Keine Zeit und trotzdem fit
ist so gut für die Stressbewältigung wie körperliche Aktivität bis zum Schweißausbruch.«
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|28| Bewegung und Entspannung gegen die Beschleunigungsfalle
US-Wissenschaftler fanden heraus, dass mäßiges körperliches Training gegen Schlafstörungen hilft und die Schlafqualität verbessert. Demnach schlafen sportliche Senioren durchschnittlich eine Stunde länger und benötigen zum Einschlafen im Vergleich zu ihrem inaktiven Vorleben nur noch die Hälfte der Zeit. Diese Erkenntnis ist deswegen von Bedeutung, weil eine andere Studie ermittelt hat, dass Menschen, die regelmäßig weniger als sechs Stunden schlafen, ein um 30 Prozent erhöhtes frühes Sterblichkeitsrisiko haben. Dort werden dem Fernsehen und dem Computer im Schlafzimmer sehr schlechte Noten gegeben.
Wir leisten heutzutage mehr Kopf- als Hand- oder gar Beinarbeit. Die Stoffwechselbilanz ist negativ. Wir flüchten uns geradezu in die Passivität (zum Beispiel beim Sport-Fernsehen), im Glauben, selbst aktiv zu werden. Das hat eine schleichende Verringerung des Energieumsatzes zur Folge. Dadurch wird der für das rastlos arbeitende Gehirn notwendige Sauerstoff nur unzureichend nachgeschoben. Die Gedanken kreisen, können nicht zur Ruhe kommen. Die Schlaflosigkeit ist vorprogrammiert.
Unsere Seminarteilnehmer schildern uns ihren Tagesablauf häufig so: »Schnell aufstehen, schnell ins Büro, schnell nachhause, schnell was essen! Wozu sollte ich dann joggen gehen? Was ist schon ein Marathon gegen einen völlig normalen Arbeitstag!« Hier wird die Beschleunigungsfalle sichtbar: Weil Stresshormone extreme Sauerstoffräuber sind, tritt eine so starke Erschöpfung |29| ein, dass die Kraft zum körperlichen Ausgleich nicht mehr reicht und man die erhöhte Spannung einfach resigniert aushält. Das aber hat zur Folge, dass bei gestressten Menschen der Muskeltonus (die Grundanspannung der Muskulatur) so zunimmt, dass Iris Mangold, die Leiterin der Massageabteilung unseres früheren Instituts für Bewegungstherapie und Rehabilitation über die Kurpatienten sagte: »Sie fühlen sich bei der Massage wie gefrorene Hähnchen an.«
Gertrud Höhler plädiert dafür, dass zur neuen Leistungskultur auch eine besondere Form des Entspannens gehöre. Sie spricht von der Kunst des Regenerierens: »Die Wirtschaftswundergeneration hatte dafür keine Zeit. Ihr Leben war nichts als Arbeit. Wir sollten etwas mehr versuchen!« Zu dieser Lebenskunst gehört die Fähigkeit, eine ausgeglichene Balance zwischen Muss und Muße zu finden. Das Leitbild heißt »Balance your Life« und meint den gesunden Ausgleich von Berufs- und Privatleben. Die alte Rechnung für den Tagesablauf – je ein Drittel für Arbeit, Schlaf und Freizeit – geht aber schon lange nicht mehr auf.
Die Sehnsucht ist tief, der Wunsch nach Entschleunigung groß. Lothar J. Seiwert spricht inzwischen von der ausgewogenen Zeitbalance zwischen Speed und Downsizing. Rhythmus statt Tempo leben. Innehalten und bewusst leben. Und heute schon könnte der erste Tag Ihres zukünftigen Lebens beginnen! Was ist dazu erforderlich?
Zum einen ist eine Neubewertung des Erfolgsdenkens und des Konsumprinzips zugunsten der Gesundheit nötig. Setzen Sie sich geistig mit den Stressoren auseinander, nehmen Sie viele Dinge nicht mehr so wichtig, und lassen Sie den negativen Stress gar nicht erst entstehen. Autogenes Training beispielsweise kann den Hormonspiegel im Blut bis um die Hälfte senken.
Zum anderen müssen Sie Ihre Bewegungsaktivität erweitern und so die Folgen der Stressreaktion verbrennen sowie die auf Stress reagierenden Betarezeptoren (»Informationssensoren«) |30| desensibilisieren. Moderate Bewegung ist das natürlichste Mittel zum Stressabbau. Deshalb behandeln wir diese Möglichkeit hier am ausführlichsten.
Sport ist Mord – wenn man sich überfordert
Wie erleben wir heute sportliche Bewegungsaktivität, und welche Erfahrungen machen wir dabei? Anlässlich einer Veranstaltung der IBM-Führungsakademie erläuterte Wolfgang Sommermeyer den anwesenden Führungskräften: »Freizeitsport ist ein probates Mittel, um Stress abzubauen. Wenn der Geplagte allerdings nach einem vollen Arbeitstag auf den Tennisplatz hetzt, um im Match Boris Becker nachzueifern, kann er genauso gut in der Firma bleiben und Überstunden machen. Das wäre gesünder.« Und Boris Becker selbst hat gesagt: »Sport, so wie ich ihn betrieben habe, ist nicht gesund. Die meisten von uns spielen mit Schmerzmitteln.«
Das, was
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