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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Nervenkitzel, ihre Suche nach einem Ausweg, ihr aufgeblasenes Selbstbewusstsein. Linda Morgan schien seine Gedanken zu erraten, denn sie warf ihm einen warnenden Blick zu. Monte Scanlon, so hatte sie ihm unterbreitet, hatte über einen Zeitraum von gut dreißig Jahren für einige Mafia-Familien gearbeitet. Die Kollegen vom Dezernat für das organisierte Verbrechen waren mehr als scharf auf Scanlons Kooperation. Doch seit seiner Verhaftung hatte der Mann konsequent geschwiegen. Bis heute Morgen.
    Was wiederum Scott auf den Plan gebracht hatte.

    »Ihr Boss«, begann Scanlon und deutete mit dem Kinn auf Linda Morgan, »hofft inständig, dass ich mich kooperativ zeige.«
    »Ihnen blüht die Giftspritze«, entgegnete Morgan, die weiterhin um Lässigkeit bemüht war. »Nichts, was Sie sagen oder tun, wird daran etwas ändern.«
    Scanlon grinste. »Aber nicht doch. Ihr habt doch viel mehr Muffensausen, dass euch meine Informationen durch die Lappen gehen, als ich vor dem Tod.«
    »Na wunderbar. Wieder mal einer von den Kandidaten, die keine Angst vor dem Tod haben.« Sie stieß sich von der Wand ab. »Wissen Sie was, Monte? Die ganz harten Jungs sind immer die ersten, die sich in die Hose machen, sobald wir sie auf die Trage schnallen.«
    Scott versagte sich jeden Kommentar in Richtung seiner Vorgesetzten. Scanlon grinste unbeeindruckt weiter, ohne den Blick von Scott zu wenden. Scott gefiel nicht, was er in diesen Augen sah. Abgesehen von dem zu erwartenden schwarzen, kalten Glitzern war da – vielleicht bildete er es sich auch nur ein – etwas jenseits der routinierten Ausdruckslosigkeit. Eine Bitte? Scott konnte sich diesem Blick nicht entziehen. Vielleicht Bedauern?
    Möglicherweise gar Reue?
    Scott sah zu Linda auf und nickte. Sie runzelte die Stirn. Scanlon hatte die erste Runde gewonnen. Linda berührte einen der Muskelmänner leicht an der Schulter und bedeutete den beiden, den Raum zu verlassen. Scanlons Anwalt erhob sich und brach zum ersten Mal sein Schweigen. »Alles, was er jetzt sagt, kann nicht gegen ihn verwendet werden.«
    »Weichen Sie den Herrschaften nicht von der Seite«, befahl Scanlon ihm. »Möchte sicher sein, dass sie nicht mithören.«
    Der Rechtsverdreher griff nach seinem Aktenkoffer und folgte Linda Morgan zur Tür. Kurz darauf waren Scott und Scanlon allein. Im Film gehört alle Macht den Killern. Im wirklichen Leben gestaltet sich das etwas differenzierter. Da sind sie keine Entfesselungskünstler,
die sich mitten in einem Hochsicherheitstrakt ihrer Ketten entledigen. Außerdem wusste Scott, dass die beiden Fleischberge von Wärtern hinter der verspiegelten Glasscheibe standen und jede Bewegung verfolgten. Die Sprechanlage allerdings blieb auf Scanlons ausdrücklichen Wunsch abgeschaltet.
    Scott deutete seinem Gegenüber mit einem Schulterzucken ein fragendes Also? an.
    »Ich bin kein gewöhnlicher Auftragskiller.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Ich habe meine Prinzipien.«
    Scott schwieg abwartend.
    »Ich töte nur Männer.«
    »Donnerwetter!«, bemerkte Scott. »Bin tief beeindruckt.«
    Scanlon ignorierte den Sarkasmus. »Das ist Regel Nummer eins. Ich bringe nur Männer um. Keine Frauen.«
    »Hm, ich hab’s schon beim ersten Mal begriffen. Verraten Sie mir eines – Ihre Regel Nummer zwei, lautet die vielleicht, dass Sie Frauen erst nach dem dritten Rendezvous abservieren?«
    »Halten Sie mich für ein Monster?«
    Scott zuckte die Schultern, als läge die Antwort auf der Hand.
    »Sie halten nichts von meinen Regeln?«
    »Was für Regeln? Sie bringen Leute um. Sie erfinden diese so genannten Regeln doch nur, um sich einen Anschein von Menschlichkeit zu geben.«
    Scanlon schien zu überlegen. »Möglich«, räumte er ein. »Meine männlichen Opfer waren Abschaum. Abschaum hat mich angeheuert, Abschaum zu vernichten. Ich bin nichts weiter als ein todbringendes Werkzeug, eine Waffe.«
    »Eine Waffe?«, wiederholte Scott.
    »Richtig.«
    »Einer Waffe ist es piepegal, wer durch sie stirbt, Monte. Männer, Frauen, Omas, kleine Kinder. Eine Waffe macht da keine Unterschiede.«

    Scanlon lächelte. »Touché.«
    Scott strich mit den Handflächen über seine Hosenbeine. »Sie haben mich doch nicht herbestellt, um mir einen Vortrag über Ethik zu halten, oder? Also, was wollen Sie?«
    »Sie sind ein geschiedener Mann, Scott.«
    Er sagte nichts.
    »Keine Kinder, Trennung in beiderseitigem Einvernehmen, der Ex noch immer freundschaftlich verbunden.«
    »Was soll das?«
    »Ich versuche, Ihnen

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