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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Schuldgefühle mit uns herum. Es ist so, wie ich schon gesagt habe. Vielleicht war Monica labil. Vielleicht war es einfach etwas Chemisches. Ich weiß, dass ein Großteil psychischer Probleme eher körperliche Ursachen haben, hormonelle Ungleichgewichte, und nicht auf Erlebnissen aus der Vergangenheit beruhen. Womöglich hätten wir gar nichts tun können. Aber wie auch immer, im Endeffekt hatten wir beide Monica im Stich gelassen.
    Für Zia war es anfangs ein schwerer Schlag, dass ich sie verließ, aber dann betrachtete sie es als Chance. Sie hat einen neuen Arzt in die Praxis aufgenommen. Er soll ziemlich gut sein. Ich habe in St. Louis eine Zweigstelle von One World WrapAid eröffnet. Bisher läuft der Laden ganz ordentlich.
    Lydia – oder Larissa Dane, wenn Ihnen das lieber ist – wird sich rauswinden. Sie ist der Mordanklage mit einem Doppelsalto entkommen und hat die »Ich bin missbraucht worden«-Landung sauber mit beiden Füßen gestanden. Sie ist wieder zum Star geworden – die geheimnisvolle Rückkehr des Pixie namens Trixie. Lydia war bei Oprah in der Talkshow und hat ununterbrochen
über die qualvollen Jahre unter Heshys Joch gejammert. Sie haben ein Foto von ihm gezeigt. Das Publikum hat nach Luft geschnappt. Heshy ist hässlich. Lydia ist hübsch. Also glaubt ihr die Welt. Gerüchten zufolge soll sie in einem Fernsehfilm mitspielen, der auf ihrer Lebensgeschichte basiert.
    Was den Babyhandel betrifft, so beschloss das FBI, dem Gesetz Geltung zu verschaffen, was bedeutet, dass sie die Übeltäter vor Gericht gestellt haben. Das betraf Steven Bacard und Denise Vanech. Beide sind tot. Offiziell läuft die Suche nach den Akten noch, aber eigentlich will niemand genau wissen, welches Kind wo gelandet ist. Das ist wohl auch besser so.
    Rachels Verletzungen sind völlig ausgeheilt. Ihr Ohr habe ich selbst rekonstruiert. In der Presse wurde ihre Tapferkeit groß hervorgehoben. Die Zerschlagung des Babyschmugglerrings sei ihrem Einsatz zu verdanken. Das FBI hat sie wieder eingestellt. Sie hat eine Stelle in St. Louis verlangt und auch bekommen. Wir leben zusammen. Ich liebe sie. Ich liebe sie mehr, als Sie es sich vorstellen können. Aber wenn Sie jetzt ein vollkommenes Happy End erwarten, weiß ich doch nicht, ob ich damit dienen kann.
    Rachel und ich sind noch zusammen. Ein Leben ohne sie kann ich mir nicht vorstellen. Wenn ich nur daran denke, sie zu verlieren, wird mir richtig schlecht. Trotzdem weiß ich nicht, ob das reicht. Wir tragen viel Ballast mit uns herum. Das macht die Dinge kompliziert. Ich habe gewisses Verständnis für den nächtlichen Anruf und das Erscheinen vor dem Krankenhaus – und doch weiß ich, dass diese Handlungen Tod und Zerstörung nach sich gezogen haben. Natürlich gebe ich Rachel nicht die Schuld daran. Aber irgendetwas ist da. Monicas Tod hat unserer Beziehung eine zweite Chance gegeben. Es bleibt ein seltsames Gefühl zurück. Ich habe versucht, mit Verne darüber zu reden, als er hier war. Er meinte, ich sei ein Idiot. Wahrscheinlich hat er Recht.

    Es klingelt. Etwas zupft an meiner Hose. Ja, das ist Tasha. Sie hat sich inzwischen vollkommen daran gewöhnt, dass ich Teil ihres Lebens bin. Schließlich sind Kinder anpassungsfähiger als Erwachsene. Rachel sitzt gegenüber auf der Couch im Schneidersitz. Ich sehe erst sie und dann Tasha an und fühle diese wundersame Mischung aus Glückseligkeit und Furcht. Diese beiden – Glückseligkeit und Furcht – sind ständige Kameraden. Nur selten wagt sich einer ohne den anderen heraus.
    »Moment, Schatz«, sage ich zu Tasha. »Machen wir erst mal die Tür auf, okay?«
    »Okay.«
    Der UPS-Bote ist da. Er bringt Pakete. Ich hole sie rein. Als ich auf den Absender blicke, verspüre ich einen altbekannten Stich. Der kleine Aufkleber teilt mir mit, dass sie von Lenny und Cheryl Marcus aus Kasselton, New Jersey, sind.
    Tasha sieht mich an. »Mein Geschenk?«
    Ich habe der Polizei nichts von Lenny erzählt. Es gab sowieso keine Beweise – nur sein Geständnis mir gegenüber. Das hätte vor Gericht nicht ausgereicht. Doch das war nicht der Grund dafür, dass ich mich entschlossen habe, nichts zu sagen.
    Ich nehme an, Cheryl kennt die Wahrheit. Ich glaube, sie kannte sie von Anfang an. Wenn ich mir ihr Gesicht auf der Treppe ins Gedächtnis zurückrufe und daran denke, wie sie uns angefahren hat, als Rachel und ich in jener Nacht in ihr Haus kamen, frage ich mich, ob sie das aus Wut oder aus Angst getan hat. Ich nehme an, aus

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