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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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haben in unterschiedlichen Kreisen verkehrt.«
    »Ah ja«, sagte er. »Also, nur damit ich richtig verstehe: Sie haben
Ihr Haus vor vier Monaten gekauft und Ihre Schwester seit sechs Monaten nicht gesehen, richtig?«
    »Richtig.«
    »Ihre Schwester hat Sie also nie in Ihrem jetzigen Haus besucht.«
    »So ist es.«
    Regan wandte sich zu mir. »Wir haben Stacys Fingerabdrücke in Ihrem Haus gefunden.«
    Ich sagte nichts.
    »Sie wirken nicht sehr überrascht, Marc.«
    »Stacy ist drogensüchtig. Ich glaube nicht, dass sie in der Lage wäre, auf mich zu schießen und meine Tochter zu entführen, aber ich habe schon mehrmals unterschätzt, wie tief sie sinken kann. Haben Sie ihre Wohnung überprüft?«
    »Seit auf Sie geschossen wurde, ist sie nicht mehr gesehen worden«, sagte er.
    Ich schloss die Augen.
    »Wir glauben nicht, dass Ihre Schwester so etwas alleine bewerkstelligen könnte«, fuhr er fort. »Sie könnte einen Komplizen haben — einen Liebhaber, einen Dealer, irgendjemanden, der weiß, dass Ihre Frau aus einer wohlhabenden Familie stammt. Fällt Ihnen dazu irgendwas ein?«
    »Nein«, sagte ich. »Sie denken also, das Ganze war eine Entführung?«
    Regan fing wieder an, sein Unterlippenbärtchen zu kratzen. Dann zuckte er kurz die Achseln.
    »Aber sie haben versucht, uns umzubringen«, wandte ich ein. »Wie soll man Lösegeld erpressen, wenn die Eltern tot sind?«
    »Sie könnten unter Drogen gestanden und einen Fehler gemacht haben«, sagte er. »Oder sie haben gedacht, sie könnten das Geld von Taras Großvater bekommen.«
    »Und warum haben sie das nicht versucht?«

    Regan antwortete nicht. Aber ich kannte die Antwort. Der Stress nach der Entführung, besonders aber nach der Schießerei, hätte einen Junkie überfordert. Junkies können nicht besonders gut mit Konflikten umgehen. Das ist einer der Gründe dafür, dass sie damit anfangen, Drogen zu schnupfen oder zu spritzen — um zu fliehen, zu verschwinden, abzutauchen, in die Unendlichkeit auszurücken. Die Medien hatten den Fall bestimmt groß aufgemacht. Die Polizei ermittelte. Unter solchem Druck würden Junkies durchdrehen. Sie würden abhauen und alles stehen und liegen lassen.
    Und sämtliche Beweise vernichten.

    Doch die Lösegeldforderung kam zwei Tage später.
    Jetzt, wo ich wieder bei Bewusstsein war, heilten die Schusswunden überraschend gut. Vielleicht lag es daran, dass ich mich ganz darauf konzentrierte, wieder auf die Beine zu kommen, oder dass der zwölftägige quasi-katatonische Zustand meinen Verletzungen Zeit zum Heilen gegeben hatte. Oder ich litt an einem Schmerz, der viel größer war als der, den man dem Körper zufügen konnte. Wenn ich an Tara dachte, blieb mir aus Angst vor dem Unbekannten die Luft weg. Wenn ich an Monica dachte, daran, dass sie tot war, wurde mein Innerstes wie mit stählernen Klauen zerfetzt.
    Ich wollte raus.
    Mir tat noch alles weh, trotzdem überredete ich Ruth Heller, mich zu entlassen. Mit der Bemerkung, ich sei ein ausgezeichneter Beweis für die Behauptung, dass Ärzte die schlimmsten Patienten seien, unterschrieb sie widerstrebend die Papiere. Wir einigten uns darauf, dass täglich ein Physiotherapeut zu mir kommen würde. Und um ganz sicher zu gehen, würde regelmäßig eine Schwester vorbeischauen.

    Am Morgen meiner Entlassung aus St. Elizabeth war meine Mutter im Haus — dem ehemaligen Tatort — und bereitete es für meine Ankunft vor , was immer das heißen mochte. Seltsamerweise hatte ich keine Angst vor der Rückkehr. Ein Haus besteht aus Mörtel und Backstein. Ich erwartete nicht, dass mich allein der Anblick aus der Bahn werfen würde, doch vielleicht ließ ich solche Gedanken auch einfach nicht an mich heran.
    Lenny half mir beim Packen und Anziehen. Er ist groß und drahtig und bekommt schon sechs Minuten nach dem Rasieren einen Homer-Simpson-Bartschatten. Als Kind hatte er eine Flaschenbodenbrille und zu dicke Kordklamotten getragen, selbst mitten im Sommer. Sein lockiges Haar war oft so lang gewesen, dass er aussah wie ein streunender Pudel. Heutzutage hält er seine Locken gewissenhaft kurz. Vor zwei Jahren hat er sich die Augen mit Laser operieren lassen, so dass er die Brille nicht mehr braucht. Er trägt inzwischen teure Markenanzüge.
    »Bist du sicher, dass du nicht die ersten paar Tage bei uns wohnen willst?«, fragte Lenny.
    »Du hast vier Kinder«, erinnerte ich ihn.
    »Ach ja, stimmt.« Er schwieg. »Kann ich bei dir wohnen?«
    Ich versuchte zu lächeln.
    »Im Ernst«,

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