Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
seinen Blick ein und bedeutete ihm, dass sie mit ihm reden müsse. Er nickte halbherzig und wandte sich zum Gehen. Dann wiederholte er: »Ganz ehrlich, das war fantastisch, Holden. Besser hätten wir’s wirklich nicht machen können.« Bereits im Gehen, wandte er sich noch einmal zu Amelie um und sagte: »Jetzt können wir nur noch warten.«
Während Josh mit Fleur redete, machte Amelie sich auf den Weg nach oben, in ihr Büro, um ihre E-Mails zu checken. Danach ging sie nach draußen, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Job erledigt, dachte sie zutiefst erleichtert, während sie über den geschäftigen Soho Square ging und sich auf einem Stück Rasen niederließ. Buchstäblich.
Da tauchte Duncan auf, zwei Zigaretten in der Hand, und setzte sich verlegen neben sie. »Hier, eine Zigarette, zum Feiern und damit wir wieder Freunde werden.« Er lächelte unsicher. »Das war einfach fantastisch, Amelie. Echt. Du hättest mal ihre Gesichter sehen sollen. Ich weiß, sie müssen es sich ein bisschen überlegen und die anderen Angebote sichten, aber ich denke, es ist klar, dass du sie mit dieser Präsentation für dich gewonnen hast.«
Amelie schwieg. Ihre Miene war ebenso undurchdringlich wie der Himmel klar. Duncan bemerkte, dass sie nicht wie jemand aussehe, der soeben einen fünfstelligen Pitch gewonnen habe. Sie schüttelte den Kopf und nahm einen Zug von ihrer Zigarette. Duncan musterte sie nachdenklich, begann nervös am Unkraut zu zupfen.
»Am... ich hab mich fürchterlich benommen. Es tut mir so leid. Ich weiß, ich hab dich im Stich gelassen.«
Amelie lächelte rätselhaft. »Das macht überhaupt nichts, Duncan. Ich hab mich auch nicht gerade prinzlich verhalten und müsste mich eigentlich auch entschuldigen... aber du weißt ja, wie mein Temperament manchmal mit mir durchgeht …«
»Ja, ich weiß. Trotzdem, ich hätte dich nicht so im Stich lassen dürfen. Ich war ein fauler Bastard. Oder ein erbärmlicher Feigling – such’s dir aus. Aber dich da oben stehen zu sehen, nach all der zusätzlichen Mühe, die du dir gemacht hast, Gott, ich hab mich so nutzlos gefühlt. Dabei sind wir angeblich Partner …«
»Ehrlich, es macht nichts, Duncan. Ich bin dir nicht böse. Außerdem hab ich’s nicht ganz allein gemacht – Josh hat mir sehr geholfen. Und.... vielleicht kriegen wir den Auftrag, vielleicht auch nicht – aber weißt du was? Es ist mir egal. Ich weiß, noch vor einer Woche hab ich mir nichts sehnlicher gewünscht, aber jetzt – auf einmal hab ich das alles durchschaut, den ganzen Zirkus, die heiße Luft, die Lügen. Ja, was ich da oben gesagt habe, war ein einziger Blödsinn. Ich hab gesagt, was die hören wollten, nicht mehr und nicht weniger. Sicher hat das Speed-Dating auch seine guten Seiten – es kann Leuten aus ihrer Einsamkeit helfen. Nun, Sally zumindest. Aber all das Gewäsch, was ich da von mir gegeben habe, das Theater, mir wird ganz schlecht, wenn ich dran denke.« Amelie schwieg und eine einsame Wolke schob sich vor die Sonne. Sie wickelte sich fester in ihre Jacke.
»Ich hab das alles bloß gesagt, weil das eben zu einer Dreiminutenpräsentation gehört. Eine Art Vorstellung, wie beim Speed-Dating – man gibt eine Vorstellung, um den Interessenten dazu zu bringen, das Produkt zu kaufen. Man verzerrt die Dinge, präsentiert sich in einem gewissen Licht, damit einen die Leute mögen.« Sie sog an ihrer Zigarette und sah Duncan in die Augen. »Das ist es, worum es in der Werbebranche geht, nicht wahr? Und jetzt, wo ich das durchschaut habe, ist mir klar geworden, dass es für mich vorbei ist.«
Duncan schaute Amelie geschockt an, doch diese fuhr fort: »Ich muss was anderes machen, Dunc. Auf zu neuen Ufern. Ich liebe die Ideen und all das. Das wird immer so bleiben. Aber das Spiel mitspielen, nein, das will ich nicht mehr. Ich will was Reales machen, was Echtes, etwas, das mehr Substanz hat.«
Duncan richtete sich erschrocken auf und schaute Amelie panisch an. »Was meinst du? Was für neue Ufer?« Er wollte unbedingt, dass sie sich erklärte, aber in diesem Moment klingelte Amelies Handy. Sie stand auf und ging, den Hörer am Ohr, ein paar Schritte weg.
»Hallo? Ja, ich bin’s selbst... ja.« Sie musste sich anstrengen, um den Anrufer bei dem Verkehrslärm, der am Soho Square tobte, zu hören. »Ich verstehe. Ja... ja... das wäre toll... okay, in Ordnung... ja, bis dann. Danke. Auf Wiedersehen.«
Sie beendete die Verbindung, und in diesem Moment streckte Max den Kopf aus
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