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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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aus wie häufig geübt und war es vermutlich auch. Er warf dem Deputy die gefesselten Hände über den Kopf, sprang hoch, rammte ihm beide Knie in den Nacken und riss an der Kette nach hinten.
Sie gingen zu Boden. Der Deputy versuchte, die Hände zwischen seinen Hals und die Kette zu zwängen, schaffte es aber nicht. Im Liegen, die Knie zwischen den Armen und das Gesicht abgewandt, zog Chigurh an den Handfesseln. Der Deputy fuchtelte wild herum und hatte begonnen, sich wie seitwärtsgehend im Kreis über den Boden zu bewegen, trat den Papierkorb um und den Stuhl durchs Zimmer. Er trat die Tür zu und knäuelte den Läufer um sich und den Angreifer. Er röchelte und blutete aus dem Mund. Er erstickte an seinem eigenen Blut. Chigurh zog nur umso fester. Die vernickelten Handschellen schnitten bis auf den Knochen. Die rechte Schlagader des Deputys platzte, ein Blutstrahl schoss durch den Raum, klatschte an die Wand und rann daran herunter. Die Beine des Deputys erlahmten und standen still. Er zuckte. Dann rührte er sich gar nicht mehr. Chigurh lag ruhig atmend da und hielt ihn fest. Als er aufstand, hakte er den Schlüsselbund vom Gürtel des Deputys, schloss die Handschellen auf, steckte sich den Revolver des Deputys in den Hosenbund und ging auf die Toilette.
Er ließ sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen, bis sie zu bluten aufhörten, riss dann mit den Zähnen Streifen von einem Handtuch ab, die er sich um die Gelenke schlang, und ging ins Büro zurück. Er setzte sich an den Schreibtisch, befestigte die Handtuchstreifen mit Klebeband aus einem Spender und musterte dabei den Toten, der vom Boden zu ihm aufstarrte. Als er fertig war, zog er dem Toten die Brieftasche aus der Hosentasche, nahm das Geld heraus, steckte es in seine Hemdtasche und ließ die Brieftasche auf den Boden fallen. Dann hob er den Druckluftbehälter und das Bolzenschussgerät auf, ging zur Tür hinaus, stieg in den Wagen des Deputys, ließ den Motor an, stieß im Bogen zurück und fuhr auf die Straße hinaus.
Auf der Interstate griff er eine Ford-Limousine neueren Modells mit nur einem Insassen heraus, schaltete die Signallichter ein und ließ kurz die Sirene aufheulen. Der Wagen fuhr auf den Standstreifen. Chigurh hielt hinter ihm an, stellte den Motor ab, hängte sich den Druckluftbehälter über die Schulter und stieg aus. Der Mann beobachtete ihn im Rückspiegel, während er näher kam.
Was ist denn, Officer?, fragte er.
Würden Sie bitte aussteigen, Sir?
Der Mann machte die Tür auf und stieg aus. Worum geht es denn?, fragte er.
Würden Sie bitte vom Fahrzeug wegtreten.
Der Mann trat vom Fahrzeug weg. Chigurh sah, wie sich angesichts der blutbefleckten Gestalt vor ihm Zweifel in seinen Blick stahlen, aber es war zu spät. Wie ein Wunderheiler legte er ihm die Hand auf den Kopf. Das pneumatische Zischen und Klicken des Bolzens klang wie das Geräusch einer sich schließenden Tür. Der Mann glitt geräuschlos zu Boden, in der Stirn ein rundes Loch, aus dem Blut sprudelte, ihm in die Augen rann und mit sich nahm, was er von seiner langsam zerfallenden Welt noch wahrnehmen konnte. Chigurh wischte sich mit seinem Taschentuch die Hand ab. Ich wollte bloß nicht, dass Sie den Wagen vollbluten, sagte er.

Die Stiefelabsätze in das vulkanische Geröll des Höhenzuges gestemmt, saß Moss auf dem Boden und suchte mit einem deutschen Fernglas mit zwölffacher Vergrößerung die unter ihm liegende Wüste ab. Er hatte den Hut in den Nacken geschoben. Die Ellbogen auf die Knie gestützt. Die an einem Riemen aus Geschirrleder über seiner Schulter hängende Büchse war eine .270 mit schwerem Lauf, dem Schloss einer 98er Mauser und einem laminierten Schaft aus Ahorn- und Walnussholz. Aufmontiert war ein Unertl-Zielfernrohr mit derselben Vergrößerung wie das Fernglas. Die Antilopen waren etwa anderthalb Kilometer entfernt. Die Sonne war erst vor knapp einer Stunde aufgegangen, und der Schatten des Höhenzuges, der Palmlilien und der Felsen reichte weit hinaus auf das vor ihm liegende Schwemmland. Irgendwo da draußen war auch sein, Moss’, eigener Schatten. Er senkte das Fernglas und betrachtete die Landschaft. Weit im Süden die schroffen Berge Mexikos. Die Steilufer des Flusses. Nach Westen hin das Terrakotta-Terrain des verschwimmenden Grenzlandes. Er spuckte trocken aus und wischte sich den Mund an der Schulter seines Baumwollhemdes.
Die Büchse schoss einen Streukreis von einer halben Winkelminute. Auf neunhundert Meter ergab das einen

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