Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
Rasen rennen und unter dem Rasensprenger spielen. Und abends würden wir alle fröhlich im Garten Himbeeren pflücken.
Ich streichle Ruskin und denke daran, wie sehr ich meine Hundefreunde vermissen würde, mit denen ich jeden Tag im Ravenscourt Park spazieren gehe. Wir sind fast schon eine Institution. Jeden Morgen um acht treffen wir uns unter der dicken Eiche, ganz gleich, ob die Sonne scheint oder es regnet.
Und auch Susie würde mir fehlen. Ihre Tochter Rose ist mein Patenkind.
Dann denke ich wieder an Ed. »Himmel, das war Gilly?«, hatte die Frau gesagt. Ich kann es unmöglich ertragen, ihr noch einmal über den Weg zu laufen.
»Gilly?« Richard steht vor mir und reicht mir eine Tasse.
»Entschuldige.« Ich nehme den Kaffee und bedanke mich. »Ich war mit den Gedanken ganz woanders.«
»Hast du dein Haus in London eigentlich schon verkauft?«
»Bisher nicht. Aber ich stehe ja noch ganz am Anfang ...«
»Womit verdienst du im Moment dein Geld, Gilly?«
»Gute Frage.« Ich lächle ihn an und räuspere mich. »Ich arbeite im Antiquitätenladen einer Freundin.«
»Okay.«
»Allerdings nur vorübergehend«, beeile ich mich nachzuschieben. »Früher habe ich für eine Agentur gearbeitet, die Locations für Fotoshootings, Werbung, Konferenzen und Ähnliches vermietete, aber unter der neuen Geschäftsführung hat die Pleite nicht lange auf sich warten lassen. Die neue Chefin war einfach fürchterlich ...« Ich reibe mir die Hände, und mir wird klar, dass ich Richard nicht alles erzählen sollte. »Wie auch immer: Ich helfe meiner Freundin nur über den Sommer aus, bis ich umziehe. Du sagtest am Telefon, dass du ein paar Häuser im Angebot hast, die mein Budget nicht sprengen?«
Er schiebt ein paar Blätter zusammen. Als einige davon auf den Boden fallen, macht er sich nicht einmal die Mühe, sie aufzuheben. »Fangen wir doch einfach mit diesem hier an.«
Es ist ein Cottage mit Reetdach. Der Boden in der Küche ist schwarz-weiß gefliest, in der Ecke steht ein altmodischer Herd.
»Es liegt an der Hauptstraße nach Dorchester«, sagt Richard.
Ich betrachte die Bilder eingehend und versuche, etwas Positives zu sagen. »Es sieht ein bisschen schäbig aus«, entfährt es mir.
»Absolut. Ein schreckliches Haus«, stimmt er mir sofort zu.
Neugierig sehe ich zu, wie er das nächste Exposé aus dem Stapel zieht. Ein weiß gestrichenes Cottage mit einem Vorgarten und Fensterläden.
»Der Nachteil bei diesem hier ist«, beginnt Richard, der mein Interesse spürt, »dass es auf einem steilen Hügel liegt. Wenn es im Winter schneit, sitzt du fest.«
»Ist im Dorf etwas los?«
»Tja, was meinst du genau mit ›etwas los‹?«
»Nun, es wäre ganz nett, wenn ich dort Leute in meinem Alter kennenlernen könnte.« Zum Beispiel einen attraktiven Gentleman mit zwei Labradorhunden, der gern am Meer spazieren geht und romantische Dinner am Kamin liebt. Und vielleicht auch nichts gegen Tanzen hat. Ob Richard ein Domizil, das so etwas ermöglichen würde, in seinem Aktenschrank verbirgt?
Er trommelt mit den Fingern auf den Schreibtisch. »Abgesehen vom Pfarrer und seiner Frau fällt mir im Augenblick niemand ein. Die Ärmste war monatelang bettlägerig, nachdem sie in ihren Müllcontainer gefallen und den ganzen Berg hinuntergeschlittert ist.«
Gegen meinen Willen muss ich lächeln.
Er zeigt mir ein weiteres winziges Cottage in einem Dorf, das aus höchstens drei Häusern und einem Briefkasten zu bestehen scheint. Die Fenster sind so groß wie Streichholzschachteln und die Vorhänge zugezogen. Mir ist zwar klar, dass mein Budget begrenzt ist, aber das soll wirklich alles sein?
»Okay.« Richard legt eine Pause ein, blickt mich zögernd an, fährt dann aber doch fort: »Sag mal, bist du ganz sicher, dass du wirklich umziehen willst?«
»Wie bitte?«, entfährt es mir.
In diesem Augenblick klingelt mein Handy, und Ruskin beginnt zu bellen. Nervös krame ich in meiner Handtasche herum und bin mir nur allzu bewusst, dass Richard mir dabei zusieht. Ich fördere meinen gesamten Krempel zutage: Tagebuch, Puderdose, Busfahrkarte, Lippenstift und sogar Ruskins Hundekotbeutel. Ich bin sicher, Handys verabreden sich heimlich, um sich im Augenblick eines Anrufs eines anderen zu verstecken.
Da bist du ja, du kleiner Nichtsnutz!
»Was sagtest du gerade?«
Ich schalte das Telefon aus.
Richard betrachtet mein langes dunkelbraunes Haar, das ich mit einem Schal mit dunkelblauen Tupfen nach hinten gebunden habe, meine
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