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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Sedlacek
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für sie sehr abgehakt und fast aggressiv an. Uns fehlt die Melodie in der Sprache, manchmal aber auch Gott sei Dank die Lautstärke Kurz vor Sarria merke ich, dass mit meinem Zahn irgendwas nicht stimmt. So scharfkantig habe ich ihn nicht in Erinnerung. Irgendwas musste mir ja passieren. Mist! Ändern kann ich nichts daran, Schmerzen habe ich keine. Also kümmere ich mich nach einigem Überlegen dann doch nicht darum. Erst wenn es akut wird, so entscheide ich, gehe ich zum Arzt. Auf Spanisch mein Problem erörtern und dazu einem Arzt vertrauen, den ich nicht kenne und wahrscheinlich nicht verstehen werde, ist mir dann doch zu viel. Zumindest so lange es nicht sein muss. Wir haben heute knappe zwei Stunden Pause gemacht und sind trotzdem völlig fertig, als wir in Sarria ankommen. Die öffentliche Herberge ist voll. Dafür bekommen wir einen Tipp von einem anderen Pilger und finden so eine private Herberge mit frisch bezogenen Betten und kompletter Bettgarnitur. Das wird eine Nacht werden! Catia erhältan dem Abend noch eine SMS, dass Sandy und auch Jacqueline schon in Moimentos (Mercadoiro) sind – eine ganze Tagesetappe vor uns … die spinnen die Österreicher. Da ist uns die Dame doch mal eben unter Nutzung der kürzeren Wegalternative 20 km voraus. Wir essen noch zu Abend, treffen Steve, Stephan, Paulette, die anderen Österreicher. Helmut und Klaus, diverse andere, uuuuund – ja zu meinem ganz persönlichen Tageshighlight zählend – auch Hannes und Peter wieder. Ich schlafe heute hervorragend, zumindest bis zum Wecken!

12.06.: Sarria – Portomarin (23,3km)
    Tja so ist das. Gestern Nachmittag den netten Tipp von dem freundlichen Opi für die Herberge bekommen, dann gestern Abend auch noch gut mit ihm unterhalten, muss ich ihn als wir später in unseren Schlafraum gehen – die anderen Pilger schlafen schon – anzischen … die Knalltüte wollte allen Ernstes auf den Lichtschalter drücken und das um halb elf. Leute gibt‘s! Dazu gelernt hat er ja, das Licht lässt er heute Morgen aus. Aber mit seiner Kopftaschenlampe spielt er Disco und sein Lichtstrahl geistert hektisch quer durch den Raum … unter anderem trifft er auch mein Gesicht. Nun bin ich wach, vielen Dank auch. Es gibt wirklich unsensible Menschen, oder sind sie einfach sozial völlig inkompetent? Ich kann nicht verstehen, wie solch simple Dinge so schwer zu begreifen sind. Wir gehen nach unserem Frühstück los. Andreas schafft es nicht, heute Morgen zu uns zu stoßen. Es fährt, wie gesagt, Sonntags kein Bus. So gehen Nikki, Catia, Annina, Alex und ich los. Meine Erkältung macht mir zu schaffen, es kommt außer dem Kratzen im Hals auch noch Husten dazu. Wir zelebrieren wieder unser zweites Frühstück. Vom Weg nehme ich heute wenig wahr. So herausragend ist er gerade nicht und ich merke, dass ich nicht komplett fit bin. Das einzig Schöne am heutigen Tag ist unsere Truppe.
    Wir passieren die 100 km-Marke; eigentlich ein Fake, weil sich der Weg in den letzten Jahren geändert hat und es nun sechs Kilometer mehr sind. Ich hole trotzdem den Cilantro raus und wir trinken auf unseren letzten Abschnitt. Sandy meldet sich mehrmals bei Catia per SMS. Ich bin aber einfach platt und habe eigentlich aufgegeben, ihn nochmals zu treffen. Er will unbedingt am 15. Juni Santiago erreichen. Für uns, bei unserem derzeitigen Tempo, nicht möglich. Für mich schon gar nicht. Die Erkältung zieht zu viel Energie. Und ich habe schon gar keine Ambitionen, ständig irgendwas zu tippen und über ungelegte Eier zu sprechen. Ich werde wandern und fertig. Irgendwie bin ich sauer auf mich und die Situation. Schließlich wollte ich mit Sandy Santiago erreichen. Nikki ist am Nachmittag ein Stück weit voraus und fängt uns bei unserer Ankunft in Portomarin an der öffentlichen Herberge ab. Wir wollen kochen, doch die Öffentliche hat keine Küche, dafür aber die andere, die 20m weiter entfernt liegt. Nach dem üblichen Pilgerkram (Credential abstempeln lassen und zahlen, Betten beziehen, duschen, waschen) lege ich mich erstmal ins Bett. Die anderen ruhen sich auch aus. Wir haben abgemacht, gegen 19:00 Uhr für‘s Abendessen einkaufen zu gehen. Aber die Rechnung geht nicht auf. Catia berichtet nach einer kurzen Stippvisite in der Stadt, dass die Küche unten zwar existiert. Doch die geräumigen Schränke sind leer. Nur ein völlig in die Jahre gekommener Topf, kein Teller, kein Besteck, von anderen Küchenutensilien ganz zu schweigen. Na das ist ja mal ein 6er im

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