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Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Titel: Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorelei Mathias
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nicht begeisterungsfähig gewesen wäre – ganz im Gegenteil. Er war einfach nur der Meinung, dass es für alles eine Zeit und einen Ort gab. Ganz besonders für den Beruf. Für Amelie hatte der Beruf auch eine Zeit und einen Ort: überall (in der U-Bahn, auf der Toilette, in einem Nachtclub) und immer (fünf Uhr morgens oder drei Minuten vor einer Präsentation) und egal wie (mit Lippenstift auf die Rückseite eines Konzerttickets geschrieben oder auf einen Supermarkt-Kassenzettel). Es war diese Exzentrizität Amelies, die ihre Freunde so an ihr liebten (und gelegentlich hassten). Ideen waren das Herz, der Keim ihrer Gewinnerkampagnen, und für Amelie hatten sie Vorrang vor allem – und leider auch vor jedem. Dies war einer der Gründe dafür, warum sie immer noch als zufriedener Single herumlief. Sie war gern in Gesellschaft, ging gerne aus, aber ihre letzte Priorität, wenn es darum ging, alles in ihrem Leben unterzubringen, waren Männer.
     
    Amelie zuckte zusammen. Ihr Computer hatte gepiept und ihr damit verkündet, dass sie eine E-Mail bekommen hatte:
    Date: 3. Januar 2005, 10:20 Uhr
    Sender: [email protected]
    To: [email protected]
    Subject: Paris!
     
     
    Hallo, meine Hübsche, wie geht’s dir an diesem schönen Montagmorgen? Wollte mich nur rasch melden und dir sagen, dass ich wieder da bin. Gott, Paris war soooo schön! Dan und ich hatten ein unglaublich romantisches Wochenende. Wir haben in einem schönen Hotel mit Blick auf die Seine genächtigt, sind auf dem Champs-Élysées bummeln gegangen, auf den Eiffelturm geklettert... es war atemberaubend... ich hab dir ja so viel zu erzählen!... Und, na ja, wie sag ich’s meinem Kinde... ich glaube, wir sind der »H-Frage« sogar ein bisschen näher gekommen... Aber jetzt muss ich mich an die Arbeit machen. Wir sehen uns bald, dann mehr!
    xxx
     
     
    Date: 3. Januar 2005, 10:28 Uhr
    Sender: [email protected]
    To: [email protected]
    Subject: RE: Paris!
     
     
    Hi, Babe, freut mich, dass du’s so schön hattest! Hab wieder mal das ganze Wochenende durchgearbeitet. Seufz.
    A. xxx
     
     
    PS: Die »H-Frage«: Haare... Haus... Du meinst doch nicht... nein, das glaube ich nicht... du meinst doch nicht etwa »Heiraten«? Oder??
     
     
    Date: 3. Januar 2005, 10:30 Uhr
    Sender: [email protected]
    To: [email protected]
    Subject: RE: RE: Paris!
     
     
    Na ja... also... er hat es nicht direkt ausgesprochen... ich glaube, er will das ganz behutsam angehen. Aber ich habe das deutliche Gefühl, nach diesem Wochenende, dass er mir bald einen Antrag machen wird! Ist das nicht irre?!! Na, was sagst du dazu???
    Amelie, die sich alle Mühe gab, nicht an ihrem Vanille-Smoothie zu ersticken, tippte hastig eine Antwort.
    Date: 3. Januar 2005, 10:32 Uhr
    Sender: [email protected]
    To: [email protected]
    Subject:????&*)%$€$????
     
     
    Claire??
    Claire. Ist dir in Paris was auf den Kopf gefallen? Das muss es sein, ja?
    Amelie hielt inne und überlegte, nervös mit den Fingern auf die Schreibtischplatte trommelnd, wie sie es vielleicht ein wenig sensibler formulieren könnte.
    Es ist jetzt, was... 10:30 Uhr... an einem Montagvormittag, und du kommst mir mit so was? Hast du nicht immer gesagt, die Ehe wäre nur ein anachronistisches Relikt aus einer Zeit, als noch Patriarchat herrschte, Hausarbeit und Stricken... als Frauen noch keine eigene Identität hatten, sich nur über ihren Ehemann definierten... (das waren deine Worte, Schätzeken, nicht meine!!)
    Du willst mich veräppeln, oder?
     
     
    Date: 3. Januar 2005, 10:38 Uhr
    Sender: [email protected]
    To: [email protected]
    Subject: RE: RE: Paris!
     
     
    Herzlichen Dank für die aufmunternden Worte, du alte Jungfer. Es ist ja noch nichts passiert, okay? Ich will nur sagen, es könnte sein. Das ist alles. Und nicht zu früh, wenn du mich fragst... bin gerade siebenundzwanzig geworden... und du weißt ja, die Zeit läuft nicht rückwärts... Hörst du nicht auch, wenigstens ganz leise, deine biologische Uhr ticken? Ich schon – und ich will dir was sagen: sie tickt, sie tickt wie verrückt!!
    Diese letzte Antwort nahm Amelie mit zunehmender Gereiztheit in Empfang. »Biologische Uhr, dass ich nicht lache«, schnaubte sie und zündete sich eine Zigarette an.
    Und dennoch: So seltsam es ihr vorkam, doch als sie sich in diesem Moment in ihrem Schreibtischsessel zurücklehnte und den Blick müßig über die

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