Kein Spaß ohne Hanni und Nanni
Quentin gut leiden, obwohl sie nicht viel Respekt vor ihr hatten. Marianne fand natürlich bald heraus, dass sie mit Frau Quentin machen konnte, was sie wollte.
„Jetzt bist du an der Reihe, meine liebe Marianne“, sagte Frau Quentin und sah das Mädchen mit strahlendem Lächeln an. Marianne gab sich den Anschein, als hätte sie überhaupt nichts gehört. Die Lehrerin wiederholte ihre Aufforderung ein wenig lauter: „Marianne, du bist an der Reihe. Wach auf, Liebes!“
Die Klasse konnte es nicht ausstehen, wenn Frau Quentin „Liebes“ oder „Kleines“ sagte – nur Elli machte eine Ausnahme. Sie konnte es nicht oft genug hören. Die Mädchen schauten Marianne ungeduldig an. Sie wollten endlich weiterkommen.
Marianne tat, als kehrte sie mit einem Ruck auf die Erde zurück, blätterte hastig in ihrem Buch und sagte schließlich irgendetwas, was ihr gerade einfiel. Sollte sie eine Rolle in einem Theaterstück übernehmen, verpasste sie den Einsatz, gab die falschen Stichworte und lachte bei den unpassendsten Stellen.
Frau Quentin war manchmal ganz verzweifelt. Sie konnte mit Marianne einfach nicht fertig werden.
„Marianne, bis jetzt habe ich noch nie ein Mädchen aus dem Zimmer geschickt“, sagte sie mit so betrübter Stimme, dass es Elli durch und durch ging. „Komm jetzt, reiß dich zusammen und probiere es noch einmal.“
An einem Vormittag wartete Elli darauf, ihre Rolle zu sprechen. Sie hatte ihren Auftritt besonders gut vorbereitet.
Nun war sie schon ganz ungeduldig, denn sie wollte vor ihrer angeschwärmten Lehrerin glänzen. Ganz sicher würde Frau Quentin sie über den grünen Klee loben. Es waren noch zehn Minuten bis zum Ende der Stunde – genau die Zeit, die Elli für ihren Auftritt brauchte. Aber Marianne machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Wieder einmal machte sie alles falsch und benahm sich so unmöglich, dass Frau Quentin von vorn beginnen musste.
Elli warf einen Blick auf die Uhr und biss sich auf die Lippen. Jetzt hatte sie sich umsonst bemüht. Gleich würde es läuten, und dann gab es keine Gelegenheit mehr, ihre sorgfältig gelernte Rolle zu sprechen.
Wie sie diese alberne Marianne hasste!
„Nun, liebe Marianne“, begann Frau Quentin mit ihrer liebenswürdigen Stimme. „Ich würde folgendermaßen vorgehen ...“
Das war zu viel für Elli. Sie stampfte mit dem Fuß auf und schrie: „Marianne! Hör endlich auf, die Dumme zu spielen! Es ist gemein, wie du Frau Quentin an der Nase herumführst – und sie ist auch noch geduldig mit dir! Du hast unsere ganze Zeit vergeudet – jetzt komme ich nicht einmal mehr an die Reihe!“
„Arme kleine Elli!“, spottete Marianne. „Sie wollte so gern vor ihrer angebeteten Lehrerin ganz toll dastehen und sie sagen hören: ‚Gut gemacht, Herzchen!’“
Tödliche Stille, dann brach Elli in Tränen aus. Carlotta sprang auf und haute Marianne rechts und links eine herunter. Frau Quentin war entsetzt.
„Mädchen!“, rief sie. „Was fällt euch ein? Carlotta, bist du verrückt geworden? Entschuldige dich sofort bei Marianne!“
„Ganz sicher nicht“, sagte Carlotta. „Ich möchte nicht unfreundlich zu Ihnen sein, Frau Quentin, aber Sie müssen doch selber einsehen, dass Marianne die Ohrfeigen verdient hat. Eigentlich hätte sie schon viel früher dran glauben sollen.“
Zu Frau Quentins Erleichterung läutete es in diesem Augenblick zur Pause. Die Lehrerin nahm ihre Bücher und verließ beinahe fluchtartig den Raum.
Carlotta grinste. „Starrt mich nicht alle an, als ob ich etwas Furchtbares getan hätte“, sagte sie. „Sicher hätte es euch auch Spaß gemacht, Marianne diese Ohrfeigen zu geben. Wir haben schließlich alle die Nase gründlich voll von ihr. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie ich mich freue, wenn Marianne endlich verschwindet!“
„Carlotta, so solltest du nicht reden“, sagte Jenny. „Und Elli, hör jetzt um Himmels willen auf zu heulen. Marianne, du hast diese Ohrfeige wirklich verdient und ich hoffe nur, dass du in Zukunft den Mund hältst.“
Marianne war blass geworden. Aber sie hatte keinen Versuch gemacht, sich gegen Carlotta zu wehren oder zurückzuschlagen.
„Wenn ihr etwa glaubt, dass ihr mich dadurch einschüchtern könnt, so irrt ihr euch gewaltig“, sagte sie endlich mit gepresster Stimme. „Ich werde dann nur noch unangenehmer werden.“
„Das kann ich mir gut vorstellen“, erwiderte Hilda mit fester Stimme. „Aber ich warne dich. Wenn du dich weiterhin wie ein Idiot
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