Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
vielleicht nicht mehr die Hände im Schoß falten und geduldig darauf warten will, dass Cupido in die Gänge kommt. In einer Web-besessenen, Handy-verrückten, iPod-verliebten Welt, in der, machen wir uns nichts vor, die Leute keine Zeit mehr haben, darauf zu warten, dass sich eine Romanze auf natürlichem Wege entwickelt. Hut ab vor jenen, die es immer noch tun. Aber jenen anderen, jenen vielen, vielen anderen, müssen wir zeigen, dass es jetzt eine einfachere Methode gibt, seine bessere Hälfte zu finden. Eine Methode, die funktioniert; eine sichere, ökonomische, flexible Methode – die obendrein noch Spaß macht!« Amelie hielt inne, nahm einen Schluck Wasser und merkte, dass man ihr nach wie vor gespannt, ja freudig an den Lippen hing.
»Und das ist Speed Dating. Wir bei LGMK glauben, dass es eine geniale Lösung für das wachsende Problem der Isolation zwischen den Menschen darstellt.« Amelie hielt inne, ließ den Blick über ihr Publikum schweifen. »Wer also ist unsere Zielgruppe? Wir wenden uns an jeden Mann und an jede Frau, die wissen, was Einsamkeit ist. Das sind ganz schön viele, was? Und wie erreichen wir eine derart riesige Zielgruppe? Mit den folgenden Ideen, die wir Ihnen zu unserer großen Freude nun vorstellen dürfen.«
Und damit präsentierten Amelie und Josh nun all die visuellen Materialien, die sie zusammengestellt hatten, und begannen, sie zu erläutern. Amelie merkte, dass sie jetzt eigentlich an Josh hätte abgeben sollen, doch war sie mittlerweile so in Fahrt, dass sie nur ungern aufhören wollte. Sie warf Josh einen fragenden Blick zu, und er ermunterte sie mit einem sichtlich beeindruckten Lächeln fortzufahren. Nach einem abschließenden forschenden Blick in seine Augen holte sie tief Luft und sprach weiter.
»Wie jeder weiß, ist das Wichtigste in jeder Zweierbeziehung der Funke, die Chemie. Entweder ist sie da oder sie ist nicht da. Und genau das ist es, was sich beim Speed-Dating so gut testen lässt. Bei keiner anderen Methode funktioniert dies so gut. Weder die altmodische Kontaktanzeige in der Zeitung, noch Burger Dating, noch Dating in the Dark können dies bieten. Und auch nicht das gute alte Blind Date mit einem Unbekannten, das einem Freunde aufzwingen...« Amelie hielt inne und schaute sich um, überrascht darüber, wie lange sie schon redete. Sie konnte es nicht fassen. Es schien tatsächlich, als habe sie ihre alten Ängste überwunden.
»Das tolle am Speed-Dating ist, man kann die, bei denen es nicht ›funkt‹, ganz einfach streichen. Ja, dieser Drei-Minuten-Test macht Sinn, daran besteht kein Zweifel. Wieso seine Zeit damit verschwenden, wochenlang mit einem Unbekannten E-Mails auszutauschen, bevor man sich endlich trifft, nur um dann festzustellen, dass der Funke nicht überspringt? Nun... wir haben beschlossen, diese Einsicht zum Kernstück unserer Kampagne zu machen.«
Amelie begann ihre Arbeiten darzulegen. »Dies lässt sich auf zahlreiche, unterschiedliche Weisen umsetzen, sowohl als TV-Werbespots als auch als Plakataktionen etc. Und so würden wir die Sache starten: mit einem Teaser, einer Direktmailkampagne.«
Amelie deutete auf die große Leinwand in ihrem Rücken, auf der nun das Bild von einer Packung Wunderkerzen und anderen Feuerwerkskörpern erschien. Sie ließ den Leuten einen Moment Zeit, es zu betrachten. Bei näherem Hinsehen erkannte man, dass darauf die Worte »Fast Love.com . Funken garantiert« prangten.
»Wir haben uns vorgestellt, dass man die hier an so viele Haushalte wie möglich verschickt, als Anreiz, als Teaser, um den Leuten die Marke schon einmal ins Bewusstsein zu bringen, bevor es mit der eigentlichen Kampagne losgeht. Das Tolle an dieser Idee ist, dass wir keine leeren Versprechungen machen, denn wenn es beim ersten Mal nicht ›funkt‹, gewährt einem Fast Love die Möglichkeit eines weiteren, kostenlosen Besuchs, so oft, bis es klappt.« Amelie nahm einen Schluck Wasser und fragte sich dabei, wer so verrückt sein könnte, sich die Speed-Dating-Erfahrung mehr als einmal im Leben antun zu wollen, aber diesen Gedanken behielt sie wohlweislich für sich.
»Nun, jedenfalls, danach folgt eine zweite Postaktion – diesmal sollte sie ein paar Dauerkerzen enthalten, von der Sorte, ›die niemals ausgeht‹.« Amelie rief das nächste Bild auf, eine Packung mit besagten Kerzen, auf denen stand: »Fast Love. Für den Funken, der niemals erlischt.« Amelie musste sich auf die Zunge beißen, weil das so kitschig klang, doch wäre es
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