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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Tatort-Tape umwickelt hatte, ausgekundschaftet und aus der Luft nachgeprüft, ob die Stelle, an der Bosch die Knochen gefunden hatte, tatsächlich von der Wonderland am besten zu erreichen war. Dann machte sich die Special-Services-Einheit an die Arbeit. Der Tatort-Tapespur folgend, hämmerten und knüpften die sechs Mann des Teams eine Reihe hölzerner Rampen und Treppen mit Seilhandläufen zusammen, die zu den Knochen auf dem Hügel hinaufführten. Die Stelle war nun wesentlich einfacher zu erreichen als am Abend zuvor.
    Ein solches Nest polizeilicher Aktivitäten ließ sich nicht geheim halten. Deshalb war die Wonderland bis 9 Uhr auch ein Medienlager geworden. Hinter den Straßensperren, die einen halben Block vor dem Wendekreis errichtet worden waren, drängten sich die Aufnahmewagen. Die Journalisten hatten sich in pressekonferenzgroßen Gruppen zusammengeschart. Und ein Stück über dem Polizeihubschrauber kreisten nicht weniger als fünf Nachrichtenhubschrauber. Wegen des daraus resultierenden Lärmpegels waren im Polizeipräsidium im Parker Center bereits eine ganze Reihe von Anwohnerbeschwerden eingegangen.
    Bosch machte sich bereit, die erste Gruppe zur Fundstelle hinaufzuführen. Zuerst besprach er sich mit Jerry Edgar, den er bereits am Abend zuvor über die Einzelheiten des Falls in Kenntnis gesetzt hatte.
    »Als Erstes«, sagte er, »bringen wir die Gerichtsmedizin und die Spurensicherung hoch. Anschließend holen wir die Kadetten und die Hunde. Ich möchte, dass du das übernimmst.«
    »Kein Problem. Hast du gesehen, dass Corazon wieder ihren verdammten Kameramann dabei hat?«
    »Dagegen können wir im Moment leider nichts tun – außer hoffen, dass sie sich schnell zu langweilen beginnt und in die Stadt zurückfährt, wo sie hingehört.«
    »Das könnten übrigens auch genauso gut irgendwelche alten Indianerknochen sein.«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Das glaub ich nicht. Dafür sind sie nicht tief genug unter der Erde.«
    Bosch ging auf die erste Gruppe zu: Teresa Corazon, ihr Kameramann, zwei Männer von der Spurensicherung und das vier Mann starke Grabungsteam, das aus der Archäologin Kathy Kohl und drei Ermittlern bestand, die das Schaufeln übernehmen würden. Die Mitglieder des Grabungsteams hatten weiße Overalls an. Corazon trug etwas Ähnliches wie am Abend zuvor, einschließlich Schuhen mit fünf Zentimeter hohen Absätzen.
    Bosch winkte die Gruppe enger zusammen, um mit ihnen sprechen zu können, ohne dass alle anderen mithörten.
    »Also, wir gehen jetzt da rauf und beginnen mit Dokumentation und Bergung. Sobald wir damit fertig sind, holen wir die Hunde und die Kadetten hoch, damit sie das angrenzende Areal absuchen und die Fundstelle möglicherweise ausweiten. Sie …«
    Er hielt inne und reckte Corazons Kameramann seine erhobene Hand entgegen.
    »Machen Sie die Kamera aus. Sie können sie filmen, aber nicht mich.«
    Der Mann nahm die Kamera runter. Nach einem beziehungsvollen Blick auf Corazon fuhr Bosch fort: »Sie wissen alle, was Sie zu tun haben, ich brauche Ihnen also keine Anweisungen zu erteilen. Das Einzige, worauf ich Sie allerdings hinweisen möchte, ist: Es ist nicht ganz ohne, da rauf zu kommen. Sogar mit den ganzen Rampen und Treppen. Seien Sie also vorsichtig. Halten Sie sich an den Seilen fest, passen Sie auf, wo Sie hintreten. Wir möchten schließlich nicht, dass sich jemand verletzt. Wenn Sie schwere Ausrüstung haben, teilen Sie sie auf und gehen Sie lieber mehrere Male. Wenn Sie trotzdem noch Hilfe brauchen, lasse ich es die Kadetten hochbringen. Achten Sie nicht auf die Zeit. Achten Sie nur auf Ihre Sicherheit. Also dann, alles klar?«
    Alle nickten. Bosch winkte Corazon zu einer privaten Unterredung beiseite.
    »Du bist nicht richtig angezogen«, sagte er.
    »Fang jetzt bloß nicht an, mir zu erzählen …«
    »Soll ich mein Hemd ausziehen, damit du meine Rippen sehen kannst? Mein Brustkorb sieht aus wie Heidelbeerkuchen, weil ich gestern Abend dort oben hingefallen bin. Dein Schuhwerk ist dafür nicht ganz das Richtige. Für die Kamera mag das alles ja gut aussehen, aber –«
    »Überlass das ruhig mir. Ich komme schon klar. Sonst noch was?«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Ich habe dich gewarnt«, sagte er. »Gehen wir.«
    Er schritt auf die Rampe zu, und die anderen folgten ihm. Der Special-Services-Trupp hatte einen hölzernen Torbogen gebaut, der als Kontrollpunkt diente. Dort stand ein Streifenpolizist mit einem Klemmbrett. Bevor er jemanden

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