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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Zimmer zu schätzen, oder zu bestimmen, wo das ursprüngliche Haus anfing und
endete. Immer wieder war angebaut worden, wo gerade Platz war. Das Ergebnis
ähnelte eher Terrassenhäusern nach einem Erdbeben als einem Haus, in dem Menschen
wohnten.
    Einem normalen Wohnhaus am
nächsten kam noch der Mittelteil, dessen spitzes Dach allmählich in flache
Dachpappe überging, wo auch im Obergeschoß angebaut worden war. Dank des großen
Giebels erinnerte dieses Stück entfernt an ein Landhaus in New England aus dem
neunzehnten Jahrhundert.
    Ich lenkte den Austin zur
Südseite des Unikums, nachdem ich über die Wiese gefahren war. Die geräumige
Garage sah eher wie ein Stall aus, im Dach klafften Löcher. Die geschlossene
Tür hing in verrosteten Angeln. Ich parkte auf einem verwahrlosten,
unbefestigten Hof neben dem räderlosen Wrack eines 38er Chevy, stieg aus und
betrachtete mir die Villa Birrel aus der Nähe.
    Winifred Birrels Mann war seit
achtzehn Jahren tot, und seither hatte Winifred das Haus erweitert, alljährlich
um mindestens ein Zimmer. Mein Vater hatte mir von ihrer fixen Idee erzählt,
solange sie am Haus weiterbaue, werde sie nicht sterben. Ich weiß nicht, wie
sie auf diese Idee gekommen war, aber offenbar war sie entschlossen gewesen,
sich nur durch ein einziges Ereignis davon abbringen zu lassen. Und das war nun
eingetreten.
    Ich blickte nach hinten und sah
Bauholz und Zementsäcke lagern. Da war wohl wieder ein Neubau in Arbeit.
    Ich ging zu einer von vielen
Türen. Keine davon war eigentlich als Haustür zu bezeichnen, aber es gab
jedenfalls zahlreiche Möglichkeiten, ins Gebäude zu gelangen.
    Als ich gerade klopfen wollte,
ertönte hinter mir eine rauhe Stimme.
    »Die Tür da wird überhaupt
nicht benutzt, Mister. Da ist gar nichts dahinter .«
    Er trug eine schmutzige blaue
Arbeitshose und ein rotes Wollhemd.
    »Heiß heute, was ?« machte ich Konversation.
    Er runzelte die Stirn und
schürzte die dicken Lippen verächtlich. »Keine Lust, übers Wetter zu reden,
Kamerad. Haben Sie was auf dem Herzen, oder fahren Sie eben nur mal ein bißchen
spazieren — mit dem roten Schlitten da ?«
    Wenn einer mein Auto Schlitten
heißt, ist das so, als würde er meine Frau Alte nennen — wenn ich eine hätte.
    Trotzdem lächelte ich
freundlich.
    »Wir wollen mal überlegen. Klein,
rundlich, dunkle Haare, Segelohren, schwarze Augen und immer schlechte Laune — Sie
müssen Aldo Charles sein, wenn ich mich recht erinnere. Sie sind mit Mrs.
Birrels ältester Tochter verheiratet. Ich hoffe sehr, Sie haben bei Damen einen
besseren Geschmack als bei Autos — oder heiraten Sie etwa nur des Geldes wegen ?«
    Er stand nur ein paar Meter vor mir, stramm auf den Beinen und im Erdreich, die
harten Augen blitzten voller Haß. Ein unartikuliertes Gebrumm rollte tief aus
seiner Kehle durch die Zähne hervor und wurde dabei zu einem Knurren wie von
einem Bär mit Stirnhöhlenkatarrh.
    »Hören Sie, Klugscheißer«,
schnauzte er, »Sie befinden sich auf einem Privatgrundstück. Das steht auch auf
’ner Menge Schilder an der Straße vorn, aber vielleicht tragen Sie aus
Eitelkeit keine Brille. Falls Sie noch nicht kapiert haben: Wir schätzen Besuch
ganz und gar nicht. Am wenigsten mögen wir Besucher in lächerlichen
Straßenwanzen, die nicht wissen, wie man sich benimmt — statt ihr Anliegen
vorzubringen und schleunigst wieder zu verduften .«
    Ich sagte mir, da habe er sich
deutlich ausgedrückt, und es sei an der Zeit, das ebenfalls zu tun. »Mein Name
ist Randall Roberts, von Roberts, Roberts und Grimstead. Vielleicht haben Sie
schon von uns gehört. Wir sind die Leute, die euer ganzes Geld verwalten .«
    Ich lächelte ihn an und sah,
wie hart es ihn ankam, sein heftiges Verlangen hinunterzuschlucken, mich
auseinanderzunehmen. Er zwang sich zu einem Lächeln, was einen angefaulten
ersten Backenzahn und mehrere Goldplomben enthüllte. Ich fragte mich, wer das
Gold wohl bezahlt habe.
    »Entschuldigen Sie, Mr.
Roberts. Ich habe Sie erwartet, aber nicht so schnell. Ich habe den Brief erst
vorgestern abgeschickt und...«
    »Wo ist Ihre Frau ?« unterbrach ich. »Sie war es, die uns geschrieben hat .«
    Aldo zuckte die massigen
Schultern und rieb sein Kinn. »Hm, sie ist wohl im Haus. Aber sie ist nicht so
wichtig. Ich wollte mit Ihnen reden, Mr. Roberts. Ich habe sie den Brief nur
schreiben lassen, weil... Na ja, Sie wissen doch, sie ist die Nutznießerin und
so...«
    »Sie meinen die
Vermächtnisnehmerin .«
    »Ja, also sie

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