Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
»So etwas passiert ständig.« Ich ertappe mich dabei zurückzulächeln. »Trotzdem solltest du mir sagen, was eigentlich los ist.«
Ich seufze. »Ich liebe ihn noch immer«, sage ich.
Richard hört geduldig zu, während ich ihm von meiner vierjährigen Beziehung mit Ed und ihrem plötzlichen Ende zwei Wochen vor der für Weihnachten geplanten Hochzeit erzähle. Ed hat mir nie erklärt, woran es lag. Stattdessen fand ich einesTages einen Zettel auf unserem Flurtisch, auf dem stand: »Es geht nicht. Ich kann dich nicht heiraten.«
»Kennst du das Gefühl, irgendwo am Rand zu sitzen und zusehen zu müssen, wie das Leben aller anderen weitergeht – nur dein eigenes nicht?«, frage ich Richard.
»Ziemlich gut sogar.«
Ich erzähle ihm, wie ich Ed und seiner zukünftigen Frau bei Selfridges begegnet bin.
»Himmel, Richard, ich stecke in einer Sackgasse und hab keine Ahnung, wie es weitergehen soll.« Ich warte vergeblich darauf, dass er etwas Tröstliches von sich gibt. »Kannst du mir nicht sagen, was ich tun soll?«
»Du musst aufhören, dich selbst zu bemitleiden, und darüber hinwegkommen.«
»Was?« Die plötzliche Veränderung seines Tonfalls lässt mich aufhorchen.
»Ich fühle mit dir, Gilly. Ganz ehrlich. Was dieser Ed dir angetan hat, ist unverzeihlich, aber es ist ein halbes Jahr her. Du musst endlich wieder nach vorn schauen.«
»Ich weiß«, erwidere ich mit bebenden Lippen.
»Es wäre nicht richtig, aufs Land zu ziehen. Du würdest nur vor der Wirklichkeit davonlaufen.«
Ich spiele am Griff meiner Handtasche herum. »Du bist doch sicher verheiratet, Richard, oder?«
»Geschieden. Ich bin ganz schön einsam, und glaub mir, ich hatte auch schon oft das Gefühl, wegrennen zu wollen.«
Überrascht von seinem Geständnis blicke ich auf.
»Wenn ich du wäre, Gilly, dann würde ich mir meinen süßen Hund schnappen, nach London zurückfahren und endlich wieder Spaß am Leben haben. Warum lächelst du?«, fragt er.
»Du hast gesagt, ich soll wieder nach London fahren. Die Stadt ist dreckig, teuer, und die Leute sind unhöflich. Ob du es glaubst oder nicht: Vor ein paar Tagen hat mir ein Betrunkener vor meiner eigenen Haustür erklärt, ich solle mich verpissen, und dann mit einer Bierdose nach mir geworfen.«
Richard grinst.
Ich erzähle weiter, meine Nachbarin Gloria habe mich anschließend gefragt, ob das vielleicht ein neuer Untermieter gewesen sei, der seinen Schlüssel vergessen hätte.
»Aber das ist es!«, ruft Richard, rollt eine Hochglanzbroschüre mit Immobilienangeboten zusammen und klopft damit triumphierend auf den Tisch. »Ich glaub, jetzt hab ich’s«, sagt er wie Professor Higgins. »Such dir einen Untermieter.«
»Einen Untermieter?«
Zufrieden verschränkt Richard die Arme. »Genau! Ich habe gerade erst vor ein paar Tagen in der Zeitung gelesen, dass jetzt viele Leute ihr Gästezimmer vermieten. Du hast doch ein Gästezimmer, oder?«
Ich nicke. »Allerdings ein ziemlich kleines.«
»Dann mach es doch!«
»Ach, ich weiß nicht.« Ich brauche immer etwas Zeit, um mich für eine neue Idee zu erwärmen.
»So hättest du ein Zusatzeinkommen, ohne viel dafür tun zu müssen«, wirbt Richard für seine Idee.
Ich denke nach. Seit mir in meinem letzten Job gekündigt wurde, ist mein Einkommen drastisch geschrumpft. Mari, eine Freundin aus der Hundegruppe und die Besitzerin des Antiquitätenladens, kann es sich nicht leisten, mir mehr als den üblichen Tarif zu zahlen. In der letzten Zeit habe ich mir sogar für mittags Brote geschmiert, um Geld zu sparen.
»Aber ich bin zu alt für eine WG. Die Zeiten habe ich hinter mir. Inzwischen verläuft mein Leben in geordneten Bahnen.«
»Dann bring eben wieder ein bisschen Chaos rein!«
Und dann scheucht er Ruskin und mich aus dem Büro.
»Was soll das?«, protestiere ich, als er mich an die Luft setzt.
»Ich lade dich zum Essen ein.«
»He, warte mal ...«
»Auf der anderen Straßenseite ist ein ganz passabler Pub. Ich habe das Gefühl, dass ich bei dir noch ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten muss.«
3
Ich durchforste gerade die Stellenangebote in der Tageszeitung, als Mari mit einer Marmorbüste in den Laden schwankt. Sie ist gerade erst von einer Einkaufsreise nach Frankreich zurückgekehrt.
»Nun schau dir diesen hübschen Kerl mal an, Gilly!« Sie stellt die Büste auf einem Sofa ab. Ruskin und Basil, Maris Jack-Russell-Terrier, machen widerwillig Platz. »Sieht er nicht toll aus?«
Das tut er zwar in der Tat, aber
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