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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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loszuwerden.
    Technisch ist das nicht anspruchsvoll: Man nimmt einen Elektrobohrhammer, dann geht das schon. Man hat anfangs – je nach Betonzusammensetzung – einige Schwierigkeiten, weil der Hammer immer an der Oberfläche abgleitet. Aber das Problem kann man mit einem Trennschleifer lösen: Man schneidet alle zwei oder drei Zentimeter eine senkrechte Ritze in den Beton, von der Decke bis zum Boden. An dieser Ritze kann man den Bohrhammer auch dann ansetzen, wenn man kein gelernter Maurer ist. Das Anspruchsvolle daran ist etwas anderes.
    Ein Bohrhammer, mit dem man gegen diese Art Beton etwas ausrichten will, wiegt etwa elf Kilo. Das ist wieder ein Kasten Bier. Und diesen Kasten stemmt man zuerst mal in Deckenhöhe. Dann meißelt man los. Millimeterweise. Für fünf Zentimeter braucht man ewig, und die ganze Zeit stemmt man elf Kilo. Erst mit den Schultern – rattttatttattattat – dann, wenn man tiefer kommt, mit dem Brustbein – rattattattata. Und das sind noch die eher schönen Stellen zum Arbeiten. Weil man da das Gewicht noch halbwegs ergonomisch stützen kann, von unten. Was wirklich schlimm ist, zum Kotzen ekelhaft, wo man am liebsten weinen möchte, weil einem schon alles so wehtut, das ist in Hüfthöhe. Man kann sich nicht richtig dagegen stützen, man hat eigentlich gar keinen Halt, man muss den idiotischen Hammer mit seinen elf Kilo alleine halten, und zwar fest, weil man immer Angst davor haben muss, dass er aus der Wand wegrutscht, und elf Kilo Bohrhammer sollten nicht unkontrolliert durch die Gegend rauschen. Ich garantiere jedem, sobald er sich langsam auf Kniehöhe vorgearbeitet hat, dankt er seinem Herrgott in jeder Sekunde für die wundervolle, wohltuende Kniehöhe, und am Boden, der an den Raumleisten entlang auch wieder vollgesogen war, fühlt man sich fast erlöst, wenn man da hämmert, weil man sich endlich mit seinem Gewicht richtig gut reinstemmen kann.
    Die ganze Zeit über versanken wir in Betonstaub, vor allem, weil in diesem Fall kein Fenster im Keller war. Wir haben von 10 bis 16 Uhr gemeißelt, und wir haben in dieser Zeit zweimal die Luftfilter unserer Atemschutzmasken wechseln müssen, weil wir sonst im gefilterten Staub erstickt wären. Aber dann hatten wir’s erledigt. Ich war so fertig, ich hätte heulen können. Ich hatte jede Berechtigung dazu, aber mir war das noch nicht klar, weil ich noch nicht wusste, wie sich mein Körper am nächsten Tag anfühlen würde. Dass ich mir vorkommen würde wie ein verprügelter Hundertjähriger. Im Moment war ich nur kaputt und hatte einen irrsinnigen Hunger. » Nagend « trifft’s schon nicht mehr, das war schon ein wühlender Hunger. Und dann sind wir zu McDonald’s gefahren.
    An den Drive-in-Schalter.
    Der besteht ja immer aus zwei Teilen: der Bestellungsaufnahme und dem Schalter, wo’s das Essen dann gibt. Aber an der Bestellungsaufnahme ging niemand ran, also fuhren wir gleich vor, wo mich irgendeine Bedienung anpampte, wieso ich meine Bestellung nicht vorne aufgegeben hätte und so ginge es ja nun nicht und ich sollte jetzt noch mal zum anderen Schalter fahren. Ich bin ausgestiegen, zu ihr an den Schalter gegangen und habe ganz ruhig gesagt:
    » Wenn Sie mir jetzt nicht gleich was zu essen geben, dann passiert was.«
    So schnell bin ich bei McDonald’s noch nie bedient worden.
    Ich war so sauer, ich muss ausgesehen haben wie die Mongolen nach dem Niederbrennen von Kiew. Aber vielleicht habe ich auch nur so gerochen.

3 . Verfluchtes Altötting
    Ich habe nichts gegen sinnlose Arbeit. Gut, bezahlt soll sie schon sein. Aber wenn jemand unbedingt darauf besteht, dass ich ihm seine sieben Silberfischchen entferne, obwohl ich ihm dreimal sage, dass es reicht, wenn er zweimal am Tag das Fenster aufmacht, bitte, dann tue ich das. Ich brauche nicht jedes Mal den ganz großen Fall, ich brauche auch nicht immer trauernde Angehörige um mich herum, und ich brauche auch nicht bei jedem Einsatz das Gefühl, dass ich hier jemandem eine Riesenlast von den Schultern nehme. Und selbstverständlich mache ich auch den Job, wenn wieder irgendeinem Gastwirt die Schaben zu Dutzenden aus der Küche in den Gastraum krabbeln, obwohl ich manchmal ganz genau weiß: Die Schaben werden im nächsten Jahr wieder da sein, weil Schaben in einem Lokal nur dann zu einem größeren Problem werden, wenn man ein paar einfache Regeln aus der Gastronomie missachtet. Wie zum Beispiel ein Überwachungssystem mit Fallen von einem Schädlingsbekämpfer installieren zu

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