Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)
sie zurückzuführen sind, bestätigt sich nicht. Es waren Schulklassen, die für den Mangel an Betten gesorgt haben. Jedem sei das Bett gegönnt, aber es ist wirklich ärgerlich, wenn man um 14:00 Uhr in einem Dorf mit nachweislich mehreren Herbergen ankommt und die ersten zwei per se ausscheiden, weil sie vorab komplett gebucht wurden. Alex und ich haben in der Dritten Glück und bekommen eines der letzten Betten. Für uns war es nur ärgerlich, andere hatten weniger Glück und mussten Hotelzimmer buchen. Ich habe zwar nicht mitbekommen, dass jemand kein Bett bekommen hat, aber bei der damaligen Ressourcenmangelverwaltung gehe ich stark davon aus. So bleibt halt im Nachgang eine Mischung aus dem guten Eindruck, den die Gruppe durch ihr positives Verhalten an den Tag gelegt hat, und der Tatsache, dass 40 Leute nun einmal auch Krach für 40 machen. Wenn man alleine oder in Kleinstgruppen unterwegs ist, ist es angenehmer, ihnen nicht zu begegnen. Aber ich denke unsere Gruppe von 4-8 Personen ist dem ein oder anderen auch nicht nur in guter Erinnerung geblieben. Man denke nur an die abendlichen gegensätzlichen Ansichten in Bezug auf Fenster oder Türen. Zurück zum Geschehen: Es ist 14:30 Uhr, Alex und ich haben unsere Kojen gesichert und ich werde melancholisch. Alle sind verstreut, Alex und ich übrig und es sieht danach aus, dass auch keiner mehr kommt. Die Herberge ist voll! Das ist nicht nach meinem Geschmack. Doch die Tür geht auf und Jacqueline erklärt freudestrahlend, dass sie das letzte Bett ergattert hat. Catia, die später kommt, wird abgewiesen. Zumindest sind wir zu dritt und Catia ist auch irgendwo in der Stadt. So waschen wir erst einmal und ich mache mich auf die Suche nach einem Friseur. Mir sind die Haare wieder zu lang und ich will einekomplette Rasur. Dann habe ich zumindest ein paar Tage länger Ruhe. Ich finde direkt gegenüber der Herberge einen kleinen Friseur, der immerhin mit einem Elektrorasierer aufwarten kann, aber eine richtige Rasur machen sie hier auch nicht. Ich mache für 17:30 Uhr einen Termin und mich mit Jacqueline auf den Weg zum Einkaufen. Wir treffen dann doch noch bekannte Gesichter: Joy und Karl-Heinz im Supermarkt, die beiden Hamburger Mädels auf der Suche nach einem Zimmer – sie sollten auch noch eins bekommen – und dann Nikki, die in der öffentlichen Herberge untergekommen ist und berichten kann, dass Andreas und Catia ebenfalls dort sind. Annina hat ebenfalls ein Zimmer bekommen. Wir verabreden uns für 19:30 Uhr zum Essen, Jacqueline erklärt sich bereit den anderen Bescheid zu geben. Ich gehe erstmal zum Friseur, bekomme sogar noch eine „Haarwäsche“ für meinen getrimmten Schädel und ein Feuerzeug mit Taschenlampe und Namenszug des Friseurladens. Ich hab ja auch nicht schon genug Krempel dabei … ich bedanke mich artig und gehe schnurstracks in den Waschraum der Herberge und erledige nun den Rest mit meinem Nassrasierer. So blank poliert fühle ich mich doch wieder besser. Es bleibt noch Zeit, den Blog ein bisschen zu ergänzen, wie schon bemerkt reicht es allerdings in den Tagen nur für Anfang und Ende, sowie die Kilometer der einzelnen Tagesetappen. Der Rest wird mir zu viel.
Ich gehe frühzeitig zum Abendessen und wen treffe ich? Die Österreichertruppe, die drei Amerikanerinnen und und und. Es ist doch erstaunlich, wie man sich nachmittags mit dem Dorf noch gar nicht anfreunden kann und eigentlich nur weiter möchte und vier Stunden später ist man mitten unter bekannten Gesichtern und freut sich des Lebens. Wir essen zu siebt (Catia, Annina, Nikki, Alex, Andreas, Jacqueline und ich) zu Abend und ich gehe gut gelaunt ins Bett.
11.06.: Triacastela – Sarria (25,9km)
Jacqueline, Alex und ich frühstücken heute Morgen gemeinsam in der gleichen Bar, in der wir auch gestern zu Abend gegessen haben. Jacqueline macht genau das, was ich in diesem Urlaub gelobt habe, nicht zu tun – sie plant! Ich kann sie mehr als verstehen, aber hier plane ich definitiv nicht über die nächsten zwei Essen hinaus. Aufgrund der Etappenkonstellation entscheidet sie sich für die kürzere Wegalternative, um dann vielleicht noch ein oder zwei Orte weiter zu gehen, weil die Bettensituation in Sarria nicht viel hergeben soll. Alex und ich wollen der längeren Wegempfehlung folgen … ein Bett haben wir immer bekommen. Ich habe keine Lust mich verrückt zu machen, oder meinen Tagesablauf nach eventuell knappen Betten zu richten. Also trennen sich unsere Wege. Alex und ich
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