua besonders eignen. Valentina Gurewitsch, die stattliche Salondame, soll den Charakterdarsteller Schimon Gurewitsch so lange abgedeckt haben, bis er sich entschloß, sie zu heiraten.
    Im Krieg sind alle Mittel erlaubt. Krieg ist die Fortsetzung der Generalprobe mit anderen Mitteln, sagte schon der große Stratege Clausewitz, als er allein auf der Bühne stand und endlich einen Satz zu Ende sprechen konnte.
     

Lamento für einen jungen Schauspieler
     
    PODMANITZKI: Sie, junger Mann! Kommen Sie für einen Augenblick her!
    BEN TIROSCH: Wer, ich?
    PODMANITZKI: Ja, Sie.
    BEN TIROSCH : Mit Vergnügen, Herr Podmanitzki. Ich wollte Ihnen schon lange sagen, Herr Podmanitzki, daß es mir eine große Ehre ist, gemeinsam mit Herrn Podmanitzki auf der Probe zu stehen.
    PODMANITZKI: Gerade über dieses Thema wollte ich sprechen, mein Junge. Wie heißt du?
    BEN TIROSCH: Ben Tirosch. Joseph.
    PODMANITZKI: Wie lange bist du schon beim Theater?
    BEN TIROSCH: Zwei Monate. Nächste Woche werden es genau zwei Monate.
    PODMANITZKI: Behandelt man dich anständig?
    BEN TIROSCH: Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden, Herr Podmanitzki. Es war immer mein Traum, neben einem Schauspieler Ihres Kalibers auftreten zu dürfen.
    PODMANITZKI: Nimm Platz, mein Junge. Mach's dir bequem.
    BEN TIROSCH: Danke vielmals. Schon als Kind war ich ein Podmanitzki-Verehrer. Sie können meine Mutter fragen, wenn Sie wollen. Und jetzt spielen wir wirklich und wahrhaftig im selben Stück. Auf jeder Probe habe ich Lampenfieber.
    PODMANITZKI: Das ist begreiflich, mein Junge.
    BEN TIROSCH: Ich heiße Ben Tirosch. Joseph Ben Tirosch.
    PODMANITZKI: Wir verstehen einander. Und jetzt sprechen wir ein wenig über die Hinrichtungs-Szene. Du spielst meinen Henker, wenn ich nicht irre.
    BEN TIROSCH: Ja. Es ist mir eine Ehre.
    PODMANITZKI: Sei so gut und unterbrich mich nicht. Mir gefällt diese Szene. Auch wie du dich bei den Proben anstellst, gefällt mir. Das heißt: in schauspielerischer Hinsicht. Bis zu dem Augenblick, wo du den Mund aufmachst. Was hast du mir da zu sagen? Ich meine: Wenn ich das Gerüst ersteige. Was sagst du mir da?
    BEN TIROSCH: Wer, ich?
    PODMANITZKI: Ja. Laß hören.
    BEN TIROSCH: Meinen Text?
    PODMANITZKI: Natürlich deinen Text. Was sagst du?
    BEN TIROSCH: »Mach schneller«, sage ich. »Nicht so langsam!«
    PODMANITZKI: Und weiter?
    BEN TIROSCH: »Oder soll ich dir Beine machen, du dreckiger Lump?!«
    PODMANITZKI: Das sagst du mir?
    BEN TIROSCH: Ja. Es ist mein Text.
    PODMANITZKI: »Dreckiger Lump?«
    BEN TIROSCH: Es ist mein Text.
    PODMANITZKI: Wie alt bist du, mein Junge?
    BEN TIROSCH: Zweiundzwanzig. Im Juli werde ich zweiundzwanzig.
    PODMANITZKI: Zweiundzwanzig! Und du schämst dich nicht, mit einem der ältesten Schauspieler dieses Landes so zu sprechen? Mit einem in Ehren ergrauten Veteranen, der seit achtunddreißig Jahren zu den führenden Kräften der hebräischen Bühne gehört?
    BEN TIROSCH: Aber wenn das doch mein Text ist, Herr Podmanitzki... Es steht wörtlich so in meinem Rollenbuch, sehen Sie... Und hier steht auch, daß ich Herrn Podmanitzki... kräftig... also treten muß... also in den Hintern...
    PODMANITZKI: Dazu kommen wir später.
    BEN TIROSCH: Die Rolle schreibt es so vor.
    PODMANITZKI: Du hast nicht

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