Kein Leben ohne Hund
Ancora in Neustadt/Holstein. Unser kleines Rudel schnüffelt sich zum Bootsmakler. Ein lächelnder Herr winkt mit dem kleinen Bootsschlüssel. Freitag, der 13. – unser Glückstag?
Ruby blinzelt in die Sonne. Die salzige Meerluft kitzelt ihr Schnäuzchen. Sie liebt eine steife Brise. Wir tippeln in einen Hangar. Ganz am Ende steht unser Traum aufgebockt: unsere Mini-Motorjacht, ungefähr 130 Meter kürzer als die von Abramowitsch.
Ruby guckt, aber sie riecht nur die frische Farbe. Die Kinder klettern in die Kajüte und begeben sich auf Entdeckungstour, aber Ruby bleibt kühl, distanziert, etwas fern. Vom Trockenruder aus wirkt Ruby ganz klein und weit weg.
Ich glaube, Ruby ist kein Matrose. Ruby ist kein Seehund, sondern eine Landratte.
Wir schnuppern uns durch den Hafen. Wir teilen uns Buletten mit Pommes frites. Wir staunen über die glitzernden Boote, die sanft im Hafen schaukeln. Das Land schaukelt nicht. Wir sehen einige Bootshunde von den Schiffen gucken, aber einen alten Hund kann man nicht verpflanzen auf wacklige Wellen – obwohl wir eine winzige Hunde-Koje haben.
Es wird dunkel. Wir steigen beschwingt ins Auto, verträumt und glücklich. Wir gleiten auf der Autobahn zurück nach Hamburg. Zwischen meinen Knien guckt mich Ruby schläfrig an und ich spüre, was sie denkt: »Mein Käpt’n, bring mich sicher heim in mein Körbchen.«
Rubys Flaschenpost an das Jacht-Rudel
Das Rudel ist geflohen – ohne Ruby. Wir gleiten auf unserer neuen Mini-Jacht über die Wellen der Ostsee – mit pochenden Herzen, Kühlbox, iPad und miesem Gewissen und Blitz und Donner. Gewitter. Wir kuscheln.
Mein Traum öffnet eine Flaschenpost am Horizont. Ich erkenne die zittrige Pfoten-Schrift.
»Liebes, lebenslanges Herrchen,
ich bin allein daheim, aber nicht einsam, nicht unglücklich. Mein Herzchen ist bei Euch. Wenn es Euch gut geht, schlaf ich sanft.
Ich bewache das Haus, obwohl ich die Stufen nicht mehr schaffe. Drei Mal pro Tag führt mich Kindermädchen Nitti Gassi – sie ist die netteste Gefängniswärterin der Welt. Ich warte oft an der Tür, aber Ihr kommt nicht.
Wenn ich nachts im Körbchen die Augen schließe, sehe ich Euch glücklich über die schäumenden Wellen schießen. Dann bin ich auch glücklich, denn wenn es dem Rudel gut geht, geht es mir gut. Ihr müsst nicht traurig sein, dass Ihr mich zurückgelassen habt.
Mein Körbchen ist meine Jacht.
Ich bin sehr alt und sehr müde und unser Haus ist unsere Burg der Geborgenheit.
Abenteuer haben wir genug erlebt. Ich wohne jetzt und döse in den Tag.
Du, Herrchen, hast stets auf mich aufgepasst – jetzt gebe ich Dir frei!
Streichle lieber Frauchen statt mich.
Genießt das Leben – ich warte auf Euch. Denn ich weiß: Es wird Sonntag, die Sonne geht unter und die Tür geht auf und Ihr seid wieder da und alles ist wieder gut.
Ich umarme Euch mit allen vier Pfoten! Immer Eure Ruby
(nach Diktat Gassi im Park)«
Die Weisheit unserer alten Ruby
Ruby ist der Mario Adorf der Hunde.
Beide sind wild, alt, weise, Abenteurer, Lebenskünstler – und happy im Winter ihres Lebens.
Warum? Was ist das Geheimnis des Glücks?
Ein 3-D-Leben: Action statt Zaudern, Handeln statt Passivität, Lachen statt Leiden!
Halb taub, halb blind, aber demütig und dankbar für ein reiches Leben.
An der Alster lief sie Wettrennen mit Windhunden – sie war der schnellste Hund Hamburgs. Im Schoß von Frauchen fuhr sie 200 Kilometer nachts im Porsche – und sprang dann aus dem Fenster. Sie lebte intensiv. Wir schmuggelten Ruby in die Klinik, als unser erster Sohn vor 14 Jahren geboren wurde.
Ruby ist gefühlter Taufpate aller unserer drei Kids. Ruby war die Erste, die aufstand, und die Letzte, die einschlief – mit uns allen. Sie ist der Pate unseres Familienglücks.
Sie lehrte uns das Wichtige im Leben: im Jetzt leben und den Augenblick genießen. Die Natur spüren und das kleine Glück des Alltags mit allen Pfoten festhalten. Keine Angst vorm Morgen und keine Sorgen wegen gestern.
Ein Hund hat keine Taschen – aber eine Spürnase fürs Leben.
Ruby – gib uns einen Lebensrat. Warum sind Hunde draußen glücklicher als drinnen?
Ruby gähnt:
»Mit TV wirst du nicht happy. Mit deinem iPhone, iPad und iCo. wirst du nur iBlöd. Wir Hunde empfinden jeden Tag als Geschenk und Wunder. Schnüffle dich doch um. Riechst du nicht, wie faszinierend die wirkliche Welt ist? Wer mit seinen Sinnen die Welt spürt, empfindet das Wunder der Schöpfung.«
Und warum kuschelst du dauernd
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