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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Sedlacek
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5km/h ausgeht, der für mich nach den letzten Etappen als durchaus realistisch einzuschätzen ist.
    Ich entscheide, mir die Quelle erst einmal anzugucken. Sie ist atemberaubend. Ein kleines Waldstück mitten im Nirgendwo mit der erwähnten Quelle, eine kleine gepflegte Herberge mit zehn frisch bezogenen Betten und wie sich dann zeigt, eine zwar arg dominante, deutsche „Mutter der Kompanie“ als Hospitaliera, aber Dusche, Toilette und warmes Wasser sind vorhanden. Editha hat zwar ihre unmissverständlichen Strukturen und Regeln, ist aber wirklich nett und kocht sogar für den Abend ein phantastisches Menü mit ausschließlich frischen Zutaten. Das ist nicht immer auf dem Weg üblich. So muss ich der Seniora in Hornillos also dankbar sein, dass sie mich weggeschickt hat. Ich hätte dieses Kleinod niemals als potentielle Herberge in meine Planung einbezogen. Die Ruhe ist himmlisch, es redet kaum einer ein Wort, wir essen zusammen, Editha versorgt die Verletzungen an den Füßen und schließlich wird eine gemeinsame Weckzeit ausgemacht. Was alles möglich ist, wenn die Herbergsmutter eine Richtung vorgibt. Ich bin mal wieder erstaunt.
    Noch ein absoluter Geheimtipp unserer Fußpflegerin Editha aus San Bol … Damenbinden als Polsterung für verwundete Stellen der geschundenen Füße.

27.05.: San Bol – Hontanas (5,0km)
    Auf den ersten Metern des Weges merke ich wieder mein linkes Knie. Es ist nichts wirklich Schlimmes, aber ich habe gestern genügend Beispiele vor mir sitzen gehabt, deren Füße und Beine so arg mitgenommen sind, dass an ein Weitergehen nur mit wirklichen Schmerzen zu denken ist. Ich hole Kim, die Belgierin ein, die nur die nächsten fünf Kilometer gehen wird. Ich schließe mich zumindest bis zum nächsten Ort ihrem Tempo an. Ist angenehm, mal ganz langsam zu laufen und ein völlig anderes Gefühl.
    Im nächsten Ort wird gefrühstückt – das zweite, diesmal etwas üppiger als in San Bol. Wir treffen dort Lena (Deutschland), die wie Kim ebenfalls Schmerzen hat und auch Andreas (Finnland), den diverse Blasen plagen. Wir alle haben die Nacht zusammen in San Bol verbracht. Ich entscheide kurzerhand einen kurzen Tag einzulegen und es bei den fünf Kilometern zu belassen. Somit bin ich morgens um 9:00 Uhr fertig mit meinem Tagewerk. Wir vier finden die nächste schöne Herberge von dem gleichen Besitzer wie San Bol. Er erkennt uns wieder und wir vier erhalten ein Sechsbett-Zimmer, dem keine weiteren Pilger zugeordnet werden. Ein wirklicher Ballsaal im Vergleich zu den anderen Herbergen und wirklich sauber.
    Wir faulenzen den Tag in der Sonne, lesen, treffen bekannte Pilger und kochen abends zusammen. Der Schlaf ist erfreulicherweise in der zweiten Nacht infolge wirklich erholsam. Was auch daran liegt, dass wir vier uns kennen und keiner schnarcht.

28.05.: Hontanas – Itero de la Vega (21,3km)
    Wir starten morgens mit einer erweiterten Truppe. Gregor und Daniel stoßen zu uns. Daniels Aufgabe für heute, mir möglichst viele Wörter auf Französisch beizubringen, stellt sich für den 15-Jährigen als keine allzu leichte Aufgabe heraus. Zwei Stunden malträtiert er mich mit Farben, Sonne, Regen und alles was einem auf dem Weg so begegnen kann. Danach brauche ich eine Pause. Das reicht, zumal ich wirklich Schwierigkeiten habe ihm zu folgen, da er so gut wie kein Englisch spricht. In Castrojeritz essen wir noch zusammen Mittag. Danach trennen sich unsere Wege. Ich entscheide mich weiterzugehen, die paar Kilometer sind zu wenig. Es ist wieder einmal sehr schade, die Gruppe zu verlassen, aber Greg und Daniel machen morgen sowieso Pause unddie Mädels (Kim und Lena) haben zu schwer mit ihren Knien zu kämpfen. Alles in allem kann ich das Tempo nicht halten, sonst muss ich doch noch Sonderurlaub beantragen.
    Also gehe ich weiter, lerne auf dem Weg Claire aus Frankreich kennen, verlasse sie allerdings an der Herberge in San Nicolas, da sie noch geschlossen ist und ich knapp zwei Stunden warten müsste. Eine mehr oder weniger kluge Entscheidung, da die Herberge anscheinend ein weiteres wirkliches Kleinod des Weges darstellt. So gehe ich weiter in den nächsten Ort und treffe Andreas wieder sowie Bea und Catia, mit denen ich mich kurz in Castrojeritz unterhalten habe. Wir vier, Nick und ein spanisches Pärchen bestellen für den Abend Paella vor.
    Das wiederum war eine kluge Entscheidung, da an selbstgemacht und hervorragend schmeckend für nur vier Euro inkl. zwei Flaschen Wein wirklich gar nichts auszusetzen

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