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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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könnte ein zweites Mal abkassieren. Erst bei den Scopes und gleich noch mal bei mir. Ich hab ihm gesagt, er kriegt das Doppelte und ich helfe ihm, das Land zu verlassen, wenn er mir hilft, Elizabeths Tod vorzutäuschen.«
    Ich nickte, jetzt hatte ich verstanden. »Also haben Bartola und Wolf Scopes Leuten erzählt, dass sie nach dem Mord für eine Weile abhauen würden. Ich habe mich schon gefragt, warum ihr Verschwinden nicht mehr Unruhe verursacht hat, aber dank deiner Vorbereitung sollten Bartola und Wolf das Land verlassen.«
    »Ja.«
    »Und was ist passiert? Hast du sie gelinkt?«
    »Männern wie Bartola und Wolf kann man nicht trauen. Egal wie viel ich ihnen bezahlt hätte, ich wusste, dass sie wieder zurückkommen und mehr verlangen würden. Das Landleben würde ihnen zu langweilig werden, oder sie würden sich besaufen und in einer Bar damit herumprahlen. Ich hab mein Leben lang mit solchem Gesindel zu tun gehabt. Das konnte ich nicht riskieren.«
    »Also hast du sie umgebracht.«
    »Ja«, sagte er ohne auch nur einen Anflug des Bedauerns.
    Jetzt wusste ich alles. Nur nicht, wie wir aus dieser Geschichte herauskommen sollten. »Sie haben einen kleinen Jungen in ihrer Gewalt«, sagte ich. »Ich habe versprochen, dass ich mich stelle, wenn sie ihn laufen lassen. Ruf sie an. Du hilfst mir bei der Übergabe.«
    »Sie trauen mir nicht mehr.«
    »Du hast lange für Scope gearbeitet«, sagte ich. »Denk dir was aus.«
    Hoyt dachte darüber nach. Wieder starrte er seine Werkzeuge an, und ich fragte mich, was er dort sah. Dann hob er langsam die Pistole und richtete sie auf mein Gesicht. »Ich glaube, ich habe eine Idee«, sagte er.
    Ich blinzelte nicht. »Mach das Garagentor auf, Hoyt.«
    Er rührte sich nicht.
    Ich streckte die Hand aus und drückte auf den Knopf der Fernbedienung für das automatische Garagentor. Surrend fuhr das Tor nach oben. Hoyt sah zu. Elizabeth stand bewegungslos davor. Als das Tor ganz offen war, sah sie ihren Vater mit starrem Blick an.
    Er zuckte zusammen.
    »Hoyt?«, sagte ich.
    Sein Kopf schnellte zu mir herum. Mit einer Hand griff er mir ins Haar. Er drückte mir die Pistole aufs Auge. »Sag ihr, sie soll aus dem Weg gehen.«
    Ich rührte mich nicht.
    »Sag’s, oder du bist dran.«
    »Das tust du nicht. Nicht vor ihren Augen.«
    Er beugte sich näher zu mir herüber. »Mach schon, verdammt noch mal.« Es klang eher nach einer dringenden Bitte als nach einem feindseligen Befehl. Ich sah ihn an und ein eigenartiges Gefühl erfasste mich. Hoyt ließ den Wagen an. Ich sah nach vorne und winkte Elizabeth, dass sie aus dem Weg gehen sollte. Sie zögerte, trat aber schließlich zur Seite. Hoyt wartete, bis der Weg frei war. Dann trat er aufs Gas. Mit einem Ruck flogen wir an ihr vorbei. Als wir davon rasten, drehte ich mich um und sah Elizabeth durch die Heckscheibe immer matter und verschwommener werden, bis sie schließlich ganz verschwunden war.
    Wieder einmal.
    Ich lehnte mich zurück und fragte mich, ob ich sie wiedersehen würde. Ich hatte mich selbstsicher gegeben, konnte meine Chancen aber durchaus realistisch einschätzen. Sie war dagegen gewesen. Ich hatte ihr erklärt, dass ich es tun musste. Jetzt musste ich einmal der Beschützer sein. Das hatte ihr nicht gefallen, aber sie hatte es verstanden.
    Ich hatte in den letzten Tagen erfahren, dass sie am Leben war. Hätte ich dafür mein Leben gegeben? Mit Freude. Das wurde mir jetzt bewusst. Ein seltsam friedliches Gefühl machte sich in mir breit, als ich mit dem Mann ins Ungewisse fuhr, der meinen Vater umgebracht hatte. Die Schuld, die so lange auf mir gelastet hatte, fiel endlich von mir ab. Ich wusste jetzt, was ich zu tun hatte - was ich opfern musste -, und fragte mich, ob es je eine andere Möglichkeit gegeben hatte oder ob mir ein solches Ende vorherbestimmt gewesen war.
    Ich wandte mich an Hoyt und sagte: »Elizabeth hat Brandon Scope nicht erschossen.«
    »Ich weiß«, unterbrach er mich, und dann sagte er etwas, das mich bis ins Mark erschütterte. »Das war ich.«
    Ich erstarrte.
    »Brandon hat Elizabeth zusammengeschlagen«, fuhr er schnell fort. »Er wollte sie umbringen. Also hab ich ihn erschossen, als er ins Haus kam. Dann habe ich es, wie gesagt, Gonzales angehängt. Elizabeth wusste, was ich getan habe. Sie wollte nicht, dass ein Unschuldiger dafür in den Knast geht. Also dachte sie sich ein Alibi aus. Als Scopes Leute das hörten, kamen sie ins Grübeln. Als dann der Verdacht aufkam, dass Elizabeth die Mörderin

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