Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
echt Mist.“ Sein kummervoller Blick streifte das Gipsbein. „Hast du Schmerzen?“
Einmal bewegte sich der Kopf nach links und einmal nach rechts.
„Dr. Grant, mein Vater, meint, es wird schon.“
Nicht einmal
das
lockte sie aus der Reserve, demnach war diese Info schon zu ihr durchgedrungen.
Es starrte ihn an.
Sollte das der peinliche Versuch sein, ihn zu hypnotisieren?
Als sie immer noch keine Anstalten machte, etwas von sich zu geben, abgesehen vom permanenten Schniefen, ging Daniel aufs Ganze. „Du solltest in Zukunft besser aufpassen. Diesmal ist es ein Beinbruch, aber es hätte bedeutend schlimmer kommen können.“
Reaktion gleich null.
Es starrte ihn noch immer an.
„Ich habe mit den Cops gesprochen, sie werden sich noch bei dir melden.“
Schweigen – Glotzen – Ende.
„Man ist sich einig, dass dein Schutzengel bestens gearbeitet hat.“ Als er grinste, wurde sie noch roter. Was gleichzeitig die einzige Veränderung darstellte, die ihm überhaupt an dem Gesicht mit den Riesenaugen und den prallen Wangen auffiel. Mit jeder Sekunde nahm sie an Farbe zu.
„Glücklicherweise besitzt mein Wagen Bremsen der neusten Generation, andernfalls hätte es ziemlich mies für dich ausgesehen. Also ...“ Er nickte und stand auf. „Pass in Zukunft besser auf, okay?“
Behutsam tastete Daniel sich zur Tür vor, wobei er sein Glück kaum fassen konnte. „Dann, gute Besserung.“ Zaghaft berührte seine Hand den Griff. „Bye!“
Bevor er seine Flucht jedoch erfolgreich beenden konnte, ertönte hinter ihm eine laute und überhaupt nicht mehr heisere Stimme.
„Willst du mich verarschen?“
3.
Keineswegs
war Tina überzeugt, nicht zu träumen.
Zunächst die Erkenntnis,
wer
sie angefahren hatte und dass ihr mangels Brille verwehrt wurde, den Anblick angemessen zu genießen, Mist! Dicht gefolgt von dem Begreifen, dass ihr Bein gebrochen war.
Grauenhafter noch, aufgrund ihrer verstopften Nase
röchelte sie ihn an!
Darüber hinaus kaute Tina soeben an der interessanten Erleuchtung, dass der Typ sich gerade in ihrem Zimmer befand, sogar mit ihr sprach –
nein!
– und dabei offenkundig versuchte, sie für dumm zu verkaufen.
Zusammengefasst ein wenig viel für etwas mehr als hundert Minuten. Gern hätte sie eine Auszeit genommen, eine gute Viertelstunde überlegt und sich entschieden, welcher der vielen Alternativen sie den Vorrang geben wollte.
War Verlegenheit angebracht? Ihre Nase lief nämlich ununterbrochen. Sollte sie ihre Seligkeit gewähren lassen? Dass er bei ihr war, machte sich in Tinas Denken immer noch utopisch aus.
Jede Menge Zorn verspürte sie allerdings auch! Schließlich wollte der Idiot soeben flüchten und ihr vorher elegant die Schuld in die Schuhe schieben!
Zugegeben, Tina vereinte auf sich etliche nicht sehr schmeichelhafte Eigenschaften. Aber eine gehörte mit Sicherheit nicht zu ihr:
BLÖDHEIT!
Dieser Mann fand sie nicht nur abstoßend, sein Blick sprach Bände, und wenn er noch so intensiv versuchte, ihn zu tarnen, nein! Der Armleuchte meinte auch noch, sie wäre dämlich!
Genau hier wurde Tinas Stolz aktiviert, sorgfältig über neunzehn Jahre gestählt von Vera Hunt. Die wurde nämlich nie müde, zu erklären, was für ein besonderer Mensch ihre Tochter war und dass
niemand
sie wie einen Depp zu behandeln hatte.
Der Knaller behandelte sie sogar noch schlimmer, nämlich überhaupt nicht!
Wenn man bedachte, dass sie in den kommenden sechs Wochen mit einem verdammten Gips umherlaufen durfte, stand ihr wohl eine Entschädigung zu. Dabei stand ihr der Sinn weniger nach Geld oder einer Entschuldigung, oh nein! Tina wollte
Aufmerksamkeit.
Und zwar – und das mutete jetzt wirklich frech an –
seine!
Hey, so eine Chance kam nie wieder!
Der Superidiot schien begriffen zu haben, dass sein Entkommen nicht so einfach werden würde, wie erhofft. Das entnervte Stöhnen deutete jedenfalls so etwas an. Widerwillig wandte er sich um. Und Tina – ganz die dumme Gans, die sie nun einmal verkörperte – befand sich schlagartig auf Wolke 150.
Warum hatte sie heute Morgen nicht das Haar gewaschen? Etwas Make-up wäre auch nicht schlecht gewesen! Aber wer hätte das denn auch ahnen können? So verzweifelt, sich absichtlich vor sein Auto zu werfen, war sie nun auch nicht.
Noch nicht, jedenfalls.
Aber eigentlich ... Make-up, gestyltes Haar – es hätte doch nichts geändert. Seine blonde Begleiterin sprach für sich. Allein an der Größe fehlten Tina satte fünfzehn Zentimeter.
Weitere Kostenlose Bücher