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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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Seine Augen waren offen. Er sah aus, als studierte er etwas Kleines im Gras. Es war Blut auf dem Boden und Blut auf dem Felsen hinter ihm. Das Blut war immer noch dunkelrot, lag allerdings auch noch im Schatten. Moss hob die Pistole auf, drückte mit dem Daumen den Sicherungshebel am Griff und entspannte den Hahn. Er ging in die Hocke und versuchte, am Hosenbein des Mannes das Blut von den Griffschalen zu wischen, aber es war bereits zu stark geronnen. Er stand auf, steckte sich die Pistole hinten in den Hosenbund, schob seinen Hut zurück und wischte sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn. Er drehte sich um und musterte die Landschaft. Neben dem Knie des Toten stand aufrecht ein robuster Aktenkoffer aus Leder, und Moss wusste genau, was darin war, und es ängstigte ihn auf eine Weise, die er gar nicht verstand.
Als er den Aktenkoffer schließlich aufhob, ging er damit nur ein kurzes Stück, setzte sich ins Gras, ließ die Büchse von der Schulter gleiten und legte sie beiseite. Er saß mit leicht gespreizten Beinen, die Maschinenpistole im Schoß, den Aktenkoffer zwischen den Knien. Dann öffnete er die beiden Schnallen, ließ die Messingschließe aufschnappen, hob den Deckel und klappte ihn zurück.
Der Koffer war randvoll mit Hundertdollarnoten. Sie waren mit Banderolen, die den Aufdruck $10.000 trugen, zu kleinen Päckchen gebündelt. Er wusste nicht, wie viel es insgesamt war, hatte aber eine ziemlich gute Vorstellung davon. Er saß da, betrachtete das Geld, schloss dann den Deckel und verharrte mit gesenktem Kopf. Sein ganzes Leben lag da vor ihm. Tag für Tag, von morgens bis abends, bis zu seinem Tod. Alles konzentriert auf vierzig Pfund Papier in einem Aktenkoffer.
Er hob den Kopf und blickte hinaus auf die Bajada. Leichter Wind von Norden. Kühl. Sonnig. Ein Uhr nachmittags. Er betrachtete den Mann, der tot im Gras lag. Seine guten Krokodillederstiefel, die mit Blut vollgesogen waren und schwarz wurden. Das Ende seines Lebens. Hier an dieser Stelle. Die fernen Berge im Süden. Der Wind im Gras. Die Stille. Er ließ die Schließe einrasten, schloss die Schnallen, stand auf, schulterte die Büchse, hob den Aktenkoffer und die Maschinenpistole auf, orientierte sich anhand seines Schattens und marschierte los.
Er meinte zu wissen, wie er zu seinem Wagen kam, und dachte daran, bei Dunkelheit durch die Wüste zu gehen. In dieser Gegend gab es Mojave-Klapperschlangen, und wenn er nachts hier draußen gebissen wurde, würde ihn aller Wahrscheinlichkeit nach das gleiche Schicksal treffen wie die anderen Männer, und dann würden der Aktenkoffer und sein Inhalt an einen anderen Besitzer gehen. Gegen diese Überlegungen sprach, dass es ein Problem war, am helllichten Tag mit einer vollautomatischen Waffe über der Schulter und einem Aktenkoffer mit mehreren Millionen Dollar zu Fuß offenes Gelände zu überqueren. Abgesehen davon war er todsicher, dass irgendwer nach dem Geld suchen würde. Vielleicht sogar mehr als einer.
Er dachte daran, zurückzugehen und die Schrotflinte zu holen. Er hielt sehr viel von der Schrotflinte. Er dachte sogar daran, die Maschinenpistole dazulassen. Der Besitz einer solchen Waffe war eine Straftat, auf die Gefängnis stand.
Er ließ nichts da, und er kehrte auch nicht zu den Fahrzeugen zurück. Er setzte sich querfeldein in Marsch, nutzte die Einschnitte in den vulkanischen Höhenzügen und durchquerte das flache oder leicht gewellte Gelände dazwischen. Und erreichte spät am Tag den Viehweg, auf dem er am Morgen im Dunkeln, vor so langer Zeit, gekommen war. Etwa anderthalb Kilometer weiter kam er zum Pick-up. Er öffnete die Beifahrertür und stellte die Büchse auf den Boden. Dann ging er um den Wagen herum, öffnete die Fahrertür, drückte den Entriegelungshebel, ließ den Sitz nach vorn gleiten und legte den Aktenkoffer und die Maschinenpistole dahinter. Die .45er und das Fernglas legte er auf den Sitz, stieg ein, schob den Sitz so weit zurück, wie es ging, und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Dann nahm er seinen Hut ab, lehnte sich zurück, legte den Kopf an das kalte Glas hinter ihm und schloss die Augen.
Beim Highway angelangt, bremste er ab, holperte über die Rundeisen der Viehsperre, fuhr dann auf den Asphalt und schaltete die Scheinwerfer ein. Er fuhr nach Westen in Richtung Sanderson und hielt sich dabei peinlich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Bei der Tankstelle am Ostende der Stadt machte er halt, um Zigaretten zu kaufen und ein großes Glas

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