Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
Beweis, dass er keiner Halluzination aufsaß. Denn er fand
sie
nicht und das frustrierte Daniel unvorstellbar.
* * *
Einen
Cosmopolitan und Whisky später befand er sich im fortgeschrittenen Alkoholrausch. Und sie konnte noch so beherrscht und unnahbar tun, ihre zunehmend geröteten Wangen verrieten sie. Setzten die beiden dieses Spiel fort, mussten sie entweder auf Milch umsteigen oder hatten sich demnächst gegenseitig unter den Tisch getrunken. Und das, ohne ein Wort miteinander gewechselt zu haben.
Schließlich trat er zu ihr. Im Spiegel wohnte sie seiner Offensive bei, sah ihn jedoch nicht direkt an. Als er ihre Hand nahm, folgte ihr Blick seinem, erst dann musterte sie ihn und wirkte dabei äußerst nachdenklich. Doch irgendwann stand sie tatsächlich auf.
Es handelte sich um eine Hotelbar, in welcher auch ein begrenzter Raum zum Tanzen existierte. Die Musik stammte von einem Pianisten, der sich bereits den gesamten Abend am Blues übte.
Niemand tanzte und die alte Tina wäre nie bereit gewesen, den Anfang zu machen.
Die neue schien damit keine Probleme zu haben.
Bereitwillig ließ sie sich auf die Tanzfläche führen. Weder beachtete sie die Blicke der übrigen Gäste, noch störte sie sich an den grausamen Heulsongs, die der Pianist am Stück produzierte.
Stattdessen ließ sie sich in den Arm nehmen und tanzte, als hätte sie zeit ihres Lebens nie etwas anderes getan. Und das nach fünf oder sechs Cosmos. Es konnten auch sieben gewesen sein, Daniel hatte nicht mitgezählt.
Sie schwieg und Daniel hielt es ebenso, der war mit seiner Indiziensuche beschäftigt.
Trotz der hohen Absätze erreichte ihre Stirn gerade einmal seine Schulter. Daniels Hand lag auf ihrem schmalen Rücken und als der Pianist wie auf Bestellung von Blues auf ein
langsameres
Stück – was für ein Scheiß! – wechselte, legte er sein Gesicht in ihr Haar und schloss die Augen.
Wahnsinn!
* * *
Irgendwann
war nicht nur dieser Song, sondern auch die drei nächsten verklungen. Als Daniel fragend zu seinem Tisch nickte, trat wieder dieser nachdenkliche Ausdruck in ihre Augen. Doch sie ließ sich von ihm an seinen Platz führen. Keineswegs begehrte sie auf, als er ihren Mantel und ihre Tasche von der Bar holte, oder Whisky und Cosmopolitan bestellte.
Nachdem die Bedienung die Getränke serviert hatte, legte Daniel das Kinn in eine Hand und betrachtete sie eingehend. „Was ist passiert?“, fragte er nach einer Weile.
Ihr Gesicht zeigte keine Regung, gleiches traf auf die Stimme zu. „Ich bin erwachsen geworden.“
Es waren die ersten Worte, die sie wechselten und jetzt erst wusste er sicher, dass es sich bei dieser Frau um Tina handelte.
„Ja, das bist du wohl.“ Er runzelte die Stirn. „Was treibst du in Boston? Lebst du hier?“
„Nein.“
„Wo ...?“
„Daniel, kein Frage- und Antwortspiel, bitte!“ Sie hatte seinen Namen wie selbstverständlich ausgesprochen, mit Lippen, die nicht mehr lächeln und einer Stimme, die nicht mehr klingen wollte.
„Was bedeutet, du willst nicht über dich sprechen?“
„Was bedeutet, ich will nicht über
uns
sprechen“, erwiderte sie. „Ich will nicht erfahren, was du in der vergangenen Zeit getan hast und halte es für irrelevant, Ähnliches über mich zu berichten.“
Er neigte den Kopf zur Seite. „Warum sagst du das?“
„Weil es nichts zur Sache tut.“
„Zu welcher Sache?“
Tina lehnte sich zurück und musterte ihn kalkulierend, dabei fiel ihr Blick auf das Glas und sie nippte daran, bevor sie ihn erneut ansah. „Ich halte es nicht für wichtig. Was spielt die Vergangenheit für eine Rolle?“
Was sollte Daniel erwidern? Selbstverständlich wollte er dringend erfahren, was sie erlebt, warum sie damals ihr Studium hingeworfen hatte und wie sie zu der wurde, die sie heute war.
Als er ihre beherrschten, außerordentlich schönen Züge betrachtete, erkannte Daniel, dass er einer Fremden gegenübersaß. Sie stieß ihn nicht ab, er wollte –
musste
- sie kennen lernen. Eine Alternative gab es nicht. Doch es handelte sich
nicht
um Tina. Undenkbar, dass sie eine gemeinsame Geschichte verband.
Sie leerte ihr Glas und sah in plötzlicher Entschlossenheit auf. „Lass uns gehen!“
„Wohin?“
Und diesmal lächelte sie doch tatsächlich - irgendwie. „Ich nehme an, du hast hier ein Zimmer?“
Das warf ihn um! Da hatte er sie doch glatt klar gemacht, ohne überhaupt den Plan gehabt zu haben.
Abwägend musterte er das schöne Gesicht und den verführerischen
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