Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
Schicksals – zur Assistenz bei einem Berufsberater reichen, der anderen half, ihren Traumjob zu finden. Natürlich könnte ich mich wieder bei einem Location-Service bewerben. Wenn man die Chefin einmal ausblendet, dann hat mir die Arbeit dort sogar Spaß gemacht, sodass ich geschlagene drei Jahre blieb. Mein Vater sagt, das war Weltrekord. Damals habe ich auch ein paar Kontakte geknüpft, vielleicht sollte ich einfach mal rumtelefonieren und in Erfahrung bringen, ob es freie Stellen gibt.
Ich starre auf meine Zeitung. Was hält mich davon ab? Warum fühle ich mich, als ob irgendetwas fehlt?
»Wenn du den Eindruck hast, in einer Sackgasse zu stecken«, hatte Richard beim Mittagessen gesagt, wobei er immer mehr wie eine ältliche Tante klang, »dann musst du etwas anderes tun. Das Leben kann zeitweise wie ein Vorhängeschloss sein, das sich nicht öffnen lässt. Manchmal liegt es nur an der Zahlenkombination. Wenn du die ein winziges bisschen veränderst, dann – schwups! – springt die Tür auf.«
»Was soll ich nur tun, Rusk?« Ich streichle ihn und wünsche, er wüsste die Antwort.
»Such dir einen Untermieter«, höre ich Richard auf mich einreden. Ich schreibe meine monatlichen Ausgaben auf und beginne, mir Sorgen zu machen, als die Liste einfach nicht enden will. Vielleicht sollte ich die Mitgliedschaft im Fitnessstudio kündigen? Ich müsste sowieso dreimal in der Woche hingehen, damit sie sich lohnt.
In gewisser Hinsicht hat Richard ja auch recht; ich sollte wirklich etwas aus meinem Haus machen. Immerhin kann ich froh sein, dass ich überhaupt eine Immobilie mein Eigen nenne. Als meine Oma mütterlicherseits vor fünf Jahren starb, hinterließ sie meinem Zwillingsbruder und mir so viel Geld, dass jeder von uns ein Haus finanzieren konnte. Meine Großmutter war eine weit entfernte, strenge Gestalt in unserem Leben gewesen. Mein Vater sagte immer, dass sie uns in ihrem Testamentbedacht habe, weil sie sich schuldig fühlte, dass sie nach der Geburt unserer Schwester Megan den Kontakt zu uns geflissentlich vermieden hatte.
Wieder blicke ich auf meine Liste. Heute Morgen war die Kreditkartenabrechnung in der Post. In letzter Zeit habe ich das Plastikgeld viel zu häufig benutzt, und mir ist auch klar, dass ich die Birkenstockschuhe besser nicht hätte kaufen sollen. Außerdem ist sowohl die Strom- als auch die Gasrechnung gestiegen. Kein Zweifel: Ich brauche die Miete eines Mitbewohners. Ich hebe den Telefonhörer ab.
»Einen Untermieter?«, flüstert Anna. »Oh, der Chef ist im Anmarsch. Ich rufe später zurück.«
Anna arbeitet im Marketing einer Firma, die sich auf Sport und Reisen spezialisiert hat. Wir sind gemeinsam zur Schule gegangen und haben zusammen mit Nick eine Band namens The Funky Monkeys gegründet. Wir haben im Schnee getobt, sind Schlitten gefahren, und Anna hat uns oft begleitet, wenn wir mit Megan einen Ausflug ans Meer oder in den Zoo gemacht haben.
Als ich mein Lunchpaket auspacken will, höre ich die kleine Glocke an der Tür und lege die Butterbrote hastig wieder in die Plastikdose zurück. Ein alter Mann betritt gebückt den Laden. In der Hand hält er eine Plastiktüte der Drogeriekette Boots. Als er auf mich zuschlurft, kann ich ihn gerade noch warnen, damit er nicht über den Teppich stolpert.
»Kann ich Ihnen helfen?«, frage ich höflich.
Seine Klamotten können nur vom Flohmarkt stammen.
»Hm.« Er zögert. »Hm. Ich wollte nur mal gucken. Nette Sachen hier. Ich suche nach einem ... nach ...«
Das Telefon klingelt, und ich überlege, ob ich abnehmen soll, während ich bemerke, dass der Mann dunkelbraune Socken zu seinen braunen Sandalen trägt. Nun mach schon! Bitte!
»Also, ich suche nach einem Service. Teller, wissen Sie?«
Ich bemühe mich, nicht zu lachen.
»Tut mir leid, Sir, aber wir verkaufen nur Antiquitäten, vor allem Lampen und Spiegel.«
Ich deute auf die Spiegel, die an der Wand hängen. Der Mann wirkt verloren und verunsichert. Ich führe ihn freundlich aus dem Geschäft und zeige ihm die Richtung zum Peter-Jones-Shop.
Das Telefon klingelt erneut. Ich stürme zurück in den Laden: »Maris Antiquitäten ... Ach, du bist’s, Anna. Hi!«
»Entschuldige wegen vorhin. Nur ganz schnell: Ich habe mit einem Kollegen gesprochen, der an Wochenendheimfahrer vermietet. Du kannst das Stichwort ja mal googeln.« Als sie wieder auflegen will, fällt ihr noch etwas ein. »Ich bin so froh, dass du nicht wegziehst. Ich brauche dich hier, wir Singlefrauen müssen
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