Kein Kanadier ist auch keine Lösung
ich glaube sogar, wir haben sie erfunden. Sie können sich also auf mein Urteil verlassen. Ich werde den Text von meinen Leuten überarbeiten lassen und dann sprechen wir uns wieder.“ Sie schnappte hörbar nach Luft. Sagte er, gut genug für Deutschland? „Das dauert nicht lange, keine Angst. Warten Sie, heute ist Montag, ich schätze bis Mittwoch wird alles fertig sein.“
Fassungslos starrte sie in das arrogante Gesicht des Mannes, für den ihre Brustwarzen hart geworden waren.
„ Also, ich glaube nicht ...“, begann Rolf, doch sie unterbrach ihn.
„ Hören Sie, Mr. Stuart ...“
„ John.“
Sie überging den Einwurf. „Der Text ist völlig in Ordnung für jeden Markt. Das ist bereits im Vorfeld abgestimmt worden, Wochen vorher, warum kommen Sie erst jetzt mit Ihrem Einwand?“
John lehnte sich zurück und seufzte leise, als habe er komplette Anfänger vor sich.
„ Da sind Sie schlecht informiert, schöne Lady. Ich habe von Anfang an gegen den infantilen Text interveniert.“
Sie glaubte an ihrem angehaltenen Atem zu ersticken. Sie ließ ihn heraus und fixierte Rolf mit schmalen Augen. Ihr Text infantil? Dieser Hund hatte ihr nichts davon erzählt. Langsam wurde ihr klar warum er sie in Kanada brauchen konnte. Eine Kämpfernatur war er nicht, aber er wusste, wie gut sie sich durchsetzen konnte. Ihn würde sie sich später vornehmen. Das Adrenalin in ihren Adern spülte die Müdigkeit weg.
„ Sie können doch unmöglich das ganze Projekt verzögern, den Kunden verärgern, nur wegen Ihrer Sturheit!“, polterte es aus ihr heraus.
„ Klar kann ich das.“ Ein belustigtes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. So etwas Impertinentes war ihr noch nicht untergekommen. „Der Kunde ist übrigens meiner Meinung“, setzte John hinzu und sein Grinsen wurde breiter.
Das war zu viel. Sie spürte Hitze im Gesicht und bekam Pulsrasen.
„ Sie wollen damit sagen, Sie hatten bereits ein Meeting mit dem Kunden, ohne uns darüber informiert zu haben?“
„ Ich war so frei“, sagte er kurzerhand. „Das Ganze dauerte mir entschieden zu lange.“
Ihr Blut begann zu kochen. Sie hatten das riesenhafte Projekt innerhalb weniger Wochen zum Abschluss gebracht und dieser Hirni meinte, sie seien zu langsam gewesen?
„ Das ist eine Lüge!“
„ Sie nennen mich einen Lügner?“
„ Nun, das würde ich so krass nicht sagen ...“, bemerkte Rolf.
„ Ich nenne Sie gar nichts, es ist nur einfach nicht richtig was Sie sagen“, gab Sandra zurück. Mit zitternden Händen goss sie sich Kaffee nach. Sie kleckerte über den Rand, ohne darauf zu achten oder es peinlich zu finden.
„ Dann sollten Sie besser auf Ihren Ausdruck achten“, erwiderte John so kalt, dass Sandra trotz der Hitze ein Schauer über den Rücken lief.
„ Der einzig Impertinente hier sind Sie.“
„ Oh, ich habe schon gehört von der deutschen Gründlichkeit. Kritik muss Ihnen ganz schön sauer aufstoßen, was?“ Er lachte humorlos.
„ Verzichten Sie bitte auf Beleidigungen. Ich bin durchaus kritikfähig, aber das hier ist geradezu lächerlich“, empörte sie sich und stellte hörbar ihre Tasse ab.
Rolf räusperte sich. Niemand achtete auf ihn.
„ Wie auch immer ...“, begann John. Er lehnte sich entspannt zurück. Der arrogante Hund schien das Ganze zu genießen. Er wirkte wie ein vorchristlicher Kämpfer, dem nur Pferd und Schwert fehlten. Sicher hatte er in einem früheren Leben Köpfe rollen lassen. In diesem Leben waren Worte seine Waffen. „Wir kommen so nicht weiter. Warten wir auf das Ergebnis meiner Leute und nehmen das Gespräch dann wieder auf.“
Er erhob sich und beendete damit die Sitzung. Sandra erhob sich ebenfalls und funkelte ihn böse an.
„ Es gibt also nichts, das Sie umstimmen könnte?“, wollte sie wissen.
Er schien einen Moment zu überlegen, während sie die Frage bereits bereute.
„ Mir würde da schon etwas einfallen, aber da Sie so erschöpft sind ...“
Er brach ab und lächelte göttlich.
Sie fühlte sich erröten, wusste jedoch nicht, ob vor Zorn oder Scham. Wie konnte er es wagen so etwas vorzuschlagen, im Beisein ihres Vorgesetzten? Sie hob das Kinn und sah ihn an.
„ Nehmen Sie es nicht allzu persönlich, Stuart, aber Sie sind ein unverschämter Kerl.“
Rolf stieß hörbar Luft aus. Stuarts Mundwinkel bewegten sich leicht, aber zu einem Lächeln reichte es nicht.
„ Ich nehme selten etwas persönlich.“
*
„ Ich sagte doch, Stuart ist
Weitere Kostenlose Bücher