Kein Land für alte Männer
und gesagt: Du willst aufhören, obwohl du vorne liegst? Und ich hab gesagt, nein, Ma’am, ich will einfach nur aufhören. Und vorne lieg ich überhaupt nicht. Und das werd ich auch nie.
Eins noch, und dann bin ich still. Mir wär’s lieber gewesen, das wär ungesagt geblieben, aber es hat in der Zeitung gestanden. Ich bin nach Ozona gefahren und hab mit dem Staatsanwalt dort geredet, und die haben gesagt, wenn ich wollte, könnt ich mit diesem mexikanischen Anwalt reden und vielleicht beim Gerichtsverfahren aussagen, aber mehr war nicht drin. Hieß natürlich, dass überhaupt nichts drin war. Und das hab ich dann gemacht, und natürlich ist überhaupt nichts dabei rausgekommen, und der Bursche hat die Todesstrafe gekriegt. Also hab ich ihn in Huntsville besucht, und Folgendes ist passiert. Ich komm rein und setz mich hin, und er hat natürlich gewusst, wer ich bin, weil er mich schon vor Gericht gesehen hatte, und er fragt: Was haben Sie mir mitgebracht? Und ich hab gesagt, ich hätt ihm gar nichts mitgebracht, und er hat gesagt, er hätt gedacht, ich müsst ihm doch irgendwas mitgebracht haben. Irgendeine Süßigkeit oder so was. Ich war ja anscheinend in ihn verknallt. Ich hab den Schließer angeschaut, und der Schließer hat weggeschaut. Ich hab diesen Mann angeschaut. Mexikaner, vielleicht fünfunddreißig, vierzig Jahre alt.
Konnte gut Englisch. Ich hab zu ihm gesagt, ich war nicht hergekommen, um mich von ihm beleidigen zu lassen, sondern wollte ihm bloß sagen, dass ich mir für ihn alle Mühe gegeben hätte und dass es mir leid täte, weil ich nicht glauben würd, dass er’s war, und er hat sich fast gekugelt vor Lachen und gesagt: Wo hat man Sie denn ausgegraben? Sind Sie überhaupt schon die Windeln los? Ich hab dem Scheißkerl genau zwischen die Augen geschossen, ihn an den Haaren in seinen Wagen zurückgezerrt, den Wagen angezündet und ihn zu Fett verbrannt.
Tja. Diese Leute durchschauen einen ziemlich. Wenn ich ihm eine gelangt hätte, hätte der Schließer kein Wort gesagt. Und das hat er gewusst. Er hat’s gewusst.
Ich hab dann da einen Staatsanwalt rauskommen sehen, den ich so gut kenne, dass wir ab und zu ein paar Worte wechseln, und wir sind stehengeblieben und haben uns ein bisschen unterhalten. Ich hab ihm nicht gesagt, was vorgefallen war, aber er hat gewusst, dass ich versucht hab, diesem Mann zu helfen, und vermutlich zwei und zwei zusammenzählen können. Ich weiß es nicht. Er hat mich nicht nach ihm gefragt. Hat mich nicht gefragt, was ich da mache oder so. Es gibt zwei Arten von Leuten, die nicht viele Fragen stellen. Die einen sind zu blöd dazu, und die anderen haben es nicht nötig. Ich überlass es Ihnen zu erraten, für welche Sorte ich ihn halte. Er hat da einfach mit seiner Aktentasche auf dem Flur gestanden. Als hätt er alle Zeit der Welt. Er hat mir erzählt, er war nach dem Studium eine Zeitlang Strafverteidiger gewesen, aber das hätt sein Leben zu sehr kompliziert. Er hätt keine Lust gehabt, für den Rest seines Lebens täglich angelogen zu werden, als wär’s das Natürlichste von der Welt. Ich hab ihm gesagt, mir hätt mal ein Anwalt gesagt, im Jurastudium brächten sie einem bei, sich keine Gedanken um Recht und Unrecht zu machen, sondern sich einfach an das Gesetz zu halten, und ich war mir da nicht so sicher. Er hat drüber nachgedacht, und dann hat er genickt und gesagt, er würd diesem Anwalt eigentlich weitgehend zustimmen. Wenn man sich nicht an das Gesetz hält, hat er gesagt, retten einen Recht und Unrecht auch nicht. Ich schätze, das leuchtet mir ein. Aber das ändert nichts an meiner Meinung. Schließlich hab ich ihn gefragt, ob er wüsste, wer Mammon ist. Und er hat gesagt: Mammon?
Ja. Mammon.
Sie meinen, wie in Gott und Mammon?
Ja, Sir.
Tja, hat er gesagt, das kann ich nicht unbedingt behaupten. Ich weiß, das ist aus der Bibel. Ist das der Teufel?
Ich weiß nicht. Ich werd’s nachschlagen. Ich hab das Gefühl, ich müsst wissen, wer das ist.
Er hat freundlich gelächelt und gesagt: Das hört sich fast so an, als würd er demnächst bei Ihnen im Gästezimmer einziehen.
Tja, hab ich gesagt, dann hätt ich wirklich Grund zur Sorge. Jedenfalls hab ich das Gefühl, ich muss mich mit seinen Gewohnheiten vertraut machen.
Er hat genickt. Irgendwie gelächelt. Dann hat er mir eine Frage gestellt. Dieser geheimnisvolle Mann, hat er gesagt, von dem Sie glauben, dass er den State Trooper umgebracht und in seinem Wagen verbrannt hat. Was wissen Sie von ihm?
Gar
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