Kein Kerl zum Verlieben
glücklich war. Als ich die Chance mit dem neuen Job bekam, habe ich nicht lange gezögert, zuzugreifen, aber ich habe lange darüber nachgedacht, ob und wie es mit Thomas weitergehen könnte. Und was denkst du, wie der Kerl reagiert hat?“ Sie schnaufte ins Telefon und ließ ihrer Freundin keine Zeit, zu antworten. „Es war ihm im Grunde egal! Er hat dagesessen und meinte nur, viel Glück. Ist das zu fassen? Wenn er mir gesagt hätte, wie sehr er mich liebe und er möchte mich heiraten, dann hätte ich uns noch eine Chance gegeben. Ich hätte das Jahr in Bangkok als Bewährung angesehen. Aber so?“ Sie kramte ein Taschentuch aus der Handtasche neben sich, schneuzte sich die Nase und wischte Tränen von den Wangen. „Na, ich erzähle es dir nachher. In einer Stunde am Eastgate?“
„Alles klar. Sei nicht traurig und Kopf hoch, schau in deine neue Zukunft.“
Ricarda war froh, nicht über die Trennung von Thomas grübeln zu müssen, die ihr so schwer gefallen war, wie noch nie etwas zuvor in ihrem Leben. Schließlich liebte sie ihn noch. Er war nach etlichen Enttäuschungen ihre große Liebe gewesen. Mit ihm hatte sie zusammen alt und grau werden wollen. Für ihn war sie anscheinend nur eine fürs Bett gewesen, ansonsten brauchte er seine Freiheit. Na die hatte er jetzt.
Im Eastgate, einem Shoppingcenter im Osten Berlins, schlenderten sie eingehakt durch die zwei Etagen. Ricarda berichtete noch einmal genau, wie Thomas ihre Trennungsabsicht aufgenommen hatte. Für einen Moment stiegen wieder Tränen in ihr hoch. Zu der Trauer gesellte sich Wut. Sie war dem Kerl nichts wert gewesen.
„Hake den Typen ab“, sagte Susi und umarmte sie kräftig vor allen Leuten.
Ricarda klammerte sich an sie und vergrub beide Hände in den dichten braunen Naturlocken, um die sie ihre Freundin immer beneidet hatte. Sie besaß nur dünnes blondes Haar, das sie beim Friseur jedes Mal mühsam aufbauschen und in Dauerwellen bringen ließ, damit es voller aussah. Sie zog die Nase hoch. „Ich versuche es.“ Sie sah Susi an und nickte. „Abgehakt! Du, ich brauche noch ein, zwei T-Shirts und eine kurze Hose, aber ob ich die jetzt Ende Oktober hier bekomme?“
„Schauen wir mal.“
Bei Forever 18 fand sie ein orangefarbenes Shirt und eine beige luftige Bluse, doch kurze Hosen waren nicht im Angebot. Kein Shop führte um diese Jahreszeit Shorts.
„Besorge ich sie mir eben dort“, meinte Ricarda entspannt. „Da sind sie ganz sicher auch billiger.“
Als sie am Asiaimbiss Cocos vorbeikamen, entschieden sie sich, hier zu Essen. „So kannst du gleich den fernöstlichen Geschmack testen“, lachte Susi. „Hühnerfleisch gäng tom kha gai, das klingt doch thailändisch, oder?“
Ricky musste auch lachen. „Wenn sie nicht einen Kerl namens Tom für das Essen verarbeitet haben ...?“
Sie bestellten es scharf und das Hühnchen schmeckte sehr gut. Ausgelassen alberten sie herum und überlegten laut, was Ricky alles in Thailand probieren sollte. Die Palette reichte von Kochbananen, Ingwer und Süßkartoffel bis hin zu frittierten Heuschrecken. Sie freute sich besonders auf das frische reife Obst und die Fruchtsäfte, die sie dort ständig bekommen würde.
Plötzlich wurde Susanne ernst. „Deine Wohnung zahlt also die Firma weiter. Und der Flug? Den solltest du dir doch selbst organisieren. Wann fliegst du, Sonntag oder Montag?“
„Ja, mit meiner Wohnung, das geht klar. Einen Flug für mich zu suchen und zu buchen, dafür hatte niemand Zeit, sie zahlen nur das Ticket. Ich habe für Montag gebucht. 14 Uhr 40 geht es los von Schönefeld.“
Susanne riss erstaunt die Augen auf. „Hey, da muss ich arbeiten!“
„Das weiß ich. Deshalb fliege ich ja Montag Nachmittag. Ich will auf keinen Fall, dass du mich zum Flughafen bringst. Ich müsste so viel heulen, alles wäre überschwemmt und der Flieger könnte nicht starten, nee, das lassen wir lieber.“
Schon wieder verirrte sich etwas Nasses in ihre Augen, verdammt.
„Morgen kommt der große Abschied auf Arbeit?“ Susi blinzelte ebenfalls verdächtig oft. „Mann, ist das Huhn scharf, da steigt einem ja das Wasser in die Augen!“
Sie mussten beide lachen. „Ja, morgen ist mein letzter Tag, dann geht’s von den Treptowers zu den Bangkok-Towers. Aber vorher gehört das Wochenende uns, ja? Ich will mit dir ins Kino, auf den Fernsehturm, Eisbein Essen und an den Müggelsee. Mit deinem Golf ist das ja kein Problem.“
„Alles klar, meine Süße.“
„Du wirst mich von den
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