Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
Vom Netzwerk:
einer viertel Stunde des Herumirrens. Mist, nun würde sie Rolf mit Sicherheit warten lassen müssen. Aber auf keinen Fall wollte sie vor Stuart in verschwitzten Kleidern erscheinen. Eine Frau hatte ihre Prioritäten, und Rolf musste eben warten.
    Sie kaufte ein schickes blaues eng anliegendes Baumwollkleid. Die Unterwäsche hätte aus Goldfäden gewirkt sein können, bei dem Preis, doch das würde sie der Fluggesellschaft später in Rechung stellen. In Wahrheit bestanden die Slips aus Kunstfasern. Praktisch, man brauchte abends nur feucht auszuwischen.
    Als sie den Shop verlassen wollte blieb ihr Blick an einem Paar Pumps hängen und bremste sie. Schweineteuer, aber absolut entzückend. Schlicht und ergreifend. Das schwarze Leder war weich und schmiegte sich um ihre Füße wie angegossen. Die Absätze hielten sich in moderaten Grenzen, würden sie nicht über Rolf erheben.
    Eilig lief sie durch die Gänge zurück in ihr Zimmer, um die Rezeption anzurufen. Sie ließ dem wohl längst tobenden Rolf ausrichten, sie sei jede Minute unten. Dann schälte sie sich aus den feuchten Kleidern und zog die Neuerwerbungen an. Prüfend betrachtete sie sich in dem großzügigen Spiegel zwischen Garderobe und Badezimmer. Unter dem Spiegel befand sich eine Ablage mit Kaffeemaschine, Portionskaffee, Milch und Zucker. Gern hätte sie schnell eine Tasse genossen, doch dann würde Rolf endgültig durchdrehen, also verzichtete sie darauf. Die Reflektion des Spiegels hielt ihrem strengen Blick stand. Das blaue Kleid war eben noch akzeptabel für ein Geschäftsmeeting und ebenso passend für das Betreten eines guten Restaurants. Sie liebte praktische Kleidung. In ihrem Leben war keine Zeit, um sich mehrmals am Tag umzuziehen, und dennoch musste sie auf alles vorbereitet sein.
     
    Rolf stieß einen leisen Pfiff aus, als Sandra mit wogenden Hüften, wippender blonder Mähne und roten Lippen durch die Lobby auf ihn zukam. Sein Zorn verflog mit dem Gedanken, das Warten habe sich gelohnt. Niemals war er auf die Idee gekommen, in Sandra etwas anderes zu sehen als eine Kollegin. Zu sehr war er in seine Arbeit vertieft, zu sehr liebte er seine Frau. Doch auch er konnte ein Aufwallen seiner Hormone nicht verhindern beim Anblick von purem Sex. Was hatte Sandra vor? Wollte sie Stuart nervös machen? Die Präsentation war gut genug, auch ohne taktische Hilfsmittel, obwohl, man konnte ja nie wissen, nach allem was er über ihn gehört hatte.
    „ Sie sehen umwerfend aus“, gab er zu. „Wo haben Sie das so schnell herbekommen?“
    Sandra strich ein paar imaginäre Falten im Kleid glatt.
    „ Ist es okay? Ich konnte so schnell nichts anderes finden. Die haben hier im Hotel hauptsächlich Abendgarderobe oder reines Freizeitzeug. Das Kleid machte das Rennen gegen einen grauen Jogginganzug.“
    „ Ich denke, es wird seinen Zweck erfüllen.“
     
    Er grinste breit und Sandra spürte, wie sie in alte Muster verfiel. Sie schnappte nach Luft, besann sich eines Besseren und schwieg. Sie war übel gelaunt, müde und hungrig. Keine gute Idee jetzt eine Diskussion über sexistische Bemerkungen anzufangen. Wäre er ein simpler Kollege, hätte sie sich nicht zurückgehalten, aber immerhin war er ihr Boss.
    „ Und was ist mit den Schuhen?“
    Sein Blick glitt an dem Kleid entlang, als bedauere er, ihn auf etwas anderes richten zu müssen, und studierte die Pumps. Dann zuckte er mit den Schultern.
    „ Passen gut dazu“, entschied er.
    Sie ging unter seinen bewundernden Blicken an ihm vorbei, und sie verließen das Hotel, um eins der bereitstehenden Taxis zu nehmen.
     
    Das kanadische Büro von Creative Design war in einem Wolkenkratzer untergebracht und nahm zwei weitläufige Etagen ein. Die Flure verliefen an den gläsernen Außenseiten, sodass man einen noch fantastischeren Ausblick über Vancouver und den Pazifischen Ozean hatte als von ihrem Hotel. Hitze brütete über der Stadt. Die hohe Luftfeuchtigkeit ließ das blaue Kleid zur zweiten Haut werden und verwandelte Sandra in einen nackten Schlumpf. Sie begann sich Sorgen zu machen. In Deutschland liefen viele in solchen Kleidern durch die Büros, aber sie hatte keine Ahnung von der Moral dieses Landes. Sie hatte gehört, der Nordamerikaner an sich sei prüde. Ein Memo vom amerikanischen Büro hatte den Angestellten dort verboten, aufreizende Kleidung wie Spaghettiträger-Tops, Shorts oder Sandalen zu tragen. Die gesamte deutsche Belegschaft hatte sich darüber köstlich amüsiert. Verdammt, dieser Gedanke

Weitere Kostenlose Bücher