Keine Kuesse für den Boss
Aushilfskräfte müssen hoch qualifiziert sein und dem hohen Carlisle-Standard entsprechen.“
Carlisle-Standard? dachte Dani. Ob Alex auch im Bett einen gewissen Standard hatte? Wenn der mit seinem Standard beim Küssen vergleichbar war, dann wäre er nicht nur außergewöhnlich, sondern geradezu sensationell. Aber darüber sollte ich jetzt lieber nicht nachdenken, dachte sie und ging einen Schritt in Richtung Treppe.
„Wie wäre es, wenn Sie es einfach mal eine Woche lang ausprobieren?“, fuhr Alex unermüdlich fort, kam ihr einen Schritt nach und verkleinerte so den Abstand zwischen ihnen wieder.
Eigentlich hatte Dani gar keine Wahl. Abgesehen davon musste sie zugeben, dass die Stelle sie tatsächlich interessierte.
„Also gut“, gab sie nach und hoffte inständig, dass sie damit keinen furchtbaren Fehler beging. „Danke.“
Alex lächelte. „Gut. Und nachdem wir das geklärt hätten, lassen Sie uns zusammen etwas trinken.“
Er wandte sich um und ging Richtung Wohnzimmer, bevor Dani ablehnen konnte. Und wäre das nicht ohnehin sehr unhöflich gewesen, nachdem er ihr gerade eine Stelle gegeben hatte?
Außerdem war Alex’ Haus einfach wunderschön: eine alte Villa mit Holzfassade, die innen vollständig renoviert worden war. Hohe Decken und große Fenster machten die Räume hell, neutrale und dennoch warme Farbtöne schufen eine behagliche Atmosphäre. Über dem Kamin hing ein riesiges Gemälde, das Wohnzimmer war groß, und das Sofa wirkte äußerst gemütlich. Doch statt sich zu setzen, ging Dani zum Fenster und blickte nach draußen, wo die letzten Sonnenstrahlen die Wolken tieforange aufglühen ließen.
Dani kannte sich in Auckland nicht aus, hatte aber eher mit einem Blick auf Gebäude oder aufs Wasser gerechnet. Einen üppig grünen Garten, der fast an einen kleinen Wald erinnerte, hatte sie nicht erwartet.
„Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“
Dani drehte sich wieder um und kehrte dem kleinen Paradies den Rücken zu. „Nein, vielen Dank.“
Alex holte auch sich nichts zu trinken, sondern stand einfach weiter am Ende des ziemlich langen Couchtischs beim Sofa. „Setzen Sie sich doch, Dani.“
„Es ist mir nicht angenehm, hier zu sein.“
„Warum? Sie arbeiten doch gar nicht mehr für mich“, erwiderte Alex. „Von jetzt an ist Lorenzo Ihr Chef.“ Er strich sich durchs Haar und schloss einen Moment lang die Augen. „Es tut mir leid“, sagte er dann.
Für Reumütigkeit ist es eindeutig zu spät, dachte Dani und war fest entschlossen, nicht darauf einzugehen. „Vielleicht sollten Sie sich nächstes Mal bemühen, Ihre Hormone besser unter Kontrolle zu halten“, entgegnete sie kühl. „Was sollte das Ganze eigentlich? Ist das ein Spielchen von Ihnen – jeden Tag eine andere Zeitarbeiterin küssen?“
„Sie verstehen mich falsch.“ Eindringlich sah Alex sie an. „Es tut mir nicht leid, Sie geküsst zu haben. Das werde ich niemals bereuen.“
„Ach, hören Sie schon auf.“ Er war schon wieder viel zu charmant für Danis Geschmack. Und angesichts seiner humorvoll funkelnden Augen hätte sie ihm das am liebsten auch gesagt. Zutiefst verlegen stellte sie fest, dass ihre Wangen brannten und sie wohl wie ein völlig verwirrter Teenager wirken musste.
Alex’ Blick wurde noch durchdringender. „Mir tut leid, dass die gesamte Belegschaft das Video gesehen hat und jetzt alle darüber tratschen.“
„Das Getratsche ist mir völlig egal“, behauptete Dani. „Sollen die Leute doch denken, was sie wollen.“
Alex hob eine Augenbraue, doch er zog nicht infrage, was sie gesagt hatte. „Umso besser. Aber mir ist es nicht egal, und ich werde nicht zulassen, dass Sie oder ich wegen dieser Sache in die Schusslinie geraten. Es tut mir sehr leid, was Ihre Zeitarbeitsfirma getan hat. Und das möchte ich wieder in Ordnung bringen.“ Er seufzte und schob sich die Hände in die Hosentaschen. „Wo wohnt denn eigentlich Ihre Familie – in Australien?“
„Ich habe keine Familie“, antwortete Dani unverblümt. „Meine Eltern sind tot.“
„Das tut mir leid.“
Als sie Alex’ Gesichtsausdruck sah, bereute Dani sofort, ihm das erzählt zu haben. Sie wollte kein Mitleid, und noch weniger wollte sie sich erinnern. Wann immer sie an ihre Mutter dachte, schien etwas in ihrer Brust eiskalt zu brennen, sodass Dani die Erinnerung so schnell wie möglich wieder verdrängte. Ihr Vater dagegen hatte, was sie betraf, nie gelebt.
Sie zwang sich mit aller Macht, sich auf Alex zu
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