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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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sind mit knapp hundert Sachen über die Kreuzung und haben den im Pick-up seitlich gerammt. Der auf der Beifahrerseite ist mit dem Kopf zuerst durch die Windschutzscheibe gesaust, über die Straße geflogen und bei einer Frau auf der Veranda gelandet. Die war grad draußen und hat Post in ihren Kasten gesteckt, und er hat sie nur knapp verfehlt. Sie ist im Schürzenkleid und mit Lockenwicklern laut schreiend losgerannt, die Straße runter. Ich glaub, die hat sich noch immer nicht wieder berappelt.
Was habt ihr mit dem Jungen gemacht, der die Waffe genommen hat?
Ihn laufenlassen.
Meinst du, ich könnte mit ihm reden, wenn ich zu euch raufkomme?
Ich denke schon. Ich hab ihn mir gerade auf den Bildschirm geholt.
Wie heißt er?
David DeMarco.
Ist er Mexikaner?
Nein. Die Jungs im Auto waren Mexikaner. Er nicht.
Wird er mit mir reden?
Gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden.
Morgen früh bin ich da.
Ich freu mich drauf, dich zu sehen.
Catron hatte den Jungen angerufen und mit ihm geredet, und als der Junge das Café betrat, machte er keinen sonderlich besorgten Eindruck. Er schob sich in die Nische, stellte einen Fuß auf die Sitzfläche, sog schlürfend Luft ein und sah Bell an.
Möchtest du Kaffee?
Ja. Einen Kaffee nehm ich.
Bell hob einen Finger, die Kellnerin kam und nahm seine Bestellung entgegen. Er sah den Jungen an.
Ich wollte mit dir über den Mann reden, der sich vom Unfallort entfernt hat. Ich hab mich gefragt, ob dir noch irgendwas zu ihm einfällt. Irgendwas, woran du dich vielleicht erinnerst.
Der Junge schüttelte den Kopf. Nein, sagte er. Sein Blick schweifte durch den Raum.
Wie schwer war er verletzt?
Ich weiß nicht. Hat so ausgesehen, als hätt er sich den Arm gebrochen.
Was noch?
Hat eine Wunde am Kopf gehabt. Wie schwer er verletzt war, könnt ich nicht sagen. Gehen hat er jedenfalls können.
Bell musterte ihn. Was würdest du sagen, wie alt er war?
Was weiß ich, Sheriff. Keine Ahnung. Er war ziemlich blutig und so.
Laut Bericht hast du gesagt, er war vielleicht Ende dreißig gewesen.
Ja. So ungefähr.
Mit wem warst du zusammen?
Was?
Mit wem du zusammen warst.
Ich war mit niemand zusammen.
Der Nachbar, der die Sache gemeldet hat, hat gesagt, ihr seid zu zweit gewesen.
Der redet doch nur Scheiß.
Ach ja? Ich hab heute Morgen mit ihm gesprochen und den Eindruck gehabt, er redet alles andere als Scheiß.
Die Kellnerin brachte den Kaffee. DeMarco kippte etwa eine Vierteltasse Zucker in seinen und rührte um.
Du weißt, dass der Mann, kurz bevor er in den Unfall verwickelt wurde, zwei Häuserblocks entfernt eine Frau umgebracht hat.
Ja. Damals hab ich das aber nicht gewusst.
Weißt du, wie viele Leute er umgebracht hat?
Ich weiß nichts von ihm.
Was würdest du sagen, wie groß er war?
Nicht richtig groß. Eher so mittel.
Hat er Stiefel getragen?
Ja. Ich glaub, er hat Stiefel getragen.
Was für Stiefel?
Ich glaub, es könnten welche aus Straußenleder gewesen sein. Teure Stiefel.
Wie stark hat er geblutet?
Ich weiß nicht. Er hat halt geblutet. Er hatte eine Wunde am Kopf.
Was hat er gesagt?
Nichts hat er gesagt.
Was hast du zu ihm gesagt?
Nichts. Ich hab ihn gefragt, ob’s geht.
Glaubst du, er ist vielleicht gestorben?
Ich hab keine Ahnung.
Bell lehnte sich zurück. Er drehte den auf dem Tisch stehenden Salzstreuer um hundertachtzig Grad. Dann drehte er ihn wieder zurück.
Sag mir, mit wem du zusammen warst.
War mit niemand zusammen.
Bell musterte ihn. Der Junge sog schlürfend Luft ein. Er griff nach dem Kaffeebecher, trank einen Schluck und stellte den Becher wieder ab.
Du willst mir nicht helfen, was?
Ich hab Ihnen gesagt, was ich weiß. Sie haben doch den Bericht gesehen. Mehr kann ich Ihnen auch nicht erzählen.
Bell fixierte ihn. Dann erhob er sich, setzte seinen Hut auf und ging.
Am Morgen ging er zur High School und bekam von DeMarcos Lehrer einige Namen. Der Erste, mit dem er redete, wollte wissen, wie er ihn gefunden habe. Er war ein großer, dicker Junge, der mit ineinander verschränkten Händen dasaß und den Blick auf seine Tennisschuhe gesenkt hielt. Sie hatten ungefähr Größe 46, und auf den Vorderkappen stand mit dunkelroter Tinte Links und Rechts.
Irgendwas verschweigt ihr mir.
Der Junge schüttelte den Kopf.
Hat er euch bedroht? Nein.
Wie hat er ausgesehen? War er Mexikaner?
Ich glaub nicht. Er war ziemlich dunkelhäutig, das ist alles.
Habt ihr Angst vor ihm gehabt?
Ich hab erst welche, seit Sie aufgetaucht sind. Sheriff, ich weiß doch, dass wir das blöde Ding nicht hätten

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