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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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auch mit Fahrern umging, die
Geschwindigkeitsbegrenzungen übertreten hatten. »Sie ist gestern spätabends
heimgefahren, es war pechfinster, und da hat sie Angst gehabt und ist mit der
alten Mühle zu scharf rechts gefahren; als sie dann an die Leitplanke geprallt
ist, da ist sie vom Sitz zu Boden geschleudert worden. Sie hat nach der
Handbremse gegriffen und...«
    »... und sie nicht festgezogen ?«
    Er zuckte mit den breiten
Schultern und widmete mir ein Lächeln, das verriet, wie sehr ich seine Geduld
strapazierte. Und er besaß etwa so viel Geduld mit mir wie ein heißblütiger
Stier mit einem kläffenden Terrier — was man von einem Sheriff auf dem Lande,
der seit dreißig Jahren alles nach seiner Pfeife tanzen läßt, auch nicht anders
erwarten kann.
    »Die Erfahrung lehrt«, sagte
er, »daß die Leute den größten Blödsinn machen, wenn sie in Panik geraten. Wie
sie da lag, konnte sie die Bremse gar nicht festziehen, klar? Aber sie wußte,
das ist die Bremse, und deshalb klammerte sie sich dran. Das ist doch ganz natürlich, Roberts. Nun sollten Sie es uns überlassen, die
Einzelheiten dieses Problems zu behandeln. Wir haben Ihre Aussage. Wenn wir Sie
noch einmal hören wollen, melden wir uns. Wann wollten Sie wieder in San
Francisco sein ?«
    »Ich weiß nicht, Sheriff.
Vielleicht bleibe ich ein paar Tage in Humboldt Creek, um die Familie Birrel zu
beraten, nachdem die Mutter nun nicht mehr lebt. Was hier geschehen ist, geht
mich genauso an wie Sie .«
    »Ja, ich weiß. Sie haben uns ja
alles erzählt. Sie sind ein Anwalt aus ’ner großen Firma, der gerade fertig
studiert hat und für seinen Herrn Papa arbeitet, und Sie glauben, wenn Sie Ihre
Phantasie ein bißchen bemühen, dann können Sie aus einem ganz gewöhnlichen,
tragischen, schrecklichen Unfall einen häßlichen, dreckigen, sensationellen
Mord machen. Das Lied kenne ich. Perry Mason ist dabei der Größte. Jetzt warte
ich nur auf Ihr Schlußwort .«
    »Eins noch, Sheriff. Etwas
interessiert mich doch .«
    »Tatsächlich? Wir tun gern
alles, um Ihnen zu helfen, Roberts .«
    »Wenn ich einen Strafzettel
kriege, solange ich in Humboldt Creek bin, bringen Sie das für mich in Ordnung ?«
    »Wenden Sie sich ruhig an mich.
Ich werde mich bemühen, das der Richter Ihnen sechzig Tage statt sechzig Dollar
aufbrummt .«
    »Und ich bringe Sie vor den
Obersten Gerichtshof und weise Ihnen Amtsmißbrauch nach«, schnauzte ich.
    »Sehen Sie zu, daß Sie hier
verschwinden, Roberts, ehe es noch einen Unfall gibt und ich Sie über diese
Klippe befördere .«
    »Gern, Sheriff. Und denken Sie
immer an das alte Wort, das auch für Beamte gilt: Müßiggang ist aller Laster
Anfang .«
    Seine Grimasse verriet, daß ich
mit meinem Schlußwort zufrieden sein durfte. Ich winkte ihm leutselig zu und
ging auf dem Bankett davon — bis zur Stelle, wo die Straße in einer scharfen
Kurve landeinwärts führte, um dann nach etwa achthundert Meter auf das nächste
Vorgebirge hinauszuschwenken. Am südlichen Ende der Kurve, die von der alten
Dame mühelos gemeistert worden war, lag ein unbefestigter Parkplatz unmittelbar
überm Meer. Dort stand mein Wagen.
    Ich öffnete die Tür meines
neuen blutroten Austin Healy, knickte meine Einsdreiundachtzig und klemmte mich ans Steuer. Die Rechtsanwaltspraxis meines Vaters ist eine
sehr konservative Firma, aber ich sehe nicht ein, wieso das Einfluß auf mein
Privatleben und meinen persönlichen Geschmack haben soll. All unsere Klienten
sind Millionäre, und wir kämen auch noch gut zurecht, wenn wir nur halb so
viele Kunden hätten, deshalb habe ich schon immer gelebt, wie es mir paßt, und
das Firmenimage ist mir sehr egal.
    Der Motor röhrte, ich drückte
den Gang hinein. Mein Fuß berührte das Gaspedal, und der Wagen reagierte wie
ein Windhund, den man von der Leine läßt. Nach dreißig Sekunden blickte ich in
den Rückspiegel, ob ich den Sheriff vielleicht so sehr aufgeregt hatte, daß er
mich verfolgte, nur um mir einen Strafzettel zu verpassen. Aber ich glaube, er
war heilfroh, mich losgeworden zu sein.
     
    Humboldt Creek ist ein
Städtchen wie hundert andere im nördlichen Kalifornien, die von Holz und
Fischfang und jenen Touristen leben, die im Stadtbereich eine Reifenpanne
kriegen. Es ist nur kleiner als die meisten. Viel zu fischen gibt’s hier nicht,
und das nächste Sägewerk liegt fünfzig Kilometer entfernt.
    Ich fuhr langsam in den Ort ein
und parkte in der Hauptstraße, die sehr breit und von langen Baumreihen
bestanden

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